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Hergiswil

Gemeinderat reagiert auf die Kritik zum geplanten Kunstrasen

Am 7. März stimmt Hergiswil über den Kunstrasen des Sportplatzes Grossmatt ab. Der Gemeindepräsident und der Präsident des Fussballklubs argumentieren, warum ein Kunstrasen durchaus Sinn macht und warum die Verbreiterung des Spielfelds notwendig ist.
Hier soll einen Kunstrasen her (Bild: Kurt Liembd (Hergiswil, 19. November 2019))
Remo Zberg, Gemeindepräsident Hergiswil.

Florian Pfister

Der geplante Kunstrasen auf dem Sportplatz Grossmatt in Hergiswil sorgt für Diskussionen in der Bevölkerung. Der Gemeinderat wird harsch kritisiert.

Die Kritiker bemängeln besonders die fehlende Nachhaltigkeit eines Kunstrasens. Wie verträgt sich ein solcher Rasen mit dem Label «Energiestadt», das Hergiswil erworben hat? Gemeindepräsident Remo Zberg ist sich bewusst, dass ein Kunstrasen nur teilweise dem Energielabel entspricht.

«Es ist eine Interessenabwägung. Die Ökobilanz ist jedoch nicht immer so schwarz-weiss, wie sie dargestellt wird.»

Diese sei bei einem Kunstrasen nicht viel höher als bei einem Naturrasen. Letzterer brauche beispielsweise viel Wasser zur Instandhaltung, der Rasenmäher laufe mit Benzin oder Diesel und er müsse mit Fungizid und Pestizid behandelt werden. Auf dem zweiten Hergiswiler Sportplatz steht bereits ein Kunstrasen, der 2018 für rund eine halbe Million Franken totalsaniert worden ist. Die Erfahrungen, die mit diesem Untergrund gemacht werden, seien optimal, so Zberg.

Schüler und andere Vereine sollen profitieren können

«Die Hauptnutzer sind der Fussballklub und die Schule», sagt Remo Zberg. Gegner argumentieren damit, dass nur der Fussballklub vom Kunstrasen profitiere. Andere Sportarten und die Schüler würden von der natürlichen Variante mehr profitieren. Der Gemeindepräsident sieht das anders. «Der grosse Vorteil ist, dass der Platz zu jeder Jahreszeit genutzt werden kann. Das kommt insbesondere der jungen Bevölkerung und den Breitensportlern zugute, besonders auch in dieser Coronazeit, wo indoor möglichst wenig Sport betrieben werden sollte.» Die Kritik, dass andere Vereine als der Fussballklub von einem Naturrasen mehr profitieren würden, weist Remo Zberg zurück. «Auch da finden wir Lösungen.» So habe sich der Gemeinderat beispielsweise bereits mit der Schwingersektion Hergiswil ausgetauscht.

Der Sportplatz würde im Falle einer Sanierung um rund vier Meter näher zum Bahngleis und zu den Häusern im Wylquartier rücken. Grund dafür sind die Normen des Fussballverbands. Zberg sagt:

«Die Verbreiterung ist bei einer Sanierung zwingend.»

Sonst könnten auf dem Areal keine Meisterschafts- oder Cupspiele ausgetragen werden. «Das hat nichts mit dem Kunstrasen zu tun. Auch bei einer Sanierung des Naturrasens müsste der Platz verbreitert werden», stellt der Gemeindepräsident klar. «Entweder gibt es einen neuen Fussballplatz mit Kunstrasen oder Naturrasen. Dieser ist in jedem Fall grösser als der bisherige. Andere Varianten gibt es nicht. Sonst muss man sich komplett gegen einen Fussballplatz entscheiden.»

Experten erwarten keinen zusätzlichen Lärm

Die Verbreiterung des Platzes wird insbesondere aufgrund möglicher Lärmemissionen kritisiert. Dabei hat der Gemeinderat ein Lärmgutachten machen lassen. Die geplante Bettonplatte, die als Erweiterung der natürlichen Grasböschung dient, hat laut Experten keine negativen Auswirkungen auf den Lärm seitens der Zentralbahn. Sie solle gar dämpfend wirken. Und sollte trotzdem mehr Lärm generiert werden, müsse man entsprechende Nachbesserungen machen. Auf einem Kunstrasen wird aber öfter und länger gespielt. «Es handelt sich um eine öffentliche Zone, da muss man auch gewisse Emissionen dulden», sagt Zberg.

«Der Fussballplatz steht seit über 45 Jahren dort und gehört dahin.»

Remo Zberg betont, dass die Idee eines Kunstrasens nicht vom Gemeinderat, sondern von Gesprächen mit den Hauptnutzern Fussballklub, Schule, Freizeitsport und Jugend komme. «Auch auf Wunsch der Anwohner, die sich nun wehren», sagt er. «Aber es ist klar, dass nicht alle der gleichen Meinung sind.» Dem Gemeinderat wird ebenfalls vorgeworfen, dass er die Vorlage nach der Gemeindeversammlung im November nicht nachgebessert habe und sich auch nicht mit Bürgern an den Tisch setzte. «Das sind unberechtigte Anschuldigungen», sagt Remo Zberg dazu. «Es ist ein normaler demokratischer Prozess. An der vergangenen Abstimmung wurde der Kunstrasen dem Naturrasen vorgezogen. Ich wüsste nicht, was wir anders hätten machen können.»

Sportplatz dient als zentraler Treffpunkt

Für Thomas Bucher, Präsident des FC Hergiswil, ist die Abstimmung wegweisend.

«Die Anzahl der Junioren nimmt stetig zu. Ohne die Sanierung des Platzes müssten wir wohl ein Auswahlverfahren machen und Kinder abweisen.»

Der Kunstrasen im Dorf hat die Masse nicht für die Wettbewerbsbedingungen aller Mannschaften. Jetzt spielt der FC Hergiswil mit einer Ausnahmebewilligung in der Grossmatt. Die Verbreiterung des Spielfelds sei unabdingbar. Ein weiterer entscheidender Punkt für Thomas Bucher ist, dass der Sportplatz Grossmatt mit dem Klubhaus der zentrale Treffpunkt für den FC Hergiswil ist. «Wir spielen mit den Junioren im Dorf, dort hat es nur ein WC. Die Eltern können nicht einmal einen Kaffee trinken», bedauert Thomas Bucher.

«Dass wir der Hauptnutzer sind, liegt in der Sache der Natur», sagt der FCH-Präsident. «In Hergiswil ist es nun einmal platzbedingt nicht möglich, vier Plätze nebeneinander zu bauen, damit jede Partei seinen eigenen Platz hat. Mir als Ur-Hergiswiler liegen das Dorf und die Jugend am Herzen.»

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