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Nidwalden

Sie unterstützen junge Leute in Krisensituationen – seit 20 Jahren

Der Verein Spuntan feiert Jubiläum. An der Idee, jungen Erwachsenen in Lebenskrisen zu helfen, hat sich bis heute nichts geändert. Hingegen machten Modell und Finanzierung des Angebots mehrere Entwicklungen durch.
Geschäftsleiterin Ursula Liem in einem der WG-Zimmer von Spuntan. (Bild: Oliver Mattmann (Stans, 18. September 2018))

Oliver Mattmann

Der Verein Spuntan bietet seit 20 Jahren ein Auffangbecken für Jugendliche und junge Erwachsene in Krisensituationen, die eine Begleitung erfordern. So wie es im Prinzip auch viele andere Institutionen respektive Heime in der Region tun. Und doch ist in den beiden Wohnungen mit fünf Betreuungsplätzen im alten Spittel alles ein bisschen anders. Die Büros der Sozialpädagogen sind Teil der «Wohngemeinschaft», der Rahmen entsprechend familiär. Und noch etwas hebt Geschäftsleiterin Ursula Liem im Vergleich mit grösseren Institutionen hervor: «Durch unsere Kleinheit können wir sehr individuell auf die Entwicklung und Bedürfnisse unserer Klienten im Alter von 16 bis 22 Jahren eingehen.» Fünf Mitarbeiter teilen sich 240 Stellenprozente auf. In dieser Form sei das Angebot in Nidwalden einmalig.

Die Gründe, die zu einem Aufenthalt im Spittel führen, sind vielschichtig. «Meistens ist es ein ganzes Paket an Herausforderungen, warum Menschen mit ihrer Situation überfordert sind», hält Ursula Liem fest. Dies können schwierige Familienkonstellationen, ein Migrationshintergrund oder sonstige belastende Lebensereignisse sein. Die jungen Leute tragen in ihrem Rucksack diese Erfahrungen mit und stecken gleichzeitig in einer Schule, Ausbildung oder im Beruf, wo sie tägliche ihre Leistung abrufen müssen. «Ein Aufenthalt bei uns ist ein weiterer Versuch, mit der schwierigen Situation klarzukommen, wenn andere, weniger einschneidende Massnahmen nicht gefruchtet haben», erklärt die Geschäftsleiterin. «Wir versuchen, sie zu stabilisieren und sie zu begleiten mit dem Ziel, eine grösstmögliche Selbstständigkeit zu erreichen», so Ursula Liem. Im Durchschnitt bleiben die Klienten etwa ein Jahr in der Wohngemeinschaft.

Verein ist weiterhin auf Spenden angewiesen

An der Zielsetzung des Vereins mit inzwischen rund 250 Mitgliedern hat sich bis heute nichts geändert, hingegen wurde das Angebot den Anforderungen der Zeit angepasst. Der erste Vorstand führte in den Anfängen im Jahr 1998 auch den Betrieb, unterstützt von Freiwilligen sowie einer Leiterin. In der damaligen «Notaufnahme» blieben Jugendliche ein paar Tage oder Wochen. Später folgte ein begleitetes Wohnen als Zweitangebot für mittel- und längerfristige Platzierungen. Möglich war all dies nur dank Ehrenamtlichkeit und vielen privaten Spenden sowie Beiträgen der beiden Landeskirchen, mit denen bis heute Leistungsvereinbarungen bestehen. Der Betreuungsbedarf brachte die Struktur aber immer mehr an ihre Grenzen. Dies gab dem Vorstand den Anstoss, die Notaufnahme 2014 als solche zu schliessen, den Fokus auf die begleitete Wohnform zu legen und diese zu erweitern und zu professionalisieren. Zwei Jahre später folgte mit dem Beitritt zur interkantonalen Vereinbarung für soziale Einrichtungen ein Meilenstein. Mittlerweile weisen Behörden die Klienten zu. Der Wohnkanton – das ist in vielen Fällen Nidwalden, Obwalden oder Luzern – kommt für einen Grossteil der Kosten auf, den Rest hat die Familie oder je nach Situation die Gemeinde zu tragen. Ein Tag im Spittel mit Betreuung, Essen und Wohnen kostet 250 Franken. «Bei einem durchschnittlichen Betreuungsaufwand ist dieser Betrag kostendeckend», sagt Ursula Liem. Doch es gebe auch immer wieder anspruchsvollere Fälle, die zeit- und kostenintensiver seien, weshalb der Verein nach wie vor auf Spenden angewiesen ist.

Auch wenn die fünf Zimmer im Spittel derzeit nicht voll ausgelastet sind, so ist das Angebot nicht mehr wegzudenken. «Wir sind uns Schwankungen gewohnt, wir können mit den Pensen flexibel darauf reagieren», so Liem. 2017 etwa sei die Auslastung «mit sehr intensiven Fällen» überdurchschnittlich hoch gewesen. Und die vielen Anfragen zeigen, dass der Bedarf nach wie vor gegeben ist.

Die Geschäftsleiterin zollt den damaligen Initianten sowie allen zwischenzeitlichen Vorstandsmitgliedern grossen Respekt. «Sie haben erkannt, dass gerade Jugendliche im Übergang zum Erwachsenwerden auf externe Unterstützung angewiesen sind. In diesem Alter werden wichtige Weichen gestellt.» Es sei mutig gewesen, für die Einrichtung einzustehen, da man auch mit Widerständen zu kämpfen hatte, weiss Ursula Liem, die seit zehn Jahren als Leiterin dabei ist, aus Gesprächen mit den Initianten. «Nur dank ihnen und vielen guten Geistern, das fängt bei den Freiwilligen an und geht bis zu 10-Franken-Spendern, ist es möglich, dass wir das 20-Jahr-Jubiläum feiern können.»

Öffentliche Jubiläumsfeier: Samstag, 22. September, 10.30 bis 16 Uhr im Senkel Stans, mit Vorträgen, musikalischer Unterhaltung und Live Painting. www.spuntan.ch

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