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Nidwalden

Kirchen-Zukunft interessiert Nidwaldner

Zum 33. Geburtstag blickte die Katholische Arbeitsstelle Nidwalden in die Zukunft. Die Dominikaner-Schwester Ingrid Grave aus Ilanz hielt ein Plädoyer für Offenheit.
Die Teilnehmer des Podiums von links: Benno Büeler, Markus Limacher, Ingrid Grave, Silvia Brändle und Thomas Wallimann. (Bild: Marion Wannemacher (Stansstad, 9. November 2018))

Marion Wannemacher

«Wenn die Leute nicht in die Kirche kommen, muss die Kirche zu den Leuten gehen.» Es klingt so einfach und plausibel, was die Dominikaner-Schwester Ingrid Grave in ihrem Referat postulierte. Auch war sie an diesem Abend nicht im Ordenshabit unterwegs, sondern in schlichtem Blazer und Hose. Im Zürcher Niederdorf beispielsweise wolle sie nicht als «die Fernsehnonne» auftreten, weil ihr die Kleidung da zum Hindernis werde, berichtete sie. Bekannt geworden war sie durch die Moderation der «Sternstunden» und durch das «Wort zum Sonntag» im Fernsehen. In Stansstad nahm die 81-Jährige über die katholische Kirche kein Blatt vor den Mund, äusserte sich aber vor allem konstruktiv.

Klein angefangen und jetzt fünf Fachbereiche

Die Fachstelle KAN (Katholische Arbeitsstelle Nidwalden) hatte sie zu ihrem 33-Jahr-Jubiläum als Referentin eingeladen. Das Thema «Kirche – quo vadis» stiess offensichtlich auf Interesse. So war der Saal im Stansstader Oeki gut besetzt. Monika Dudle-Ammann, Vize-Präsidentin des kleinen Landeskirchenrates, erinnerte daran, wie die Fachstelle 1985 mit dem Aufbau der kantonalen Jugendseelsorge gegründet wurde. Sie habe klein begonnen und sich ständig weiterentwickelt. Heute habe sie ein breites Aufgabenfeld, sagte Dudle-Ammann. «In fünf Fachbereichen, nämlich der Diakonie, Jugendpastoral/Firmung 18, Katechese, Öffentlichkeitsarbeit und Pfarreientwicklung werden viele verschiedene wichtige Dienstleistungen wahrgenommen.» Es sei nicht einfach eine Fachstelle, sondern eine Dienstleistungs-, Animations-, Beratungs- und Koordinationsstelle.

Kirche mit Gottesdiensten vor leeren Bänken

Die Frage, warum man ausgerechnet das 33-Jahr-Jubiläum feiert, beantwortete Mirjam Würsch, in der Fachstelle zuständig, zur Begrüssung: Die Zahl 3 habe in ihrer religiösen Symbolik eine besondere Bedeutung. Für eine Fachstelle sei es ein gutes Alter, das man feiern könne. In den 33 Jahren habe sich aber die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft stark verändert. Die Kirche habe an Attraktivität verloren, der Gottesdienst vor leeren Bänken und fehlendes Personal sei an der Tagesordnung.

Welche Perspektiven die Kirche heute habe, damit befasste sich Schwester Ingrid Grave. Mit ihrer frischen und unkomplizierten Art brachte die gebürtige Norddeutsche, die seit 1960 der Dominikanerinnen-Gemeinschaft Ilanz angehört, die Zuhörer immer wieder zum Schmunzeln und Nachdenken. Sätze wie «Kirche ist da, wo Menschen Gott suchen» blieben hängen. Es gehe nicht um den Selbsterhalt der Kirche, diese habe sich mit den Menschen und den Zeiten zu wandeln. Allerdings bleibe sie Verwalterin eines unvergänglichen Schatzes, der Botschaft Jesu, des Evangeliums. «Aufbrechen aus alten Strukturen und Gewohnheiten erfordert Mut», sagte Ingrid Grave.

Sie glaube nicht, dass die Bibel den Menschen nichts mehr zu sagen habe. Die Ordensschwester ermutigte, darüber nachzudenken, in welchen neuen Formen Kirche stattfinden könne, wie man Kinder, junge Ehepaare und betagte Menschen erreichen könne. «Wenn die Kirche überleben will, dann muss sie sich entwickeln. Stillstand ist Rückgang.»

Damit stiess sie bei den Teilnehmern des anschliessenden Podiums auf breite Zustimmung. Silvia-Brändle, die bei KAN den Bereich Öffentlichkeitsarbeit leitet, appellierte dafür, von der Fachstelle aus die Leute in Pfarreien und Kaplaneien zu unterstützen, dass sie Kirche vor Ort prägen könnten. Markus Limacher, Gemeindeleiter von Emmetten, der bis 2007 bei der Fachstelle gearbeitet hatte, nannte als Beispiel für das Aufbrechen von Strukturen das Aufstellen von Stühlen statt Bänken in den vorderen Reihen in Hergiswil. Auch in Emmetten sei das ein Thema.

Die Kirche ihrer Träume in 33 Jahren

Auf die Frage von Moderator Benno Büeler, von welcher Kirche die Teilnehmer träumten, sagte Sozialethiker und Landrat Thomas Wallimann: «Ich träume von einer Kirche, die gesellschaftlich relevant ist, Fragen aufgreift, die die Bevölkerung bewegen und die bereit ist, über ihren Schatten zu springen, damit in 33 Jahren die Welt noch eine ist, in der alle Menschen leben können.» Silvia Brändle wünschte sich nicht eine Kirche, sondern eine Welt, die Kirche ist, «voll vom Geist Gottes und die ein Zusammenleben gestaltet.»

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