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Nidwalden

Am Aawasser in Buochs beginnt die Energiewende

Spatenstich für ein Wohnquartier mit einem neuartigen Energiekonzept: Noch nie wurde in der Schweiz eine Überbauung in dieser Grösse mit einer komplett energieautarken Versorgung gebaut. Ein eigenes Wasserkraftwerk macht es möglich.
Die drei Wohnhäuser der Überbauung "Am Aawasser" in Buochs werden von einem eigenen Wasserkraftwerk mit Energie versorgt und sind energieautark. (Visualisierung: PD)
Sind bereit, am Spatenstich den Hebel von Planung auf Start umzulegen: Architekt Martin Mathis, Bauherr Sämi Zgraggen und Pirmin Reichmuth von Ecocoach (von links). (Bild: PD/Kuno Scheuber, Buochs, 14. Januar 2019)

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

Die Planungen haben mehrere Jahre gedauert. Am Montagabend fiel mit einem inszenierten Spatenstich der Startschuss für das neue Wohnquartier Am Aawasser in Buochs. Anstelle der alten Schreinerei, eines Mehrfamilienhauses und des Einfamilienhauses an der Engelbergeraa entstehen drei Mehrfamilienhäuser mit 26 Mietwohnungen, einer Einstellhalle und Flächen von knapp 600 Quadratmetern im Parterre für kundennahes, ruhiges Gewerbe. Realisiert wird die Überbauung von Sämi Zgraggen mit seiner Sani Immobilien AG in Zusammenarbeit mit dem Buochser Architekturbüro Architektur 3. In einem Jahr sollen die Rohbauten fertig sein, der Bezug soll im Herbst 2020 erfolgen.

Die Energiewende findet jetzt statt

Speziell am neuen Wohnquartier ist das zukunftsgerichtete Energiekonzept, das man in Partnerschaft mit der Firma Ecocoach, Brunnen, erarbeitet hat und das in dieser Grösse in der Schweiz laut der Bauherrschaft bisher noch nie zum Zug kam: Die Überbauung wird völlig energieautark und CO2-neutral sein. Möglich macht dies insbesondere das 2013 von Sämi Zgraggen erneuerte Wasserkraftwerk auf der Parzelle, das einen Strom-Jahresverbrauch von 60 Vier-Personen-Haushalten deckt und für bis zu 100 Haushalte ausgelegt ist.

Zusätzlich gibt es auf den Dächern Fotovoltaikanlagen. Überschüssige Energie wird möglichst effizient gespeichert oder ins Nidwaldner Stromnetz eingespeist. Für die Kurzzeitspeicherung kommen Batterien zum Einsatz, für die Langzeitspeicherung gibt es eine Methanol-Brennstoffzelle. Für Elektrofahrzeuge werden Anschlüsse zum Aufladen zur Verfügung stehen. «Alle reden von der Energiewende, doch keiner macht etwas. Wenn aber alle weitermachen wie bisher, können wir die Energiewende vergessen», erklärt Sämi Zgraggen die Wahl des neuen Energiekonzepts, das durchaus auch mit Risiken verbunden ist. So musste er zuerst auch den Architekten Martin Mathis davon überzeugen. «Ich wollte sicher sein, dass die Selbstversorgung auch wirklich funktioniert. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass autarke Versorgungskonzepte in einigen Jahren weit verbreitet sein werden», sagt Mathis.

Zwar sind die Mietpreise noch nicht festgelegt, sie sollen sich aber im marktüblichen Bereich bewegen. Das Versorgungskonzept wäre für sich allein wohl nicht genug, um potenzielle Mieter zu überzeugen. «Es geht um die Wohnqualität als Ganzes. Die Mieter sollen stolz sein, in dieser Überbauung zu wohnen», betont Sämi Zgraggen. Man baue auch bewusst Miet- statt Eigentumswohnungen, es solle eine Art Community entstehen.

Die 2,5- bis 5,5-Zimmer-Mietwohnungen haben einen unterschiedlichen Grundriss. Die drei Mehrfamilienhäuser sind so angeordnet, dass Richtung Aawasser eine autofreie Begegnungszone mit Kinderspielplatz entsteht. Für die Bewohner gibt es zudem einen Gemeinschaftsraum. Das Interesse sei bereits jetzt sehr gross. Erfreulich sei auch, dass es keinerlei Einsprachen gegeben habe. «Das liegt wohl daran, dass hier etwas Substanzielles und Nachhaltiges entsteht», freut sich Sämi Zgraggen.

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