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Nidwalden

Gämsen schuld an Steinschlägen in Stansstad?

Am Bürgenberg stürzten diesen Sommer mehrmals  Steine zu Tal. Dabei wurden auch Autos beschädigt. Jetzt im Herbst sind vor Ort Gämsen am felsigen Hang beobachtet worden. Könnten sie Auslöser sein?
Das Steinschlaggebiet an der unteren Sagi mit dem Fallboden unten am Hang (rechts). (Bild: Corinne Glanzmann (Stansstad, 25. September 2018))

Markus von Rotz

«Wir haben vergangene Woche, als wieder mal Steine unten auf der Strasse lagen, Gämsen oben am Berg beobachtet», berichtet ein Anwohner aus dem Gebiet untere Sagi in Stansstad. «Ich konnte sie von der Terrasse aus sehen.» Ein Mitarbeiter habe sie gar filmen können.

Rückblende: Anfang August waren gleichenorts Steine zu Tal gedonnert. «Wir haben zwar eine Auffangwanne direkt am Hang, darin landen in der Regel 90 Prozent der Steine», berichtet der Anwohner. In diesem Fall aber hinterliessen sie Beulen an Autos. Vier Fahrzeuge mussten repariert werden, bei einem Auto war die Heckscheibe zertrümmert.

Vergangene Woche kam darum schnell die Vermutung auf, es könnten sich schon früher Gämsen in diesem Gebiet aufgehalten und allenfalls Steinschläge ausgelöst haben. Das sprach sich in Stansstad auch schnell herum. Der Fall war damals von der Versicherung ohne Probleme gelöst worden, berichtet der Anwohner. Und er habe auch keinen Groll gegen das Wild, sollte es denn was damit zu tun haben. «Wir leben damit. Die Gämsen waren vor uns hier.»

Man habe es hier mit einer Gefahrenzone zu tun, sagt Kantonsoberförster Rudolf Günter. Man wisse um die Steinschlaggefahr in den Felsbändern an dieser Stelle. «Die Parkplätze und Häuser sind aber ausserhalb des Gefahrenbereichs, die Zufahrtsstrasse liegt im gefährdeten Gebiet. Die Strasseneigentümer kennen die Gefahr, seit sie dort wohnen oder arbeiten, und es ist an ihnen, sich zu schützen», sagt Günter. Im Rahmen der Einzonung des Gebiets wurde seinerzeit ein Graben am Fuss des Hangs errichtet, der herunterfallende Steine auffangen soll.

Zerklüftet, aber grossmehrheitlich stabil

«Auch bei einem Steinschlagereignis Ende Juni sind Steine auf der Strasse aufgeprallt und Splitter haben parkierte Autos beschädigt. Die Felsbänder dort oben sind stabil und standfest, im oberen Bereich aber teilweise zerrüttet und verwittert», sagt Günter. Man habe bei der Ausbruchstelle eine umgestürzte Baumgruppe mit losen Steinen im Wurzelteller gefunden. «Es war damals schönes Wetter mit starkem Wind. Windböen können lose Steine aus einem Wurzelstock zum Abrollen bringen.»

Auf Anraten des Geologen wurden der Wurzelstock und die losen Steine entfernt und so das Gefahrenpotenzial eliminiert. «Nachbarn haben uns gemeldet, man habe vermehrt Gämsen gesehen. Es wurde auch schon beobachtet, dass Wild oder Vieh Steine gelöst habe», bestätigt Günter. Dass am Bürgenberg Gämsen vorkommen, ist bekannt. Laut Jagdverwaltung werden jeweils auch welche während der Jagdzeit geschossen. Zudem baute man bei der neuen Bürgenstock-Bahn eine Wildbrücke ein. «Dass sie Mitverursacher der Steinschläge sind, ist nicht auszuschliessen, aber unwahrscheinlich», sagt Günter. Gämsen seien trittsichere Tiere, die nur hinstehen, wo sie den Boden als sicher erachten.

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