Raphael Biermayr
Raphael Biermayr
Vier Stimmen. So gross respektive klein ist der Unterschied zwischen den beiden Kandidaten für das Neuheimer Gemeindepräsidium. Daniel Schillig (CVP) hat vier Stimmen mehr erhalten als der aktuelle Amtsinhaber Roger Bosshart – 373 gegenüber 369.
Der aktuelle Bauchef Schillig krönt damit sein spektakuläres Comeback: Erst vor vier Jahren war der Bauer in den Gemeinderat zurückgekehrt, nachdem er in den 1990er-Jahren wegen der Mitgliedschaft in der «Universalen Kirche» daraus zurückgetreten war. Er ist nach wie vor Mitglied dieser fragwürdigen Organisation, was im Wahlkampf ein Thema war, aber für viele offensichtlich kein Hindernis darstellt, ihn zu wählen. Schillig hat das zweitbeste Resultat aller Kandidaten erzielt (524 Stimmen), nur der Finanzchef Marcel Güttinger (FDP) vereinigt mehr Stimmen auf sich (561). Schillig klang gewohnt abgeklärt, als ihn unsere Zeitung am Sonntag am Handy erreichte. «Die Leute kennen mich seit langem und haben ein Grundvertrauen in mich», ordnete Schillig seine Wahl ein.
Der grosse Verlierer ist Roger Bosshart, der nur noch bis Ende Jahr Gemeindepräsident sein wird. Er zeigte sich am Sonntag gefasst, war aber selbstredend enttäuscht, wie er selbst sagte. Trotz des knappen Ergebnisses sprach er nicht von einer Zufallswahl für Schillig, sondern akzeptierte das Resultat. Die Stimmen wurden ohnehin mehrmals nachgezählt, teilte die Gemeindeschreiberin Melanie Imfeld mit. Bosshart sprach jedoch das Los des Gemeindepräsidenten an, das ihn möglicherweise die Wiederwahl kostete: «Man muss manchmal für Sachen hinstehen, die andere gemacht haben.»
Die SVP kehrt in den Gemeinderat zurück
Damit ist fraglos die Situation in der Sozialabteilung gemeint. Jahrelang wurde dort Misswirtschaft betrieben. Die politische Verantwortung dafür trägt der Gemeinderat Franz Keiser. Dieser wurde am Sonntag nach 12 Jahren abgewählt. «Ich sehe mich nicht als Verlierer», sagte er überraschend, um zu erklären: «Es macht mich stolz, dass der Neuheimer konsequent gewählt hat. Denn mit Andreas Bächtold und mir wäre es nicht gegangen im Gemeinderat, wir hätten uns aufgerieben.» Der Hintergrund: Keiser zerstritt sich einst mit der SVP, die von Bächtold präsidiert wird, und trat aus der Partei aus.
Bächtold, der 72 mehr Stimmen holte als die wiedergewählte Schulpräsidentin Monika Ulrich-Meier (CVP), klang am Sonntag erleichtert, nachdem er vor vier Jahren die Wahl knapp verpasst hatte. Der Geschäftsführer im IT-Bereich hatte das Bonmot des Tages parat: «Es ist speziell: Ich bin es mir nicht mehr gewohnt, einen Chef zu haben – künftig werde ich plötzlich über 2000 haben.»