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Luzern

Neujahrsfest: Luzerns chinesische Gemeinde feiert das Jahr des Erd-Schweins

Nicht alle Chinesen in Luzern sind Touristen. An der chinesischen Neujahrsfeier in Luzern konnte man einen authentischen Einblick in die hier lebende Gemeinschaft erlangen.
Das chinesische Neujahr beginnt nächste Woche – in Luzern wurde es bereits farbenprächtig eingeläutet. Bilder: Boris Bürgisser (Luzern 2. Februar 2019)

Ismail Osman

Der Saal im ehemaligen Hotel Union ist zunächst ganz in rotes Licht getaucht. Das passt, schliesslich wird an diesem Samstagabend hier das chinesische Neujahresfest gefeiert – die Farbe Rot ist dabei zentral. Das Neujahresfest bietet einen regelrechten Crashkurs in chinesischer Kultur: Von der Musik im Hintergrund, über die Vorführungen in der meditativen Kampfkunst Tai-Chi und dem akrobatischen Wushu (mit dem Kung-Fu verwandt) bis hin zur Kulinarik. Keine Frage, hier ist alles authentisch.

Das chinesische Neujahr findet zwar offiziell erst am kommenden Dienstag statt. In Luzern feierten rund 200 Personen – darunter etwa auch die Luzerner Stadträtin Franziska Bitzi Staub – aber schon an diesem Wochenende das nun anstehende Jahr des Erd-Schweines.

Verein will Brücke zwischen den Kulturen schlagen

Für das Fest verantwortlich ist der Schweizerisch-Chinesische Interkulturverein Luzern (SCIL). Deren Präsidentin, Yu Yu Pichler-Wang, fasst die Ziele des Vereins so zusammen: «Wir pflegen den Austausch von Kultur und Erfahrung, verbinden Menschen und helfen einander.»

Yu Yu Pichler-Wang lebt seit fast 20 Jahren in der Schweiz und bringt eine beeindruckende Vita mit sich: Nach einer Profikarriere als Badmintonspielerin trainierte sie Mitte der 90er Jahre die italienische Badminton-Nationalmannschaft, später auch mehrere Clubs. Seit 1999 lebt sie mit ihrem Mann und den gemeinsamen drei Kindern in der Schweiz. Hier baute sie eine Badminton-Akademie und eine Handels- und Beratungsfirma auf. «Dadurch konnte ich mir viel Erfahrung in Sachen Organisation und Kommunikation aneigenen», sagt Pichler-Wang. Ehrenamtlich leitet sie eine chinesisch-christliche Gemeinschaft. «Dort werden für Chinesen Informationsveranstaltungen und Events angeboten. Es bestand aber ein Bedürfnis nach mehr interkulturellem Austausch», sagt sie rückblickend.

2017 entstand daraus der SCIL. Heute zählt der Verein bereits rund 160 Mitglieder. Den Kern bildet ein siebenköpfiges Vorstandsteam. «Wir kommen aus verschiedenen Bereichen, aber haben das gemeinsame Interesse für die Gesellschaft etwas Gutes zu tun», sagt Pichler-Wang. Zum Vorstand gehört auch Pichler-Wangs Adligenswiler Nachbarin Susanna Auf der Maur. Die gebürtige US-Amerikanerin ist Dozentin für Recht und Internationale Politik am César Ritz College of Hospitality and Tourism in Luzern. «Wir sind seit Jahren befreundet», erklärt Auf der Maur ihr Engagement im Vorstand des SCIL. «Es war für mich aber auch aus beruflicher Hinsicht eine Herzensangelegenheit. Wir haben viele sehr junge Menschen aus China bei uns in der Ausbildung. Sie sind weit weg von zu Hause, da hilft ein solches Netzwerk – zum einen gegen das Heimweh, zum anderen auch in Bezug auf die Integration in ihrer Zeit hier in der Schweiz.» So organisiert der Verein regelmässig Informationsveranstaltungen und Freizeitaktivitäten oder eben, man feiert Feste – nebst chinesischen Feiern auch traditionelle schweizerische. «Die Teilnehmer sind Schweizer, Chinesen und auch Menschen aus anderen Ländern», sagt Pichler-Wang. «Wir kommunizieren auf Deutsch, Chinesisch und Englisch.»

Allmählicher Wandel im Tourismus

Natürlich ist in Luzern das Thema Tourismus bei einem mit China assoziierten Verein unumgänglich. Wie nehmen die hier lebenden Chinesinnen und Chinesen die regelmässig aufflackernden Diskussionen um die Grenzen des Tourismus wahr? Yu Yu Pichler-Wang versteht die Bedenken in Bezug auf Massentourismus: «Klar, es muss für die örtliche Bevölkerung stimmen. Ist ein Ort komplett überlaufen, so verliert er auch den Charm weswegen die Leute überhaupt erst hierher kommen.» Wang leitet privat auch immer wieder Reisegruppen aus China und plädiert dabei jeweils für einen nachhalterigen Tourismus. «Ich rate immer dazu weniger Orte zu besuchen, diese dafür näher kennen zu lernen.» Diesbezüglich sieht sie auch eine allmähliche Trendwende weg vom Massen- und hin zum Individualtourismus. Wang rät aber auch zu bedenken, wie die Schweiz und Luzern sich im Ausland vermarkten. «Wen spricht man dort an? Was verkauft man? Das sind zentrale Fragen in Bezug auf die Art von Tourismus, die man hier hat oder haben will.»

Letztlich, so ist Pichler-Wang überzeugt, müsse man auch in diesen Belangen aufeinander zugehen und sich austauschen. «Die heutige internationale Politik und die sich ständig verändernde Wirtschaft verursachen immer wieder Reibungen. Wie versuchen durch gute Beziehungen und ein harmonisches Zusammenleben diese Reibungen zu reduzieren und so die Schönheiten dieser Welt gemeinsam zu erleben.»

Mehr Infos zum Verein: www.interkulturverein-chcn.ch

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