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Nidwalden

Ausrangierte Telefonkabinen werden zur Mini-Bibliothek

Statt im Altpapier zu landen oder im Regal zu Hause zu verstauben, sollen nicht mehr gebrauchte Bücher neue Besitzer finden. Klassische Tauschbörsen gibt es bereits. Nun dringt eine neue Idee allmählich auch in unsere Kantone vor.
Heidi Müller, Leiterin der Bibliothek Einsiedeln, beim offenen Bücherschrank der Gemeinde. Bild: PD

Oliver Mattmann

Die Swisscom hat unlängst bekannt gegeben, dass sie die alten Telefonkabinen, die im Handy-Zeitalter kaum mehr benutzt werden, nach und nach stilllegt. Als Alternative zur Verschrottung suchen nun findige Leute nach einer anderen Verwendung für die kleinen Kabinen, die seit diesem Jahr offiziell nicht mehr zum Grundversorgungsangebot gehören. So sind anderswo schon zahlreiche Mini-Bibliotheken entstanden. Ein solcher offener Bücherschrank ist nun auch in Einsiedeln im Rahmen der Kampagne «E chline Schritt», hinter der die Zentralschweizer Umweltfachstellen stecken, eröffnet worden.

Und es sollen noch mehr folgen, so auch in Nidwalden, wie Gérald Richner, Leiter Amt für Umwelt und Co-Projektleiter der Kampagne, auf Anfrage sagt. «Die Gespräche laufen zwar noch, doch es sieht gut aus, dass wir in Stansstad und auch in Stans im Verlauf der nächsten Monate zwei Mini-Bibliotheken in Betrieb nehmen können.» Neben dem Einverständnis der Grundeigentümer brauche es auch jemanden, der die neu mit Büchern bestückte Kabine betreue, sagt Gérald Richner zur Grundidee. Hier seien in erster Linie die Gemeinden gefragt, in Einsiedeln beispielsweise schaut das bestehende Bibliotheksteam künftig in regelmässigen Abständen nach dem Rechten.

In Obwalden harzt es noch mit der Standortsuche

Bestenfalls braucht es aber gar keine Kontrolle, denn ist die Mini-Bibliothek einmal eingerichtet, sollte sie zum Selbstläufer werden. «Das Prinzip ist ganz einfach: Man bringt ein Buch mit, das man nicht mehr braucht, stellt es in der Kabine ins Regal und kann gleichzeitig in den Büchern stöbern, die andere abgegeben haben», erklärt Richner. Er ist überzeugt, dass es auch in Stans, Stansstad sowie Umgebung genügend Leserratten hat, die über viele Bücher zu Hause verfügen, diese aber nicht wegwerfen wollen, obwohl sie sie schon gelesen haben. «Sie erhalten eine sinnvolle Möglichkeit, gelesene Werke ohne grossen Aufwand an Interessierte weiterzuvermachen.» Ausrangierte Kabinen eignen sich besonders dafür, weil sie robust gebaut seien, bei jeder Witterung Schütz böten und dank Beleuchtung zu jeder Zeit begehbar seien.

Auch in Obwalden würden die Verantwortlichen der Kampagne gerne Telefonkabinen in offene Bücherschränke umwandeln. Die Suche ist angelaufen, doch bisher sind noch keine Zusagen eingetroffen. Abklärungen laufen auch noch in Altdorf, die Kantone Luzern und Schwyz haben bereits mehrere Mini-Bibliotheken, in Zug sei man ebenfalls auf Kurs für mehrere Standorte, so Gérald Richner.

Die Kampagne «E chline Schritt» wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen und hat schon mit anderen Projekten auf sich aufmerksam gemacht. So sind aus ihr zum Beispiel die Repair-Cafés in Stans und anderswo entstanden, bei denen ehrenamtliche Spezialisten versuchen, defekte Geräte wieder zum Laufen zu bringen. Weitere Ideen, die den Umweltgedanken fördern sollen, sind bereits in der Pipeline. Beim «Pumpipumpe» ist es das Ziel, dass die Nachbarschaftshilfe etwa beim Ausleihen einer Bohrmaschine unterstützt wird. «Viele kaufen Sachen, die sie nur einmal im Leben brauchen. Dabei hätte es Leute in der Umgebung, die temporär aushelfen könnten», so Gérald Richner.

Ein anderes Vorhaben nennt sich «Naschgärten». Im Rahmen von diesem sollen zum Beispiel in Quartieren oder auf dem Areal von Wohnbaugenossenschaften kleine Gärten errichtet werden, die von allen bepflanzt und gepflegt werden können. «So lernen etwa Kinder mehr über den Umgang mit der Umwelt oder kommt man mit Nachbarn ins Gespräch, die man sonst nur vom ‹Hallo›-Sagen kennt», glaubt Richner. Er hofft, dass die Ideen in möglichst allen Zentralschweizer Kantonen auf Anklang stossen und realisiert werden können. «Es ist uns aber bewusst, dass es da und dort mehr Überzeugungsarbeit brauchen wird, respektive sich die Gegebenheiten nicht überall gleich gut eignen werden.»

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