Silvia Embacher
Als vor 25 Jahren die Kapellbrucke in Luzern brannte, erfuhr es Urs Genhart (76) am nachsten Morgen im Radio. «Es war für uns alle ein Schock, dass so etwas passieren konnte.» Das zerstörte Wahrzeichen nahm er erst am folgenden Tag in Augenschein. Und dieses Ereignis pragte ihn: Als die Schweizer Post zu diesem Anlass einen Monat später eine spezielle Briefmarke herausgab, war das der Anfang von Urs Genharts Leidenschaft.
Der ehemalige Feuerwehrinspektor sammelt Briefmarken mit Bezug zur Feuerwehr. Er besitzt davon eine riesige Sammlung. Die erwähnte Sondermarke der Post basierte auf dem Sujet von 1960 und sollte nun – rot anstatt blau eingefarbt und mit einem Zuschlag versehen – einen Beitrag zum Wiederaufbau des Luzerner Wahrzeichens leisten. Von dieser Sondermarke wurden gut 1,8 Millionen Stuck verkauft, was einen Erlos von 350 000 Franken fur die Reparatur der Kapellbrucke einbrachte.
Als man Ansichtskarten nur vorne beschreiben durfte
2016 gewann Urs Genhart mit der Sammlung «Luzern und die Kapellbrucke» eine Goldmedaille an der Weltmeisterschaft der Feuerwehrphilatelie im österreichischen Gmunden. Dort stellte er auch die Umstande des Brandes kurz dar – inklusive einer Einsatzskizze der Feuerwehr – und stellte die relevanten Briefmarken sowie Sonderbriefe und Stempel zum Brand aus.
«Die Kapellbrucke fasziniert mich auch abgesehen vom Brand», sagt Genhart. Seine Sammlung umfasst auch viele alte Ansichtskarten von Brucke und Wasserturm aus den Anfangen des 20. Jahrhunderts. Eine Besonderheit der damaligen Zeit: Man durfte Ansichtskarten nur vorne beschreiben, das heisst also neben oder über dem Motiv, auf der Ruckseite war nur die Adresse erlaubt.
«Zur Feuerwehr kam ich relativ spat»
Seit einigen Jahren ist Urs Genhart Mitglied des Philatelisten-Vereins Nidwalden. Briefmarken zu sammeln, hat der Hergiswiler Mitte zwanzig begonnen, vor mehr als 50 Jahren. Er sammelt vor allem Schweizer Briefmarken, die inzwischen ganze Ordner füllen. Das Interesse am Feuerwehrmotiv kam nicht von ungefahr. Als er 1969 bei der Glasi in Hergiswil als Stellvertreter Betriebsschutz auch Zivilschutz- ubungen besuchen musste, trat er auf Anraten des damaligen Kommandanten in die Feuerwehr ein. 1982 wurde er selbst Kommandant in Hergiswil, 1988 kantonaler Feuerwehrinspektor (bis 2006), 1991 bis 2000 war er Vizepräsident der Schweizerischen Feuerwehr-Instruktorenvereinigung.
In der Schweiz gibt es sehr wenige reine Feuerwehrbriefmarken, das heisst Marken mit einem direkten Bezug zur Feuerwehr. In seiner Sammlung finden sich aber auch viele Feuerwehrbelege, also verschickte Briefe oder Karten der Feuerwehr. International gesehen ist die Feuerwehr aber ein beliebtes Motiv fur Briefmarken. So hat er auch Briefmarken von Argentinien bis Somalia. Die beliebtesten Sujets sind dabei Feuerwehrfahrzeuge. «Viele Lander haben wahrscheinlich Autos abgebildet, die sie sich gar nicht leisten konnen», meint Urs Genhart schmunzelnd.
Die Motivarbeitsgemeinschaft Feuerwehr fuhrt jedes Jahr eine Tagung durch. Vor vier Jahren organisierte Genhart ein solches Treffen in Stans. Wahrend vier Tagen wurden dabei Briefmarken ausgetauscht, zudem gab’s eine Stadtfuhrung in Luzern und einen Ausflug aufs Stanserhorn. «Wichtige Aspekte für uns sind die Gemutlichkeit und der Austausch untereinander.»