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Nidwalden

Bauern sprechen in Niederrickenbach über Probleme

Eine Fachtagung im Rahmen der Aktionstage zur Förderung der psychischen Gesundheit  hat Probleme von Landwirten beleuchtet.
Haben ihre Erfahrungen geteilt, von links: Silvia Windlin, Wisi Zgraggen, Nicole Amrein und Anita Niederberger-Christen.Bild: PD

(mst) «Wie geht’s dir?» – eine alltägliche Frage. Doch stellen wir die Frage auch uns selber? Im Rahmen der Aktionstage unter ebendiesem Motto finden zwischen dem 7. und 21. September im Kanton Nidwalden diverse Veranstaltungen statt. Es sind Aktionstage zur Förderung der psychischen Gesundheit.

An der Fachtagung für Bauern vom vergangenen Freitag im Kloster Niederrickenbach erzählte Ingenieur-Agronomin und Beraterin Nicole Amrein, mit welchen Herausforderungen Landwirte heutzutage konfrontiert sind. Um den betrieblichen, wirtschaftlichen und familiären Bedürfnissen gerecht zu werden, sei es elementar, achtsam mit den eigenen Bedürfnissen umzugehen, betonte Amrein laut einem Schreiben.

Im Rahmen ihrer Coachingtätigkeit treffe sie Bauern an, die ein Burn-out erlebt haben oder geradewegs auf die totale Erschöpfung zusteuern. Entweder realisierten sie, dass sie ihr Leben ändern müssen oder brauchen eine Auszeit, um das Leben neu zu lernen. Symptome wie Selbstzweifel, Konzentrationsstörungen, körperliche Probleme oder Wahrnehmungsstörungen führten zu Verhaltensänderungen, Rückzug und bis zu totaler Veränderung der Persönlichkeit. In diesem Moment Hilfe anzunehmen und Ja zu sagen zur Krankheit, sei nicht nur notwendig, sondern bedeute eine Chance. So habe Amrein von Betroffenen gehört, die ein Burn-out überwunden haben: «Dies ist das grösste Glück gewesen, um aus der enormen Belastung auszubrechen und die Schönheit des Lebens neu zu erkennen.»

«Arbeit ist Therapie für Körper und Geist»

An den Workshops hatten die 23 Teilnehmer laut der Mitteilung die Möglichkeit, das Gehörte vom Vormittag zu vertiefen. Wisi Zgraggen, Landwirt aus Erstfeld, verlor mit 25 Jahren bei einem Arbeitsunfall beide Arme. Seine Geschichte und sein Umgang heute mit dieser Behinderung sei den Zuhörern unter die Haut gegangen. Trotz seiner grossen Beeinträchtigung strahle der Familienvater von vier Kindern und Betriebsinhaber einer Dexterzucht ansteckende Lebensfreude aus. «Die Arbeit auf dem Hof ist gleichzeitig Therapie für den Körper und Geist.» Die Lebensfreude hätten auch jene erlebt, die mit Silvia Windlin erstmals die wohltuende Wirkung des Jodelns kennen lernten.

Um die körperliche Balance bei der strengen Arbeit auf dem Hof kümmerte sich an diesem Nachmittag die Pflegefachfrau und Kinästhetik-Trainerin Anita Niederberger-Christen. «Bäuerinnen und Bauern sind wie Pflegefachpersonen täglich mit Gewicht konfrontiert. Dieses richtig und sorgsam zu bewegen, ist Investition in die eigene Gesundheit.» Nicole Amrein sensibilisierte, wie durch Strategien und Gesprächsmethoden Loyalitätskonflikte und Streit bewältigt oder sogar vorgebeugt werden können.

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