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Nidwalden

Sind Zecken in Hergiswil eine unterschätzte Gefahr?

Gibt es in Hergiswil Zecken und wie gefährlich sind diese? Maturand Dominic Dahinden (18) betritt biologisches Neuland – und liefert erstaunliche Antworten.
Dominic Dahinden testet Zeckenmittel an einem mit Zecken befallenen Büschel Hundehaare. (Bild: Kurt Liembd (Stans, 20. Dezember 2019))

Kurt Liembd

Es erstaunt immer wieder, mit welcher Akribie und Professionalität junge Leute naturwissenschaftliche Themen angehen. So auch Dominic Dahinden (18), der mit seiner Maturaarbeit gar biologisches Neuland betrat, indem er die Zeckensituation in seinem Wohnort Hergiswil untersuchte.

Dazu betrieb er viel Aufwand und forschte nicht nur danach, ob es in Hergiswil überhaupt Zecken gibt und wie gefährlich diese sind, sondern ebenso, welche Faktoren die Einstellung der Nidwaldner Bevölkerung zur Zeckenimpfung haben.

Sein Hund gab den Ausschlag

Doch wie kommt ein 18-jähriger Teenager überhaupt dazu, sich mit einem solch schwierigen Thema zu befassen? «Die Natur und ihre Lebewesen faszinieren mich seit meiner Kindheit», sagt der junge Naturforscher. Den Entscheid für die Wahl seines Maturathemas aber gab sein Hund Ayro, ein Golden Retriever.

Dominic Dahinden erzählt: «Nach ausgedehnten Spaziergängen krabbeln auf seinem Fell häufig mehrere Zecken. Deshalb interessierte mich die Frage, wo er sich diese Zecken einfängt und ob von diesen unscheinbaren kleinen Tieren auch eine Gefahr für uns Menschen ausgeht.» Bevor er diese Frage wissenschaftlich angehen konnte, musste er sich viel Grundlagenwissen über Zecken aneignen, zum Beispiel die Anatomie der Zecken, deren Lebenszyklus, Jagdverhalten, übertragbare Krankheiten und Verbreitung in der Schweiz. So gibt es Zecken in verschiedenen Ausprägungen und Grössen wie Larve mit sechs Beinen, Nymphe mit acht Beinen, adulte Zecke (erwachsene Zecke) und die vollgesogene adulte Zecke, welche durch die Blutaufnahme etwa viermal grösser ist als eine normal adulte Zecke und etwa zehnmal grösser ist als eine Nymphe.

Was die Ansteckung betrifft, konzentrierte sich Dahinden auf zwei mögliche Krankheiten – die durch Bakterien übertragene Borreliose und die von einem Virus übertragene Meningoenzephalitis (Hirnhaut- und Gehirnentzündung). Beide Krankheiten können bei Nichtbehandlung im schlimmsten Fall zu schweren Behinderungen oder gar zum Tod führen.

Vier Monate nach Zecken gesucht

Er machte umfangreiche Feldversuche und musste dafür einige Hilfsmittel gar selbst konstruieren. Besonders wichtig war ihm der Bau einer «Zeckenfahne», um damit möglichst viele Zecken in kurzer Zeit einzufangen. Dieses Baumwolltuch zog er über den Boden, sodass die Zecken haften blieben.

Die gefundenen Zecken sortierte er in Plastikbehältern und Glasröhrchen und analysierte sie im Labor auf Borreliose und Meningoenzephalitis. Während vier Monaten schritt er jede der fünf Teststrecken monatlich ab und mass dabei ebenso Tageszeit, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Temperatur sowie Anzahl und Grösse der gefundenen Zecken. Die fünf Testgebiete waren Renggpass (Lopper), Idyllweg, Steinibachweg, Spiel- und Sportplatz Schulhaus Matt und Haltiwald. Resultat des Feldversuchs: Er fand 103 Zecken, davon 65 im Haltiwald, 34 am Renggpass und vier am Steinibach. An den übrigen zwei Orten fand er keine.

Dominic Dahinden untersuchte die Zecken auf Gefährlichkeit sowie die Wirksamkeit von Zeckenschutzmitteln. Dabei stellt er fest, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seiner Empfehlung nicht unterscheidet zwischen chemischen und typischen Hausmitteln. So fand er mit einer eigens konstruierten Versuchsanordnung heraus, dass zum Beispiel Kokosöl als Zeckenschutz wenig geeignet ist, obwohl dieses von Hundehaltern empfohlen wird.

Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht

Besseren Schutz bieten handelsübliche Mittel oder ätherische Öle von Thymian, Lavendel oder Teebaum. Doch er räumt auch ein, dass für aussagekräftigere Resultate seine Übungsanlage zu klein sei. Eines aber ist klar: «Kein Zeckenschutzmittel bietet einen hundertprozentigen Schutz.»

Dabei ging Dahinden aber noch viel weiter und befasste sich auch mit dem Impfen, indem er 300 Personen zu ihren Kenntnissen über Zecken und zu ihrer Impfbereitschaft befragte. Die Auswertung analysierte er nach verschiedenen Parametern wie Alter, Geschlecht, Bildung und gar politische Einstellung. So fand er zum Beispiel heraus, dass die Impfbereitschaft bei FDP- und SVP-Personen deutlich höher ist als bei Grünen.

Zurück zur Hauptfrage, ob Zecken in Hergiswil eine unterschätzte Gefahr sind. Dahindens Fazit: «Nein, aber...» Es müsse jedem Einwohner von Hergiswil jedoch bewusst sein, dass es an drei von fünf der getesteten Standorten Zecken gebe und dass jeder Zeckenstich potenziell gefährlich sei. «Bei bewusstem Verhalten im Freien und wenn man sich entsprechend schützt, sind Zecken aber keine unterschätzte Gefahr und das Risiko einer Infektion ist relativ gering», so seine Erkenntnis.

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