Martina Odermatt
Martina Odermatt
Wer sich etwas achtet, dem fallen diese grünen und violetten Parkfelder, die es seit Neustem in und um Sursee herum gibt, auf. Dahinter steckt «Share Mobility», ein neues Unternehmen mit hohen Zielen. Die Firma will das Verkehrsverhalten der Bevölkerung in der Region Sursee verändern. Das Konzept funktioniert ähnlich wie bei den bereits bekannten, roten Mobility-Autos, die vorwiegend an Bahnhöfen zu finden sind. Wer Bedarf für ein Share Mobility-Auto hat, loggt sich in der entsprechenden App (Moqo) ein. Mit dieser kann man die Autos reservieren, Reinigungsbedarf angeben und allfällige Schäden melden.
Im Gegensatz zu den roten Flitzern handelt es sich bei Share Mobility um Elektrofahrzeuge. Zusätzlich zu diesen Autos, die auf violetten Parkplätzen stehen, gibt es bei den meisten Standorten noch ein grünes Feld. Hier können Externe ihre Elektroautos aufladen. «Die Schweiz hinkt bei den E-Ladestationen noch hinterher», sagte Geschäftsinhaber von Share Mobility, Andreas Birrer, an der gestrigen Pressekonferenz. Deshalb wolle er hier Abhilfe schaffen. «Auf 100 000 Schweizer kommen 46 E-Tankstellen. Zum Vergleich: In Norwegen sind es deren 185, in den Niederlanden 180 Tankstellen. «Die Kunden stehen noch nicht Schlange für dieses Konzept, aber wir setzen trotzdem darauf. Teilen ist das neue Haben», sagte Birrer zuversichtlich.
Und er ist nicht der einzige, der auf diese Idee setzt. Bereits haben einige Gemeinden Interesse bekundet. In Oberkirch, Grosswangen, Mauensee (Kaltbach), Kottwil, Schenkon, Sursee und sogar Zofingen gibt es bereits zwölf aktive Standorte. Weitere in Sursee und Oberkirch sind in Planung (siehe Karte). Ein Share-Mobility-Auto kostet pro Stunde übrigens 3,50 Franken. Jeder Kilometer kostet 75 Rappen.
Auto reservieren für Einkauf oder Training
Besonders in Quartieren bringe dieses Konzept viele Vorteile. In der Überbauung Kirschgarten in Schenkon, wo erste Wohnungen seit Anfang Monat bezugsbereit sind, wurde eine Niederlassung realisiert. «Das ist ideal, wenn jemand kurz einkaufen gehen möchte oder am Abend ins Fussball-Training fährt», sagte Patrick Ineichen (CVP), Gemeindepräsident von Schenkon. Und Bauvorsteherin Oberkirchs, Ladina Aregger (FDP) erklärte: «Die Bevölkerung in Oberkirch ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Share Mobility fördert ein Umdenken in der Gesellschaft und ist erst noch gut für die Umwelt.» Ausserdem könne ein «Quartier-Auto» die Frage nach einem zweiten Auto im Haushalt allenfalls klären.
Birrer, der auch Geschäftsinhaber der Hyundai-Garage Auto Birrer AG ist und Share Mobility mit dieser Marke ausrüstet, will in Zukunft die «letzte Meile» übernehmen, also den letzten Abschnitt bis zur Haustür. Das Konzept scheint ein Bedürfnis zu sein. Bereits seien Anfragen aus der Ostschweiz und Zürich eingegangen, welche Share Mobility auch dort einführen möchten. Für Birrer noch zu früh: «Wir wollen zuerst hier in der Region Erfolg haben und unser Angebot etablieren.»