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Nidwalden

Nidwalden rüstet sich mit Altersleitbild für die «Babyboomer-Welle»

In Nidwalden wird die Anzahl von Seniorinnen und Senioren in naher Zukunft stark ansteigen. Der Kanton reagiert mit einem neuen Altersleitbild auf die demografische und auch gesellschaftliche Entwicklung.
Die Spitex wird in Zukunft noch mehr gefragt sein.  (Bild: Gian Ehrenzeller / KEYSTONE)

Martin Uebelhart

Das Alter habe viele Gesichter und es sei davon auszugehen, dass diese künftig noch vielseitiger würden, schreibt der Nidwaldner Regierungsrat in einer Mitteilung. Demografische wie soziale Veränderungen stellten die Alterspolitik vor neue Herausforderungen. Eine neue Generation komme ins Rentenalter – die «Babyboomer». Sie hätten andere Erwartungen und Bedürfnisse. Der Wunsch nach stärkerer Individualisierung im Alter werde lauter. In die Erarbeitung des Altersleitbildes seien die Bevölkerung, die Gemeinden, die relevanten Dienstleistungserbringer sowie die politischen Akteurinnen und Akteure eingebunden gewesen.

Im Kanton Nidwalden bestehen bereits viele Dienstleistungsangebote für ältere Menschen. Es hat sich aber laut der Mitteilung auch gezeigt, dass in wichtigen Bereichen noch Lücken vorhanden sind. Was ist zu tun, damit ältere Menschen selbstbestimmt und eigenständig möglichst lange zu Hause leben können? So ist eine steigende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum feststellbar. Künftig werden mehr Menschen mit Spitex-Leistungen unterstützt zu Hause leben. Die Nachfrage im stationären Bereich wird sich verändern. Alternative und flexiblere Wohn- und Betreuungsformen gewinnen an Bedeutung. Es werden neue innovative Lösungen erforderlich, um auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren.

Wegweiser für Kanton, Gemeinden und weitere Akteure

Die Handlungsfelder reichen von Gesundheit, Wohnraum, Koordination und Vernetzung über Finanzierung, Raumplanung, Mobilität bis hin zu Lebensgestaltung, pflegende Angehörige und Freiwilligenarbeit. Die übergeordneten Leitsätze im neuen Altersleitbild und die Ziele in den einzelnen Handlungsfeldern bilden Ausgangspunkt für eine gemeinsame Stossrichtung in der Alterspolitik. Das Leitbild soll sowohl als Wegweiser für den Kanton wie auch für alle Gemeinden und im Altersbereich tätigen Organisationen dienen. Der Grundgedanke dabei ist, ein eigenverantwortliches und so lange wie möglich selbstständiges Leben im Alter zu fördern. Die Ziele und Werte im Leitbild sind offen formuliert, um Raum für Veränderungen und Weiterentwicklung zu schaffen, damit alle Akteure im Altersbereich ihre eigenen Ziele und Massnahmen davon ableiten können.

«Es war ein klarer Wunsch an der Bevölkerungswerkstatt während der Erarbeitung des Leitbilds, dass ältere Menschen möglichst lange daheim wohnen können», sagt Gesundheits- und Sozialdirektorin Michèle Blöchliger auf Anfrage. Man werde viel kürzer im Pflegeheim sein und auch später dort einziehen. Wohl auch eher mit einem höheren Bedürfnis an Pflegeleistungen. Gleichzeitig werde es auch darum gehen, die Möglichkeiten zu schaffen, dass Senioren möglichst lange selbstständig wohnen könnten. Die Regierungsrätin denkt dabei etwa an hindernisfreies Wohnen mit Betreuung respektive und/oder mit Dienstleistungen. In einzelnen Gemeinden denke man daran, neben den Pflegeheimen auch bedarfsgerechte Wohnungen anbieten zu können. Dabei könnten Synergien genutzt werden, in dem je nach Bedarf zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch genommen werden könnten. Sei es dann angezeigt, ins Pflegeheim zu wechseln, bleibe man in der gewohnten Umgebung.

Leitbild wird der Bevölkerung vorgestellt

Die Leitsätze des Altersleitbilds 2020, das der Regierungsrat nun genehmigt hat, die zu erreichenden Ziele und die Empfehlungen seien in der internen und externen Vernehmlassung auf breite Zustimmung gestossen, so die Regierung weiter. Eine Aktualisierung hatte sich aufgedrängt, weil die vorherigen Leitlinien aus dem Jahr 1997 stammten und die jüngsten demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nur ungenügend abbildeten.

«Das Altersleitbild soll kein Papiertiger sein», betont Michèle Blöchliger weiter. «Die Massnahmen in den einzelnen Handlungsfeldern werden wir angehen, je nachdem welche Direktion involviert ist.» Dazu seien nach wie vor die Steuergruppe und der Projektauschuss an der Arbeit.

Der Bevölkerung wird nach den Sommerferien – sofern die Coronasituation weiterhin stabil bleibt – das Altersleitbild in geeigneter Form vorgestellt.

Bericht zum Nidwaldner Altersleitbild 2020.pdf

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