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Nidwalden

Edgar Stöcklis Entscheidung, zum Stift zu greifen

Als Mischung aus Kunstband und Kurzgeschichten bezeichnet Edgar Stöckli sein neues Buch. Die Leser will der Künstler aus Flüeli-Ranft zum Lachen verführen.
Eine Illustration aus Stöcklis Buch. (Illustration)
Das Titelbild zum Buch.

Romano Cuonz

Romano Cuonz

«Ich sollte einfach nur dankbar sein, dass ich dieses Talent habe und es mir grosse Freude und Befriedigung verschafft», gibt der Künstler Edgar Stöckli über sich selber preis. Und er räumt auch ein: «Vorwiegend autodidaktisch habe ich dieses bunte Handwerk erlernt.»

Vor vier Jahren kam Stöckli vom Murtensee nach Flüeli-Ranft, wo er zusammen mit seiner Frau Pia Durrer eine Kunstwerkstatt betreibt. Seine Bilder, Skizzen, Fotos und Skulpturen, so der Künstler, vermische er mehr und mehr mit Prosa und Lyrik. Als Titel trägt Stöcklis zweites im Eigenverlag editiertes Buch den Werbeslogan einer Solarfirma: «Hell genug?!» Frage- und Ausrufezeichen machen ihn irgendwie rätselhaft. Eine Erklärung erhalten Leserinnen und Leser im Untertitel: «30 kunstvolle Begegnungen – Band 2 mit Reflexionsfragen». Und Antworten auf Reflexionsfragen – auch bezüglich seines eigenen Schreibens – hat der Autor in seinen notizenhaften Geschichten immer wieder bereit.

Ein kunterbuntes Präsentieren

«Es ist meine Entscheidung, zum Stift zu greifen und zu schreiben, anstelle zu lesen – zu agieren, statt zu konsumieren. Und ich bin dankbar für meine Entscheidungen», postuliert er. Oder: «Ich möchte mein Handwerk unabhängig vom Verkaufserfolg betreiben, es sollte egal sein, ob ich verkaufe und ob ich veröffentliche.» Handumkehrt hält er in einer Kurzgeschichte mit dem Titel «Verlegen» sarkastisch fest:

«Ich habe die Schnauze voll vom ständigen Verlegen.»

Was Edgar Stöckli seinem Publikum präsentiert, ist ein wahres Kunterbunt teils witziger, oft schräger, schelmischer und bisweilen auch überraschender Gedankenfolgen. Auch reich illustriert ist das Buch mit Zeichnungen, Skizzen und Fotos in verschiedensten Stilrichtungen und Techniken. Die «Lesefieber»-Bloggerin Manuela Hofstätter umschreibt die Mission des Autors so: «Was Edgar Stöckli wohl wichtig ist, ist die Begegnung, der Austausch, die Inspiration, der Ausdruck in allen Lebenslagen.»

Zwei Elefanten oder Bruder Klaus

Die Gedanken des Autors purzeln nur so vor sich hin. Von Geschichte zu Geschichte, von Gedicht zu Gedicht. Da treffen wir auf Herbie und Hancock, zwei eingebürgerten Elefanten, die über die feinen Nuancen der Sprache diskutieren. Am Schluss rät der eine dem anderen: «Lese viel, sei nicht zu faul zum Lernen, gehe in die Kurse, schreibe, sprich mit den Leuten von hier und nicht nur mit mir und unseresgleichen.»

Wie sinnig! Ausgehend von einem Mitbringsel aus Murano, einem Glas, das ihn «zum Trunk, zu einem edlen Tropfen verführt», ruft er Erinnerungen an Gondelfahrten und seine eigene junge Liebe wach. Ein anderes Mal wieder befasst er sich mit der gefährdeten Umwelt und freut sich über den Rückgang von Plastiktüten beim Einkaufen. Oder er ärgert sich, zusammen mit dem Hasen Mops, über unsere Wegwerfgesellschaft. In über 20 Sprachen drückt er sein Dankeschön aus. Sagt etwa: «Merci mes parents, dass ich überhaupt dieses Leben leben darf. Und dankbar für die guten Tugenden und Talente, welche sie mir weitergegeben haben.»

Etwas gar ratlos lässt der Autor einen zurück, wenn er sich in seinem «Seisertütsch» eigenwillig mit Bruder Klaus unterhält und dem Landesheiligen, eher weniger als mehr biografisch, in den Mund legt: «Ds Dorothea chunt mi mengisch scho uf es Stündli oder so choo bsueche. Für äs bitzeli z‘schätzele u so.» In der Geschichte «Liebenswerte Schwingungen» lässt Stöckli alte Lieder von Züri West, Sina oder Amy Winehouse aufleben. Dabei stellt er fest: «Längst vergangene, bittersüsse Momente der Leidenschaft graben sich beharrlich an die Oberfläche.»

Freier Umgang mit der Sprache

Edgar Stöcklis in einem Gedicht formuliertes Kredo lautet:

«Ich tue nichts, was andere tun, weil sie glauben, es tun zu müssen, weil andere es tun.»

Sein eigene Freude an kreativem Tun, sei es nun im Gestalten oder Dichten, kann ansteckend sein. Nur: Mit der Sprache geht er etwas gar frei um. Schön wäre es, wenn er für sein nächstes kleines Werk – er kündet ja eine fortlaufende Sammlung von Texten und Bildern bereits an – einen Lektor oder eine Lektorin finden würde, die etwas genauer auf eine korrekte Sprache achten. So würde er mit seinen ab und an doch lustigen oder bedenkenswerten Ideen auch einem etwas anspruchsvolleren Publikum Freude bereiten.

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