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Zug

Nicht verifizierte Wolfssichtung in Menzingen

Am letzten Freitag begegnete eine Hundehalterin vermeintlich einem Wolf und filmte das Tier. Trotzdem wurde kein SMS-Alarm ausgelöst, da das Tier nicht bestimmt werden konnte. Für Menschen besteht keine Gefahr.

Eine Hundehalterin berichtete der Zeitung Blick von ihrer Begegnung der besonderen Art. Sie sei am letzten Freitag auf einem Spaziergang mit ihren Hunden im Gebiet Chnollen in Menzingen auf einen Wolf gestossen, der sich nach wenigen Augenblicken zurückgezogen habe. Dies ist laut Albin Schmidhauser vom Zuger Amt für Wald und Wild die normale Reaktion eines Wolfes. «Wölfe meiden den Menschen», so der Fachmann.

Als er von dem Vorfall erfahren hatte, liess er die kurze Videosequenz, welche die Hundehalterin angefertigt hatte, durch die Schweizerische Fachstelle Kora prüfen. «Es konnte nicht verifiziert werden, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelte.» Dies sei aufgrund von Bildern kaum möglich. Es handelte sich also um eine Sichtung der Kategorie drei - Beobachtung durch eine Nicht-Fachperson. «Wenn eine Sichtung durch eine Fachperson, also einen Wildtierbiologen oder Wildhüter erfolgt, sprechen wir von einer Beobachtung der Kategorie zwei», erklärt Schmidhauser.

Wildhüter sind rund um die Uhr im Einsatz

In die Kategorie eins fallen durch Kora verifizierte Sichtungen. «Dabei wird Genmaterial analysiert.» Da diese Analysen jeweils drei Wochen Zeit in Anspruch nehmen, wird lediglich bei Beobachtungen der Kategorie zwei Alarm ausgelöst. «Er erfolgt über SMS an Personen, welche diesen Dienst in Anspruch nehmen.»

Im Falle eines Nutztierrisses können die Tierbesitzer über den Polizeinotruf rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche einen Wildhüter alarmieren. «Er entscheidet dann aufgrund der Spuren, ob ein SMS-Alarm ausgelöst werden muss.»

Der Wildhüter hat auch ein Notfallset dabei, mit dem er die Stelle sichern kann, an welcher das Raubtier das Nutztiergehege überwunden hat. Denn oftmals kommen Wölfe an den Tatort zurück, um nochmals vom erlegten Tier zu zehren. «Wölfe überspringen ein Hindernis ungern. Sie überwinden Zäune in der Regel, indem sie durch eine Lücke am Boden schlüpfen», so Albin Schmidhauser. Deshalb sollte man die Zäune auch in Bodennähe mit Strom sichern. «Ein Stromschlag ist der blanke Horror für einen Wolf. Deshalb wird er sich kaum ein zweites Mal heranwagen.»

Der Canis lupus, wie er mit Fachbegriff heisst, ist ein europaweit geschütztes Wildtier. «Jene Wölfe, die heute in der Schweiz leben, stammen aus den Abruzzen, wo das Tier nie ausgerottet wurde», berichtet Schmidhauser. «Über den Apennin sind einige nach Norden ausgewandert und übers Rhone- und Aostatal ins Wallis und den Jura gelangt. Andere sind über die Poebene ins Tessin und in die Bündner Südtäler gezogen.» Heute gebe es das Calanda und das Morobbiar Rudel sowie eines im Mittelwallis. Im letzten Sommer wurde der Wolf M60 aus dem Calanda Rudel in Zug verifiziert (wir berichteten).

«Offenbar findet er genug Wildtiere in unseren Wäldern, sodass er sich nicht an Nutztiere heranmachen muss», erklärt Schmidhauser. «Ausserdem wissen die Landwirte, wie sie ihre Tiere schützen müssen.» Auch in der übrigen Schweiz sind Nutztierrisse durch Wölfe sehr selten. «Von den rund 4000 ungeschützten Schafen, die jedes Jahr auf Alpweiden verenden, fielen 2017 lediglich 180 dem Wolf zum Opfer.» Wölfe, die im Blutrausch unzählige Herdentiere gerissen hätten, seien zwar schon beobachtet worden, das komme aber höchst selten vor, so Schmidhauser. Menschen hingegen bräuchten sich vor Wölfen nicht zu fürchten. «Wenn man einem begegnet, sollte man stehen bleiben und warten, bis er weiter zieht.»

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