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Nidwalden

Ohne Herzblut keine Nidwaldner Brattig

Der 160. Nidwaldner Kalender ist da. Hinter den Kulissen weibeln jeweils mehrere Heinzelmännchen für das Werk. Einer von ihnen ist Rolf Scheuber. Er selber wirkt zum 20. Mal mit.
Rolf Scheuber blättert im Nidwaldner Kalender 2019. (Bild: Corinne Glanzmann (Stans, 13. November 2018))

Oliver Mattmann

Marco Odermatt (20) hat Anfang des Jahres auf den Rennpisten in Davos Historisches geleistet: Der Buochser gewann als erster Athlet fünf Goldmedaillen an einer Junioren-Ski-WM. Vieles ist seither über die Nachwuchshoffnung geschrieben worden, Vergleiche mit den ganz Grossen im Weltcup wurden angestellt. Doch wie tickt der Blondschopf eigentlich? Und welche Rolle spielt das Elternhaus in der Förderung seiner Karriere? Die Antworten dazu finden sich im neusten Nidwaldner Kalender, der in diesen Tagen durch ein bewährtes Team rund um Verleger Martin von Matt und Chefredaktor Christian Hug herausgekommen ist. Autorin Daniela Imsand hatte sich in Marco Odermatts Stube auf Spurensuche gemacht.

Auf dem Ski-Talent liegt ein Fokus in der Brattig, wie der Kalender im Volksmund genannt wird, aber bei weitem nicht der einzige. Erneut überzeugt das Werk mit einem Mix aus Geschichten aus dem vielfältigen Leben im Kanton. Etwa über das Traditionshandwerk der Alpkäser, oder über die Aufgaben einer Ausstellungskuratorin oder mit ersten Einblicken ins Gedenkjahr für zwei bekannte Beckenrieder: Poet Walter Käslin und Troubadour Urs Zumbühl.

Als Anfrage kam, musste er nicht lange überlegen

Abwechslungsreich präsentieren sich auch die Erzählformen der einzelnen Artikel. Mal kommen diese wie beim Schnittpunkt Atelier schwerpunktmässig als Bild-Story rüber, mal fein strukturiert und anschaulich als Wissen vermittelnder Beitrag wie bei der Rundschau zum einheimischen Holzgewerbe. Abgerundet wird die Brattig in bekannter Manier mit der Jahreschronik und Freizeit-Tipps. An dieser Chronik, die eine akribische Arbeitsweise vor-aussetzt, hat ein Mann grossen Anteil: Rolf Scheuber, der auch zum Redaktionsteam gehört. Er ist ein guter Freund von Martin von Matt, und als dieser vor zwanzig Jahren auf ihn zukam und um Hilfe bat, um das Werk seines Vaters weiterzuführen, musste Scheuber nicht zweimal überlegen: «Das ist ein klarer Fall, ich mache mit», habe er ihm geantwortet. Inzwischen ist der Kalender für Rolf Scheuber zum «Herzblut-Projekt» geworden. Der Pensionär, der früher eine Kommunikationsagentur führte, ist auch für Pro Senectute, den Freundeskreis Kloster St. Klara oder das Theater Stans aktiv, doch die meisten Stunden investiert er in die Brattig. Ehrenamtlich versteht sich: «Würde man allen Mitwirkenden einen Lohn bezahlen, wäre der Kalender wirtschaftlich nicht tragbar.»

Darum und auch wegen des unermüdlichen Engagements von Martin von Matt könne man heuer die 160. Ausgabe in den Händen halten. Aus Sicht von Scheuber hat die Publikation einen «unverzichtbaren» Wert, auch als Nachschlagewerk. Er glaubt, es würde ein «Aufschrei durch Nidwalden» gehen, sollte es die Brattig einmal nicht mehr geben. Und auch dem 76-jährigen Stanser würde etwas fehlen. «Die Chronik zusammenzutragen ist natürlich eine Fleissarbeit, aber dennoch ungemein spannend.» Es sei extrem, was sich in so einem kleinen Kanton innerhalb eines Jahres alles ereigne. Er könnte mit der Chronik alleine ein Buch anfertigen. Die grosse Herausforderung sei es, die Geschehnisse kompakt aufs Wesentliche zu reduzieren, ohne dass der Charakter einer Chronik verloren gehe. Wetten, dass der Leser wie der Autor selbst das eine oder andere Aha-Erlebnis haben wird, wenn er beim Durchblättern des Jahresrückblicks etwas antrifft, das in der heute schnelllebigen Zeit bereits wieder in Vergessenheit geraten war?

«Nidwaldner Brattig 2019»: erhältlich in der Buchhandlung von Matt in Stans und ausgewählten Verkaufsstellen im Kanton. Preis: 20.– (mit Autorenverzeichnis 28.-). Der Kalender kann am Mittwoch auch am Stanser Markt an den Ständen unserer Zeitung und der Buchhandlung bezogen werden.

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