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Nidwalden

Nidwaldner Spitalhochzeit rückt rasant näher

Ein interessiertes grosses Publikum liess sich übers geplante definitive Zusammengehen der Spitäler Nidwalden und Luzern informieren.
Wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur geplanten Hochzeit: Unterzeichnung des Aktionärsbindungsvertrags zwischen den Gesundheitsdirektoren Michèle Blöchliger (Nidwalden) und Guido Graf (Luzern). (Bild. Corinne Glanzmann, Stans, 07. November 2018)

Markus von Rotz

Benno Fuchs, CEO des Kantonsspitals Luzern, und Urs Baumberger, in gleicher Funktion beim Kantonsspital Nidwalden tätig, strotzten am Montag am öffentlichen Informationsabend in Stans vor Wertschätzung und gegenseitiger Sympathie. Was aber, wenn dereinst in Luzern ein anderer Chef am Ruder sein sollte, der den Nidwaldnern nicht so gut gesinnt ist? Das war eine rhetorische Frage an diesem Abend. Dahinter steckte die unausgesprochene Aufforderung, dass sich Nidwalden absichern und die Details gut regeln soll, um nicht überfahren zu werden.

Was die «Spital-Heirat» mit Luzern bedeute, war der Titel über dem Abend, an dem 120 interessierte Besucher teilnahmen. Gesundheitsdirektorin Michèle Blöchliger gab die Antwort in ihrer kurzen Einführung: Die Beweggründe der Vision Lunis (Spitalregion Luzern/Nidwalden) von 2009 seien noch immer gültig: Man wolle eine «qualitativ hochstehende Versorgung» in einem regionalen Verbund, damit man «die knappen Ressourcen möglichst optimal einsetzen» und sich konsequent vernetzen könne.

«Wenn man acht Jahre verlobt ist und immer noch heiraten will, macht man es wohl schon richtig. Wir kennen uns inzwischen sehr gut.»

Hanspeter Kiser, Spitalrat

Hanspeter Kiser, Spitalrat beider Häuser, betonte, damit zwei öffentlich-rechtliche Anstalten wie die zwei Spitäler über die Kantonsgrenze hinweg zusammenarbeiten könnten, brauche es eine Aktiengesellschaft. Dieser Weg sei «die mit Abstand vorteilhafteste Lösung für die Bevölkerung von Nidwalden», zeigte sich der Stansstader Unternehmensberater überzeugt. Die Mitsprache- und Vetorechte des Kantons Nidwalden seien klar geregelt, auch die Vertretung im künftigen Verwaltungsrat. Man wähle je die Form der sogenannten gemeinnützigen AG, was bedeute, dass die Besitzerkantone nicht unendlich Kapital rausziehen könnten. Die erwirtschafteten Mittel wolle man wieder ins Spital investieren. «Die Kantone könnten maximal 1,5 Prozent Dividende herausnehmen.» Das wären 150000 Franken, davon 40 Prozent für Nidwalden gemäss vereinbartem Aktienkapitalanteil, so Kiser.

«Luzerner Kantonsspital nimmt den Nidwaldnern nichts weg»

Die CEO Benno Fuchs und Urs Baumberger hoben hervor, wie wichtig eine Zusammenarbeit mit kurzen Wegen sei und dass diese für beide Spitäler Vorteile bringe. «Wir bieten einen Riesenpot an Spezialisten, die auch in Nidwalden wohnortsnahe Leistungen erbringen können», betonte Fuchs. «Das Luzerner Kantonsspital nimmt den Nidwaldnern nichts weg, wir sind für den Kanton Luzern zuständig.»

«Früher leitete ein Chefarzt das Spital Sursee – nicht viel grösser als Stans –, heute haben wir für fast jedes Gelenk einen Spezialisten.»

Benno Fuchs, CEO Kantonsspital Luzern


Am Beispiel der Chirurgie zeigte Baumberger, wie Nidwalden von Spezialisten profitiere. Man habe in Luzern einen sehr guten Chirurgen geholt und in Stans zum Chefarzt gemacht, nun arbeite er zu 70 Prozent hier, in Luzern aber, wo seine Aufstiegschancen blockiert gewesen wären, arbeite er noch für den restlichen Teil seines Pensums, weil Nidwalden ihn nicht auslasten könnte. Das zeige, dass die «Hochzeit» mit Luzern dem Personal neben umfangreicherem Erfahrungsaustausch und erleichtertem Stellenwechsel auch bessere Karrieremöglichkeiten» bieten könne.

«Ich wäre enttäuscht, wenn das Referendum ergriffen würde. Wir würden uns damit selber eine Chance verbauen.»

Peter Waser, Landrat SVP


«Und muss ein Patient mal doch nach Luzern, dann sind wir via Informatik sehr gut vernetzt, um die nötigen Informationen schnell auszutauschen», betonte Baumberger. Mit der sogenannten Telemedizin könnte ein Spezialist in Luzern am Bildschirm aber auch einen Fall am Spital Nidwalden mitbeurteilen helfen, ohne dass jemand hin und her reisen müsse.

Im Landrat dürfte das neue Spitalgesetz durchgehen

Noch diesen Monat (siehe Kasten unten) berät der Nidwaldner Landrat über das Spitalgesetz, das die «Hochzeit» der beiden Spitäler ermöglichen soll. Das Geschäft dürfte durchkommen, wenn man auf die Aussagen der Fraktionsvertreter abstellt. Die FDP habe das Geschäft von Anfang an mitgetragen, sagte Landrat Ruedi Waser. «Für uns ist es wichtig, dass die medizinische Versorgung für die Zukunft gesichert werden kann, und das in einer bezahlbaren Form.»

«Ich halte das Bild vom Heiraten für falsch. Es geht nicht um eine Hochzeit, sondern um eine Übernahme durch Luzern. Macht das Sinn?»

Thomas Wallimann, Landrat Grüne


Auch die CVP befürwortet den Zusammenschluss laut Landrätin Alice Zimmermann. «Mittel- und langfristig kann das Spital so bestehen bleiben.» SVP-Sprecher Peter Waser brauchte das Bild von acht Jahren «wilder Ehe» und meinte, es sei «nun Zeit, nach dem Konkubinat für geordnete Verhältnisse zu sorgen.» Für die SVP gebe es keine Alternative, und er warnte später am Abend auch gleich davor, dagegen das Referendum zu ergreifen. Damit würde man nur unnötig Zeit verlieren.

«Wir sind 6o Landräte, vom Volk gewählt, um Entscheidungen zu treffen und nicht, um bei wichtigen Geschäften erst das Volk zu fragen.»

Ruedi Waser, Landrat FDP


Ob es ein Referendum gebe, liess Thomas Wallimann, Vertreter der Grünen, offen. Sicher werde man ein solches aber nicht aus Freude am Unterschriftensammeln ergreifen, sondern dann, wenn man sich etwa nicht sicher sein könne, dass das Personal gut gehalten sei im neuen Konstrukt. Er sei persönlich nicht sicher, ob die gewählte Rechtsform richtig sei, doch die Hochzeit sei «über kurz oder lang wahrscheinlich der Weg, wie wir das Gesundheitswesen organisieren müssen. Ich glaube aber, mit der Mitsprache Nidwaldens wird es vorbei sein.»

«Man hat rechtzeitig aus der Stärke heraus gehandelt und mögliche Entwicklungen der Zukunft gut vorausgesehen.»

Michèle Blöchliger, Gesundheitsdirektorin


Dem widersprach Ulrich Fricker, Präsident der beiden Spitalräte. So wähle etwa die Regierung den Verwaltungsrat wie heute den Spitalrat. Das sollen vorerst die gleichen Leute bleiben. Und Michèle Blöchliger wies darauf hin, dass die Nidwaldner Regierung nach wie vor den Leistungsauftrag formuliere und der Landrat diesen via Budget absegnen müsse mit den sogenannten gemeinwirtschaftlichen Leistungen. Auch was im Rahmen der neuen Immobilien AG, der die Räumlichkeiten des Spitals gehören, investiert werde, entscheide Nidwalden selber.

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