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Luzern

Nicht alle Christen feiern am 25. Dezember – aber irgendwie eben doch

Orthodoxe Christen pflegen andere Weihnachtsrituale als römisch-katholische. Hier erfahren Sie, welche und warum.
In Triengen steht die einzige mazedonisch-orthodoxe Kirche der Schweiz.  (Archivbild: Boris Bürgisser (Triengen, 13. Januar 2013))
Stefanos Athanasiou (Bild: PD)

Chiara Z'Graggen

Chiara Z'Graggen

In drei Tagen erstrahlen wie jedes Jahr zig Kinderaugen vor dem Weihnachtsbaum, bevor nach schief gesungenen Weihnachtsliedern wie «Oh du fröhliche» oder «Oh Tannenbaum» die Weihnachtsgeschenke ausgepackt werden. Kinder russisch- oder serbisch-orthodoxer Eltern müssen sich jedoch noch zwei Wochen länger gedulden, denn: Diese feiern das Weihnachtsfest erst am 7. Januar. Zumindest in den Augen derer, die nach dem weltlichen Kalender leben. Die Erklärung dazu liefert Stefanos Athanasiou, griechisch-orthodoxer Priester und Dozent für orthodoxe Theologie: «Eigentlich feiern diese orthodoxe Christen und Christinnen auch am 25. Dezember Weihnachten, aber mit dem alten Kalender.»

Doch was heisst das genau? Die Diskrepanz geht zurück auf die Kalenderreform vor über 400 Jahren. Bis 1582 galt nämlich der julianische Kalender, benannt nach dem römischen Kaiser Julius Cäsar. Dieser wies Fehler auf, weshalb Papst Georg einen neuen erliess und ihn sogleich nach sich benannte. Gemäss Athanasiou haben die römisch-katholischen Gebiete dies sofort akzeptiert, aber: «Die orthodoxen Kirchen und somit die Gebiete, in denen sie am zahlreichsten vertreten waren, haben die Reform nicht angenommen.» 1926 zogen dann die orthodoxen Kirchen, wie etwa die griechisch-orthodoxe, nach. Aber: Serbisch-orthodoxe und russisch-orthodoxe Kirchenmitglieder leben noch heute nach dem Kalender des vor über 2000 Jahren ermordeten römischen Kaisers.

Orthodoxe Weihnachten: Fasten vor Weihnachten

Gibt es denn weitere Unterschiede zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Weihnachtsfeierlichkeiten? Ja, etwa bezüglich der Weihnachtsmesse. «Die Messe der römisch-katholischen Kirche, die jeweils abends stattfindet, wird in der orthodoxen Kirche traditionell frühmorgens gegen 5 Uhr gefeiert», erklärt Stefanos Athanasiou.

Weitaus weiter geht die Schere auseinander bei der Vorbereitung aufs Fest. Wie der griechisch-orthodoxe Priester erzählt, fasten Orthodoxe vor Weihnachten. Dies ist für die Gläubigen eine Periode des Zurückziehens im Sinne des spirituellen Lebens des Menschen. «Heute ist die Vorweihnachtszeit vor allem die Zeit des Konsums, was dem Gegenteil des ursprünglichen Sinnes entspricht.» Die Beginn der Fastenzeit bildet der 11. November, auch bekannt als Fasnachtsbeginn. Von daher stammt überdies der Name Carnevale – also fehlendes Fleisch.

Auf das Fasten folgt die 12-tägige Feier

Alsbald das Fest beginnt, dauert es dann gegen zwei Wochen. Alle orthodoxen Kirchen kennen das sogenannte Dodekaemeron – eine 12-tägige Feier. Sie beginnt nach dem 25. Dezember und dauert bis 5. Januar, dem Vorfest der Epiphanie, also der Erscheinung des Herrn.

Ein weiterer spannender Fakt ist, dass Orthodoxe gewisse Feste feiern, jedoch aus einem anderen Grund als Römisch-katholische. «Am Stephanstag wird beispielsweise Maria gedacht. Der erste Januar ist der Festtag des Heiligen Basilios des Grossen. Am selben Tag wird noch etwas anderem gedacht, erzählt Athanasiou: «Am diesem Tag gedenkt die orthodoxe Kirche der Beschneidung Jesu Christi.»

Der 6. Januar, der Tag der Epiphanie, ist auch verschieden. Dort gedenken orthodoxe Kirchen Christi Taufe im Jordan. Genau wie Christus mit seiner Taufe die gesamte Schöpfung gesegnet hat, werden zum Gedenken zu diesem Ereignis die Wasser gesegnet – es gibt eine Prozession zu den Flüssen, Seen und zum Meer, dann wird dort ein Holzkreuz drei Mal ins Wasser geworfen. Auch in der Schweiz gibt es diese Tradition bei den Orthodoxen.

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