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Nidwalden

«Ich meinti»: Buchen, stornieren, buchen

Sämtliche Lockerungen, die bereits gelten, haben eine Lockerung nicht bewirken können: Nämlich jene des Geldbeutels. Hoteliers, die nur auf ein Kundensegment gesetzt hatten, stehen vor leeren Betten.
Karl Tschopp, Rechtsanwalt aus Stans.

Karl Tschopp

Die von der Coronakrise stark betroffenen Gastgewerbebetriebe sind nicht zu beneiden. Hotels und Restaurants sind sehr angeschlagen. Nach absoluten Nullrunden oder fast zehn Wochen Vollschliessungen kehren die einen oder anderen langsam aus ihrem Dornröschenschlaf zurück. Ich bin auch zurück, vom Pfingstwochenende im Tirol wieder in der Schweiz. Die Selbstdeklaration brav ausgefüllt, Besuch von Verwandtschaft als Grund angekreuzt mit Angaben von Adressen und Telefonnummern, interessiert hat es niemand mehr an der Grenze. Bislang Stichproben, nun aktuell wieder freie Einreise nach Österreich. Buchen ist wieder gefragt und auch erforderlich, denn der Tourismus im Tirol versucht, sich zu erholen, trotz «Causa Ischgl».

Ähnlich wie in der Schweiz überlegen sich viele Beherbergungsbetriebe, ob sie Hotels oder Gaststuben bereits wieder öffnen sollen. Nach wie vor gelten auch im Tirol Abstandsvorschriften und man nimmt Rücksicht auf die Sicherheitsbedürfnisse der Gäste. Ferienwohnungen boomen, anders die Situation in den Hotels. Dort kommt es ganz auf die Zusammensetzung der Gäste an. Sowohl in der Schweiz als auch im Tirol sind neue Konzepte gefragt, denn wer bisher hauptsächlich nur auf ein Gästesegment gesetzt hat, der steht heute vor leeren Betten. Was in Engelberg gilt, gilt auch in Seefeld.

In Ischgl ist trotz Fehlen der Gäste der Teufel los. Der «Ballermann-Tourismus» muss weg, so das offizielle Ansinnen, eine Imagekorrektur zu vollziehen. Befragungen bei Einheimischen und Gästen über die Zukunft des Tourismus laufen. Weg vom Halligalli, mehr Qualität. Das sind die Vorgaben, die sich der Ort selbst gibt. Im Herbst will man die Resultate der Neuausrichtung präsentieren. Nicht nur diese Antworten interessieren, auch die Gerichte werden noch die Sammelklagen in Millionenhöhe von erkrankten Touristen zu beurteilen haben.

Ich meinti, den vollen «Lockdown» anzuordnen war irgendwie einfacher, als jetzt vernünftige Vorschriften zur schrittweisen Rückkehr in die Normalität zu erlassen. Sämtliche Lockerungen, die bereits gelten, haben eine Lockerung nicht bewirken können, nämlich diejenige des Geldbeutels. Die gesamte Wirtschaft leidet enorm, ausser ein paar wenige Unternehmungen, die profitieren konnten. «Nice to have» tritt in den Hintergrund, es geht um Tausende Haushalte, die den Franken oder Euro mehrmals umdrehen, bevor er ausgegeben wird. Der Schock sitzt tief, die Menschen bilden lieber lange Warteschlangen vor dem Alpenzoo in Innsbruck, als vor dem Kaufhaus in der Innenstadt. Ruhe vor dem Sturm gilt überall auch bei beliebten Badeseen. Ein regelrechter Ansturm bei Hitze im Sommer ist zu erwarten. Wenn bereits heute kein Einschreiten mehr der Ordnungshüter bei grösseren und Vorschriften verletzenden Versammlungen auf der Strasse stattfindet, ist es schon eine Überlegung wert, die «Übung» nun im Juni ganz abzubrechen und nur noch – aber immerhin – an die Selbstverantwortung mit Empfehlungen zu appellieren.

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