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Nidwalden

Projekt im Stanser Turmatt-Schulhaus: Keiner zu klein, ein Baumeister zu sein

Ein ganzes Schuljahr beschäftigten sich die 1. und 2. Klassen des Stanser Turmatt-Schulhauses mit dem Thema «Bauen» – und brachten mit ihren Fragen auch Fachleute ins Schwitzen.
Lehrerin Martina Kobi und Bauleiter Philipp Bissig erklären die Bauabläufe im Neubau.Bild: Philipp Unterschütz (Stans, 4. Juli 2019)

Philipp Unterschütz

Es geht zu, wie in einem Bienenhaus. Rund 40 Kinder der 1. und 2. Unterstufe des Stanser Turmatt-Schulhauses schwirren auf der Baustelle am Stanser Neuweg herum. Im Zentrum, immer geduldig und immer mit einem Lächeln, beantwortet Architekt und Bauleiter Philipp Bissig (42) die Fragen der wissbegierigen Schar. Er erklärt wie der Schreiner die Küche einbaut, zeigt Plattenleger und Elektromonteure bei der Arbeit und erklärt die Räume auf den drei Stockwerken des Neubaus.

Das Haus am Neuweg hat die sieben- und achtjährigen Kinder ein ganzes Schuljahr als Thema «Bauen» begleitet. Begonnen hat es eigentlich im vergangenen September, als die Kinder erstmals dort waren. Das Haus stand damals kurz davor, einem Neubau weichen zu müssen, erwachte aber in seinen letzten Tagen nochmals zu neuem Leben für Recycling, Sprayer und junge Künstler. «Wir durften im ganzen Haus die Wände anmalen, wie wir wollten», erinnert sich Noel (8) mit leuchtenden Augen. Man spürt noch jetzt seine Begeisterung.

Forschen, planen, zeichnen, schreiben

Mittlerweile sind die Kinder zum dritten und zugleich letzten Mal hier – der Neubau steht kurz vor der Fertigstellung. Nach dem Malen verfolgten die Schülerinnen und Schüler den Abbruch – wobei der Journalist von ihnen schon mal belehrt wird, dass sie gelernt hätten, dass es richtigerweise Rückbau und nicht Abbruch heisse! Später besuchten sie den Rohbau und lernten die beim Hausbau benötigten Materialien kennen wie Zement, Beton, Backsteine, Dämmungen, Holz-Dachstuhl, Ziegel und Fenster. Am Donnerstag folgte der Schlussbesuch im fast fertigen Haus. Dazu gab es viele Schulstunden, in denen Handwerker – oft die Väter der Schulkinder – ihren Beruf vorstellten. Die Kinder lernten, wie Tiere ihre Behausungen bauen oder wie unterschiedlich Menschen auf der ganzen Welt leben. Sie bauten selber im Wald einfache Hütten. Kurzum: Sie forschten, planten, zeichneten, schrieben Geschichten, beobachteten und wurden selbst zu kleinen Baumeistern.

«Weil wir immer wieder zum Neuweg kommen konnten, war das Thema für die Kinder natürlich sehr konkret und erfassbar», sagt Lehrerin Martina Kobi, die mit zwei Klassen und Begleitpersonen bei Philipp Bissig im Neubau zu Gast ist.

«Es war toll, wie wir mit dem Thema einen Bogen über verschiedenste Fächer spannen konnten.»

Alle Kinder hätten irgendwo Themen und Aktivitäten gefunden, die sie besonders gepackt hätten. Auf grosses Interesse sei gestossen, wie die Menschen andernorts auf der Welt leben würden und die Gegensätze zwischen arm und reich. Für die Kinder selbst, waren natürlich das Forschen und die Aktivitäten im Wald besonders spannend. So erzählt Meret (7) begeistert, wie sie mit ihrer Gruppe die Blattschneidebiene – eine ganz spezielle Bienenart – erforscht habe. Diese baue ihre Nester ganz anders, als unsere herkömmlichen Bienen. Sie grabe Löcher, staffiere diese mit Blättern aus, lege dann ihre Eier hinein und fülle es mit Honig auf. Und Noel berichtet von einem Vogelnest, das die Schüler im Wald gebaut und mit Moos ganz weich und bequem ausgestattet hätten.

Ein ganz neues Erlebnis war die Arbeit mit den Kindern für den Beckenrieder Architekten und Bauleiter Philipp Bissig, der – selber Vater von zwei Kindern – auf die Anfrage der Schule im vergangenen Jahr spontan zugesagt hatte.

«Es war eine spannende Erfahrung, die überraschenden Fragen der Kinder waren richtig erfrischend.»

Für ihn sei der Aufwand eher gering gewesen, der Nutzen für die Kinder dafür umso grösser. Sie hätten genau wissen wollen, was die Handwerker machen, warum die Briefkästen zugeklebt seien, warum die Elektroleitungen blau und die Sanitärleitungen schwarz seien, wie das Laser-Messgerät funktioniere, warum es am Gerüst so viele Stängeli habe und, und, und.

Maschinen faszinieren besonders

An diesem letzten Besuchstag zeigte sich noch eine andere Faszination der Kinder: Maschinen. Kaum war in einem Raum das Geräusch eines Gerätes zu hören, war das Interesse der ganzen Schar geweckt. «Baustellen sind für Kinder halt nur von aussen alltäglich, rein dürfen sie ja in der Regel nicht», erklärt Philipp Bissig die Faszination. Dass bei den Kindern sicher einiges hängen bleibt, zeigte sich auch, als Noel erzählt, dass er in den Ferien in Griechenland auch auf die Baustellen achten werde. «Ich schaue dann, ob sie es gleich machen wie hier.»

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