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Nidwalden

Erinnerungen an 1996: Ennetmoos lässt die Landsgemeinde auferstehen

Um die Abstandsregeln einzuhalten, hält Ennetmoos die Gemeindeversammlung draussen ab. Bei vielen Bürgern dürften Erinnerungen an die 1996 abgeschaffte Landsgemeinde aufkommen.
Der Sportplatz beim Schulhaus Morgenstern. (Bild: Matthias Piazza
(Ennetmoos,3. Juni 2020))
Damals musste der 2-Meter-Abstand nicht eingehalten werden: Eine Nidwaldner Landsgemeinde aus dem Jahr 1995. (Archivbild)

Matthias Piazza

Matthias Piazza

Die Ennetmooser stimmen ausnahmsweise unter freiem Himmel über ihre Rechnung und die weiteren Geschäfte ab. Der Ennetmooser Gemeinderat hat die Frühlingsgemeindeversammlung vom 29. Juni nach draussen verlegt. Statt in der Turnhalle St. Jakob werden die Geschäfte auf dem Sportplatz beim Schulhaus Morgenstern abgehalten. «Die Turnhalle wäre für die erwarteten 80 bis 100 Leute zu klein bei Einhaltung der Zwei-Meter-Abstandsregel. Das wäre nur bei höchstens 60 Leuten möglich gewesen», erklärt Gemeindepräsident Stefan von Holzen (CVP). «Die Gemeindeversammlung durch eine Urnenabstimmung ersetzen oder sie in den Herbst verschieben wollten wir nicht. Die Normalität soll langsam aber sicher wieder einkehren. Und dazu gehören ja auch Abstimmen und Wählen.»

Mit der Durchführung auf dem Sportplatz und dem benachbarten Rasen wenn nötig könnten bis zu 500 Leute die Gemeindeversammlung besuchen unter Einhaltung der Schutzmassnahmen. Zum Vergleich: An die Frühlingsgemeindeversammlung 2019 kamen 90 Ennetmooser.

Nicht nur der geforderte Abstand wird die Besucher in Erinnerung rufen, dass die Versammlung unter aussergewöhnlichen Vorzeichen stattfindet. Beim Eingangsbereich werden die Personalien erfasst, sodass im Falle einer Ansteckung die Leute, die Kontakt mit dem Infizierten hatten, benachrichtigt werden können. Auch muss sich jeder die Hände desinfizieren.

Die Stimmkarte ist wieder gefragt

Abgesehen von den coronabedingten Massnahmen dürfte wohl vor allem bei älteren Ennetmoosern Erinnerungen an eine abgeschaffte Institution aufkommen. Denn wie bei der Landsgemeinde, an der die Nidwaldner bis 1996 über kantonale Sachgeschäfte abstimmten und die Regierungsräte wählten, können die Ennetmooser am 29. Juni mit dem Zeigen der Stimmkarte über ihre Geschäfte befinden und ihren Gemeindepräsidenten Stefan von Holzen und die Gemeindevizepräsidentin Regina Durrer (beide CVP) für zwei weitere Jahre in ihrem Amt bestätigen. Oder sie wählen jemanden anders. Wahlvorschläge können auch noch an der Versammlung selber eingereicht werden. Und wie früher auf dem Landsgemeindeplatz in Oberdorf sitzt die Regierung mit Landschreiber, in diesem Fall der Gemeinderat mit Gemeindeschreiber erhöht und leitet die Versammlung, unterstützt durch eine Mikrofonanlage. Auf weitere moderne Hilfsmittel wie etwa Beamer wird aus technischen Gründen verzichtet. Stattdessen wird die Botschaft bei Bedarf ausgehändigt.

Stefan von Holzen (55), der selber die Landsgemeinde erlebte, freut sich auf das, wenn auch einmalige, Auferstehen dieser Institution. Er sagt: «Sollte das Wetter mitspielen, wird die Open-Air-Gemeindeversammlung sicher viele Ennetmooser anlocken.»

Andere Gemeinden halten an der Gemeindeversammlung drinnen fest, haben sie aber rund einen Monat später als üblich angesetzt, da erst ab dem 6. Juni Versammlungen von bis 300 Personen erlaubt sind. Ennetbürgen, Hergiswil und Stansstad verlagern die Geschäfte an die Urne.

Wolfenschiessen hält Frühlings- und Herbstgemeindeversammlung am selben Abend ab

Einen anderen Weg begeht Wolfenschiessen. Die Gemeinde legt ihre Frühlingsgemeindeversammlung mit der Herbstgemeindeversammlung vom 20. November zusammen – gemeinsam mit der Versammlung der Schul-, der Kirch- und der Kapellgemeinde. «Die politische Gemeinde hätte an der Frühjahrsgemeindeversammlung nur die Jahresrechnung 2019 und den Rechenschaftsbericht traktandiert», erklärt Gemeindeschreiber Andreas Bünter. Auch die anderen Körperschaften hätten nur wenige Geschäfte. «Diese Traktanden lassen sich problemlos auf die Herbstversammlung vertagen.»

Bei dieser speziellen Konstellation besteht die Gefahr, dass nicht über das Budget 2021 abgestimmt werden kann, wenn am selben Abend die Jahresrechnung 2019 nicht genehmigt wird. «Das wäre juristisch tatsächlich etwas knifflig, aber davon gehen wir nicht aus», meint Andreas Bünter darauf angesprochen. Nun steht auch fest, wann die Abstimmung zur Ausarbeitung einer neuen Gemeindeordnung stattfindet, als Vorbereitung zur Zusammenlegung von politischer und Schulgemeinde. Dieser Urnengang, der ursprünglich auf den 17. Mai angesetzt worden war, findet nun am 27. September statt.

Gemeindeversammlung Ennetmoos: 29. Juni, 20 Uhr, Sportplatz Schulhaus Morgenstern

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