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Luzern

New-York-Times-Journalistin verliert Laptop in Luzern – und verliebt sich in die Stadt

Für ihren neuesten Reisebericht ist die US-Journalistin Jada Yuan in die Zentralschweiz gekommen. Besonders gefallen hat ihr dabei das Luzerner Neubad.
Der Artikel von Jada Yuan. (Bild: nytimes.com)
Reisejournalistin Jada Yuan. (Bild: Facebook)
Laptop-Finder Anton Meier. (Bild: zVg/Ingo Höhn)

Lucien Rahm

Lucien Rahm

Lucien Rahm

«Wenn Sie Ihren Laptop in den Strassen einer europäischen Stadt verlieren, sollte es in Luzern sein.» Mit diesem Satz beginnt Jada Yuan, Reisejournalistin der New York Times, ihren neuesten Erlebnisbericht. Für diesen hat sie vor kurzem die Vierwaldstättersee-Region aufgesucht, die auf einer Liste mit 52 Reiseempfehlungen der «Times» zu finden ist.

Der Besuch in der Zentralschweiz hält nicht nur Erfreuliches für Yuan bereit. Nach einem Restaurantbesuch am Luzerner Reussufer kommt ihr der Laptop abhanden, auf dem sie zuvor die Eindrücke ihres vorangehenden Trips niedergeschrieben hat. Als sie in ihrem Hotel ankommt, bemerkt sie, dass sie den Sack mit dem darin befindlichen Gerät auf dem Weg verloren hat.

Doch die Journalistin hat Glück. An diesem Augustabend ist der Luzerner Anton Meier mit seinem Velo in der Stadt unterwegs. Auf der Reussbrücke fällt ihm ein herrenloser Rucksack auf einer Bank auf. Zunächst fährt er daran vorbei, kommt dann allerdings kurz darauf nochmals am Gepäckstück vorbei. «Es hat geregnet und ausser mir war niemand auf der Brücke.» Daraufhin nahm er den Rucksack mit.

Um die Besitzerin des Computers ausfindig zu machen, hat sich der Informatiker das Gerät näher angeschaut und es schliesslich aufgestartet. «Beim Login erschien dann der Name der Frau und ein Hinweis auf die ‹New York Times›.» Danach hat Meier den Namen gegoogelt und rasch festgestellt, dass es jener einer bekannten Reisejournalistin ist. Gefunden hat er auch einen Link auf ihr Twitter-Konto. «Dort habe ich ihr dann eine Nachricht geschickt.»

Am nächsten Morgen sieht Yuan die Mitteilung: Ob sie etwas verloren habe. Kurz nach der Beantwortung der Frage sei Meier dann per Velo zu ihrem Hotel, dem «Drei Könige», gekommen. «Wir haben dann noch ein wenig miteinander geredet, unter anderem übers Reisen», sagt Meier. «Ich habe ihr empfohlen, den Pilatus und die Rigi zu besuchen.» Das tat Yuan dann auch, wie ihr Artikel festhält. Für seine Hilfe hat Meier einen Finderlohn erhalten. «Sie gab mir eine mittelkleine Geldnote.» Das Erlebnis scheint die Journalistin beeindruckt zu haben. In ihrem Bericht lobt sie die Schweizer für ihren «Sinn für Gastfreundlichkeit und ihre Menschenliebe».

Neubad findet Anklang

Lobende Worte findet die Journalistin zudem für das Käsegeschäft Barmettler in der Altstadt. Deren zweifränkige Chäs-Chüechli seien «Lebensretter». Anklang fand bei ihr auch das Neubad, was unter allen Luzerner Restaurants ihr liebster Ort gewesen sei. Dorthin geführt hat sie der Luzerner Musiker und Gründer der Künstlerplattform «Labor Luzern», Felix Bänteli. Er hat sie an ihrem ersten Abend in Luzern «verloren wirkend» vor dem Bahnhof entdeckt und ihr seine Hilfe angeboten. Wenige Tage später sei sie dann spontan mitgekommen, als Bänteli mit einer Gruppe von Bekannten ins Neubad ging, wie er gegenüber unserer Zeitung sagt. «Wir wussten zunächst nicht, dass sie darüber einen Artikel schreiben wird.» Erst im Verlauf des Abends habe sie ihren Beruf dann erwähnt.

«Das war ein sehr interessanter Austausch», sagt Bänteli. Yuan habe das Neubad als sehr lebendig und inspirierend wahrgenommen. Als es um halb eins nachts schloss, sei sie allerdings etwas irritiert gewesen. «Sie ist sich als Amerikanerin wohl anderes gewohnt.» Ungewohnt waren für sie auch die hohen Schweizer Preise. «Darüber haben wir dann auch diskutiert.» Im Vergleich zum Einkommen in der Schweiz seien die Preise jedoch nur durchschnittlich hoch, habe Bänteli ihr dann erklärt.

Nebst der Stadt Luzern, der Rigi und dem Pilatus besuchte Yuan auch andere Destinationen am Vierwaldstättersee, den sie als «vierbeinigen Seestern» bezeichnet. So zog es sie auch auf den Bürgenstock und den Titlis. Von Letzterem aus unternahm sie einen Gleitschirmflug. Wie alle Aktivitäten empfand sie auch diese als etwas teuer. «Doch jeden Penny wert», wie sie eine andere US-Touristin in ihrem Artikel zitiert.

Die hohen Preise sind denn auch das einzige, was die New-York-Times-Journalistin an der Zentralschweiz zu bemängeln hat. Ansonsten findet sie dafür nur Worte der Begeisterung. Sie zeigt wenig Verständnis für Schnelltouristen, die der Stadt Luzern nur eine kurze Zeit innerhalb ihrer Schweizreise widmen, bevor sie nach Bern, Interlaken oder Zermatt weiterreisen. «Ich kam an und war sofort überwältigt, schon von Luzern alleine.» Auf dem Weg zum Verkehrshaus entlang des Sees habe sie so viele Fotos geschossen, dass sie mindestens anderthalb Stunden für den Weg brauchte, der sonst rund 30 Minuten in Anspruch nimmt.

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