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Stans

Historischer Blick hinter die Fassaden

In den Sommermonaten bietet Tourismus Stans kostenlose Führungen an – auch zu Schauplätzen eines brutalen Überfalls.
Klara Niederberger (Mitte) erklärt Interessierten historische Orte in Stans – hier in der Pfarrkirche. (Bild: Sepp Odermatt, 8. Juli 2019)

Sepp Odermatt

Klara Niederberger steht bei der Stanser Kirchentreppe bereit. Sie ist eine der fünf Personen, die jeweils am Montag die kostenfreie Entdeckungstour durch Stans leitet. Heute wartet sie auf Gäste, die sich für das Angebot von Tourismus Stans interessieren und spontan an der Dorfführung teilnehmen. Klara Niederberger strahlt und freut sich, dass interessierte Frauen für den Rundgang auftauchen. Schulsekretärin Monika Gerber aus Oberdorf stellt sich vor und erklärt: «Ich habe schon einmal an einer Stanser Dorfführung teilgenommen. Heute habe ich eine Arbeitskollegin mitgenommen und möchte vorwiegend den sakralen Bereich etwas besser kennen lernen.»

Neben der Standardführung begleitet Klara Niederberger ihre Gäste auch ins Rathaus, auf den Allweg oder zu Bruder Klaus und Dorothee. Die ehemalige Lehrerin und Landrätin hat sich ein tiefgründiges Wissen angeeignet und kann Geschichten und Sagen auf eine wunderbare Art erzählen.

Einschusslöcher aus dem Franzosenüberfall

Sie beginnt die Tour in der Krypta der Stanser Kirche. Die unter dem linken Seitenschiff gelegene Marienkapelle «Unter dem Herd» wird in einem Ablassbrief von 1493 erwähnt. Neben Informationen über diese Wallfahrtskapelle erklärt Klara Niederberger auch die Entstehung des Nidwaldner Wappens mit den Petrusschlüsseln.

Danach geht es weiter in die Pfarrkirche. Hier wird ein erster Blick auf das Relief über dem Haupteingang geworfen. Es stellt das Stanser Verkommnis dar und ist von Bildhauer Hans von Matt aus Stans geschaffen worden. In diesem Zusammenhang kommt immer wieder Bruder Klaus ins Spiel. Nach dem Gang zum Chorgestühl sind unter der Chororgel in der Türe zur Sakristei zwei Löcher zu entdecken. Klara Niederberger erklärt: «Es sind zwei Einschusslöcher aus dem Franzosenüberfall von 1798. Hier wurden wahrscheinlich alle Kirchenleute getötet».

Auf dem Weg zur Beinhauskapelle bleibt die Dorfführerin unmittelbar am Seitenausgang an der Grabplatte von Ritter Melchior Lussi stehen. Im gruftartigen Unteren Beinhaus vor der Schädelwand weiss Klara Niederberger allerlei zu berichten. Dabei erzählt sie auch eine Geschichte von zwei jungen Männern. Der eine habe als Mutprobe in der Nacht einen Schädel entwenden müssen, sei aber von den Seelen ordentlich erschreckt worden.

Immer die richtige Antwort auf Fragen der Gäste

Oberhalb des Dorfplatzes beim Brunnen «Das Mädchen und der Tod» bietet die Begleiterin ihren Gästen einen Becher frisches Stanser Wasser an, bevor zum Abschluss noch der älteste Dorfteil von Stans besucht wird: die Schmiedgasse. In ihrer Tasche hat Klara Niederberger viel Anschauungsmaterial, wie alte Fotos oder Karten, die sie den Besuchern zeigt. Auf die Fragen ihrer Gäste hat sie immer die richtige Antwort bereit und gibt kompetent Auskunft.

Peter Bircher, Präsident von Tourismus Stans, ist überzeugt, dass die kostenfreie Dorfführung ein wichtiger Bestandteil der verschiedenen Angebote darstellt und meint: «Es wäre schön, wenn mehr Interessierte sich spontan an einer solchen Führung anschliessen würden. Denn die Gäste, die jeweils teilgenommen haben, waren begeistert und schätzen dieses Angebot sehr.»

Hinweis: Kostenfreie Dorfführung durch Stans jeweils montags; vom letzten Montag im Juni bis zum ersten Montag im September. Start um 17 Uhr. Keine Anmeldung nötig. Treffpunkt bei der Kirchentreppe. Zusätzliche Rathausführungen: 5. August und 2. September 2019. Treffpunkt für die Rathausführungen ist jeweils um 17 Uhr direkt vor dem Rathaus in Stans. www.tourismusstans.ch

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