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Nidwalden

Neue Nidwaldner Steuersoftware stösst auf Widerstand

Erstmals kann man auch in Nidwalden die Steuererklärung vollständig digital einreichen. Doch zu E-Tax gibt’s nicht nur Lob.
Die Nidwaldner können ihre Steuererklärung seit diesem Jahr vollständig digital einreichen. (Bild: PD)

Matthias Piazza

«Katastrophal, nicht benutzerfreundlich»: Jost Barmettler lässt kein gutes Haar an der neuen Steuererklärungssoftware E-Tax, die der Kanton Nidwalden dieses Jahr eingeführt hat. «Ich habe E-Tax auf meinem PC installiert und versucht, damit zu arbeiten. Nach zahl­losen Stunden musste ich kapitulieren. Die Software ist unübersichtlich und kompliziert», beklagt sich der 77-jährige Beckenrieder. «Ich weiss auch von anderen Steuerpflichtigen, auch jüngeren, die mit E-Tax nicht zurechtkommen.»

Sein ganzes Leben habe er die Steuererklärung selbstständig ausfüllen können, in den vergangenen Jahren auch mit der digitalen und sehr benutzerfreundlichen Vorgängerversion «Nidwalden-Tax», die der Kanton seiner Meinung nach parallel hätte weiterbetreiben sollen. Sein Fazit: «Wer nicht alle Tricks mit Computern beherrscht, wird die Steuererklärung wohl nicht mehr selbstständig ausfüllen können. Büros, die Hilfe zum Ausfüllen der Steuererklärung anbieten, werden nun gegen gutes Geld Hochsaison haben.»

Die Hotline lief heiss

«Die Umstellung ist im Startjahr eine Herausforderung für alle Beteiligten», sagt darauf angesprochen Raphael Hemmerle, Leiter des Steueramtes Nidwalden. «Die Hotline wird gerne genutzt. Nebst praktischen Fragen, etwa zum Log-in, gab es auch Lob und ein paar kritische Anmerkungen.» Nach so kurzer Zeit seit dem Briefversand mit dem persönlichen Zugangscode für E-Tax sei es für ein aussagekräftiges Fazit noch zu früh. «Wir haben Verständnis, dass die Umstellung ins reine Online-Zeitalter nicht allen Steuerkunden gleich einfach fällt. Deshalb kann die Steuererklärung auf Wunsch nach wie vor in Papierform bestellt werden.» Etwa 920 Steuererklärungen seien schon digital eingereicht worden, 14 auf Papier.

Von E-Tax ist Raphael Hemmerle überzeugt. «Zwei Jahre nach der Einführung reichen schon über 90 Prozent der Obwaldner elektronisch ein, 60 Prozent davon via E-Tax. Und die Erfahrungen sind sehr erfreulich.» Hemmerle ist zuversichtlich, dass die neue Software nach einer Angewöhnungszeit auch in Nidwalden zum festen Bestandteil wird. Auch glaube er nicht, dass der Anteil jener, welche ihre Steuererklärung auf Papier ausfüllen, wieder ansteigen wird. Dieser lag in der Vergangenheit bei rund 15 Prozent.

Nidwalden verzichtet auf Kundencenter

Auch aus technischen und finanziellen Gründen sei es nicht möglich gewesen, die Vorgängerversion Nidwalden-Tax weiterzubetreiben. In Obwalden wurde bei der Lancierung von E-Tax in Sarnen ein Kundencenter eingerichtet, das im Schnitt täglich 25-mal besucht wurde, dazu kamen täglich 46 Anrufe. Auf ein solches Kundencenter zu verzichten, erachtet Raphael Hemmerle nicht als Versäumnis. Dies wäre in Nidwalden mit seinem vorwiegend dezentral organisierten Steuerwesen sowohl logistisch als auch finanziell eine grosse Herausforderung gewesen. «Informationen und Hilfe erhalten unsere Steuerkunden aber auf der Telefon- und E-Mail-Hotline wie auch bei den Steuerämtern des Kantons und der Gemeinden. Zudem haben wir unsere Website für E-Tax neu aufgebaut.» In aller Regel funktioniere die Software einwandfrei. «Natürlich gibt es noch ein paar Optimierungen, welche wir zusammen mit dem Lieferanten laufend umsetzen.»

Auch weitere Kantone stellen auf E-Tax um

680000 Franken hatte der Landrat im September 2018 für E-Tax bewilligt. Mit der Umsetzung war die Ringler-Informatik AG beauftragt. Das Baarer Unternehmen, das sich als einziges um den Auftrag beworben hatte, hat auch Obwalden ins papierlose Steuerzeitalter geführt. Gleichzeitig mit Nid­walden hat auch Solothurn auf E-Tax gewechselt. Derzeit laufen Ausschreibungen für die Web-Steuererklärung in Schwyz, Glarus und Uri.

Im Gegensatz zur Vorgängerversion Nidwalden-Tax kann man bei E-Tax mit jedem Gerät mit Internetzugang die Steuererklärung ausfüllen; egal, ob PC, Tablet oder Smartphone. Eine Software muss nicht mehr heruntergeladen werden. Anstelle der Formular-Eingabemasken treten nach Themen gegliederte Assistenten auf, welche durch die Fragen führen und auf Ab­züge hinweisen. Wegen der Datensicherheit durchlaufen die Anwender eine Zwei-Faktor-Authentifizierung mit SMS-Code, um sich anzumelden.

Internet: www.etax.nw.ch. Hotline: nw@etax.ch, 041 766 40 63.

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