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Nidwalden

Der Nase nach durch die Gassen in Stans

Der Stanser Markt lockte am Mittwoch mit einer grosser Vielfalt. Neben Traditionellem gab es auch Neues zu entdecken.

Aromatisch würzig duftet es. Noch lange bevor der Besucher den Stand mit getrockneten Lavendelbündeln, Säckchen, Lavendelöl und Seifen sieht, nimmt er dessen Geruch wahr. Junior Reis ist ein Verkaufstalent. «Einen guten Lavendel muss man drücken, damit er seinen Geruch entfalten kann», erklärt er einem Kunden und erläutert den Unterschied zwischen dem intensiveren grünem Lavendel und dem blauen. Dem unentschiedenen Kunden, schlägt er vor, das Öl für 20 Franken zu kaufen mit dem Säckchen als Dreingabe. Der Mann willigt ein. Eine Frau neben ihm bestellt eilig «das Gleiche zum gleichen Preis».

Zum ersten Mal ist der Brasilianer auf dem Stanser Markt. Mit seiner charmanten Art, der Melone auf dem Kopf und den farbenfrohen Nasenpiercings nimmt sich Junior Reis aus Bad Ragaz wie ein exotischer Tupfer im Marktgetümmel aus. «Ich liebe, was ich mache», erklärt er gut gelaunt und lobt die Marktbesucher. «Das sind liebe Menschen hier.»

Seit 38 Jahren am Stanser Markt – aus gutem Grund

Einige Stände weiter geht es um Bodenständiges. Reto Würsch aus Emmetten kauft gerade bei Sattler Markus Hufschmid Zaunmaterial. Wäre der in der Landi nicht günstiger? Die Qualität und Handhabung von Hufschmids Draht sei besser, ist der Bauer überzeugt. Er schätze die grösseren Drahtrollen. Ausserdem müsse man doch solche Betriebe unterstützen. Gibt es Rabatt? Grosses Verhandeln liege zwar nicht drin, «märten im Rahmen» dagegen schon, antwortet der Thuner.

Seit 38 Jahren kommt der Sattler schon an den Stanser Markt. Neben etwas Zubehör für Pferdehaltung bietet er Glocken, Treicheln, Zaunmaterial und Überkleider feil. Seine Kunden sind Bauern. «Bei uns gibt es Beratungen und Ersatzmaterial» erklärt seine Frau Janine.

Viel hat sich getan: «Es ist nicht mehr wie vor 30 Jahren», sagt Hufschmid. Und: «Besser wird’s nicht», konstatiert er trocken. Früher habe er mehr Überkleider verkauft, heute mehr Zaunmaterial und Viehscheren. Der Stanser Markt habe für ihn einen hohen Stellenwert. «Ich bin nicht aus Freude an der Landschaft da», sagt der 56-Jährige augenzwinkernd.

Herausgeber Martin von Matt schätzt den Austausch

Eine echte Instanz ist der Stand von Buchhändler Martin von Matt. Druckfrisch zum Herbstmarkt wird der Nidwaldner Kalender fleissig erstanden. Dessen Beliebtheit zeigt die stete Steigerung der Auflage. Wurden noch vor 20 Jahren 4500 Exemplare gedruckt, sind es heute 1000 mehr. Als Höhepunkt der aktuellen Ausgabe empfiehlt von Matt die Geschichte über den Widerstand gegen das Atommülllager Wellenberg von Romano Cuonz. Der Autor, der auch für unsere Zeitung schreibt, hat das Geschehen jahrzehntelang journalistisch begleitet.

Dann gibt es auch eine Geschichte fürs Herz: Die Lebens- und Liebesgeschichte des Wiesenberger Jodlers Sepp Amstutz, der nach 15 Ehejahren nun endlich zu seiner Frau Evelyne und ihren gemeinsamen vier Kindern auf den Hof Waldruh, Sattel, gezügelt und mit 53 Jahren Bauer geworden ist.

Immer wieder kommen Bekannte am Stand von Martin von Matt vorbei. Der Herausgeber schätzt den Austausch mit ihnen über den Nidwaldner Kalender. «Die Brattig ist für mich Chronistenpflicht und das Gedächtnis des Kantons», sagt er.

Wer lange hinter seinem Stand steht, bekommt kalte Füsse. Das gilt nicht für Silvia Hurschler aus Engelberg. Was vor ihrem Stand niemand sieht: Sie steht auf einer Styroporplatte. Mit ihrem eigenen Label pb Polarbear kommt sie seit sechs Jahren an den Markt. Stirnbänder, Halstücher, Schals und Mützen gibt es bei ihr. Sie betont:

«Der Stanser Markt ist für mich sehr wichtig.»

Dieses Jahr hat sie neu Loopschals für Kinder und Haargummis dabei. Sandra Huber gehört offensichtlich zu den Stammkunden. «Mir gefallen ihre Sachen einfach, sie hat eine super Auswahl.» Heute darf es ein pinkfarbenes Stirnband für Tochter Julie sein und eine Mütze im gleichen Design für die Mama: Partnerlook.

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