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Nidwalden

«Ich meinti»: Im Land des Lächelns

Jammern oder doch lieber mit einem Lächeln überdecken? «Ich meinti»-Kolumnist Herbert Huber kennt die Sorgen der Gastronomen und weiss: Es wird immer mehr von ihnen verlangt.
Herbert Huber aus Stansstad.  (Bild: PD)

Herbert Huber

Landauf, landab herrscht (verhaltene) Freude über die wiederkehrende Normalität in unseren Restaurants. Noch beherrschen maskentragende Gäste und Mitarbeiter die Szene. Manch ein Lächeln kann man hinter den Masken nicht erkennen. Schade. Wann diese Zustände ein Ende haben werden, ist mehr als ungewiss. Freude aber herrscht, dass die Gäste wieder kommen. Und ihre Stammbeiz wieder schätzen. Und jetzt ist die Zertifikatspflicht offiziell. Ein Grund für die Wirte zu jammern? Oder mit einem «Lächeln» wegstecken? Oder einfach das Beste daraus zu machen – für Gäste und Mitarbeiter?

Viele Wirte können sich der Arbeit wegen kaum wehren. Suchen Personal. Fachkräfte für Service und Küche. Für die Administration und so weiter. Dieses Jahr fiel die Zunahme der Arbeitslosen im Gastgewerbe aussergewöhnlich hoch aus. Neben dem saisonalen Anstieg dürften die behördlichen Betriebsschliessungen zum Anstieg beigetragen haben. Die Arbeitslosenquote liegt im schweizerischen Gastgewerbe so hoch wie in keiner anderen Branche. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Gastgewerbe mehr als verdoppelt. Man müsste folglich meinen, dass es genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sollte. Doch bis Ersatz gefunden ist, sind auch die Gäste schon längst übersäuert, weil es überall an Fachkräften mangelt. Und weil das bei der Suche mit dem Inländervorrang eben nicht so «light» abgeht. Viele Gastgewerbler seien zudem in andere «sichere» Branchen abgesprungen und viele gingen lieber stempeln als arbeiten, hört man die Wirte klagen.

Mit der Berufsethik sei es auch nicht mehr so wie früher, erzählte mir ein Wirt. Hätte doch eine Servicemitarbeiterin ihre zugesagte Stelle antreten sollen. Zwei Stunden vor Arbeitsbeginn sei ein Telefon gekommen: «Tut mir leid, aber ich habe gerade etwas Besseres gefunden.»

Wir sollten halt unsere gastgewerblichen Angestellten besser bezahlen, meinte kürzlich ein Bekannter zu mir. Da kam er bei mir an die falsche Adresse. Der wusste schlicht nicht, dass nach abgeschlossener Berufslehre ab dem ersten Arbeitstag im Gastgewerbe 4195 Franken bezahlt werden müssen und ab dem ersten Arbeitstag plus Anteil am 13. Monatslohn. Fünf Wochen bezahlte Ferien. Zusätzlich die Kompensation für Feiertage. «Overtips» und günstigeres (Nebenbei-)Futtern im Betrieb inbegriffen.

Ich meine: Einmal mehr wird von unseren Wirtsleuten noch mehr Eigenleistung verlangt. Wussten Sie, dass im Schweizerischen Gastgewerbe über 80 Prozent der Betriebe unter einer Million Franken Umsatz haben? Dass die Lohnsumme vom Gesamtumsatz gegen 50 Prozent beträgt? Dass die Warenkosten bei 30 Prozent liegen? Dann noch die Festkosten mit von 10 bis 12 Prozent, der Zins und die Abschreibungen. Der Reingewinn liegt gemäss Branchenverband Gastrosuisse mehrheitlich bei null.

Wie heisst es doch in Franz Lehárs Operette «Land des Lächelns»: «Immer nur lächeln und immer vergnügt, immer zufrieden, wie's immer sich fügt. Lächeln trotz Weh und tausend Schmerzen …»

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