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Zug

Neuer Standort von Tischlein deck dich: Im Pfadiheim wird wöchentlich Essen für rund 70 Personen abgegeben

Der gemeinnützige Verein Tischlein deck dich hat im Sommer eine neue Abgabestelle für Lebensmittel im Ägerital eröffnet. Es ist die zweite Stelle im Kanton und auch sie stösst auf reges Interesse.
Tischlein deck dich zählt mittlerweile 140 Abgabestellen (im Bild Standort Aarau) schweizweit. Die Stelle im Ägerital war Nummer 137.  (Bild: PD)

Tijana Nikolic

Ende Juni eröffnete der spendenfinanzierte Verein Tischlein deck dich seine zweite Abgabestelle im Kanton im Pfadiheim in Unterägeri. Menschen aus der Region, die am oder unter dem Existenzminimum leben, können bei der Abgabe qualitativ einwandfreie Lebensmittel beziehen und bezahlen dafür einen symbolischen Franken. Die Non-Profit-Organisation rettet seit mehr als 20 Jahren Lebensmittel und verteilt sie über Abgabestellen an Armutsbetroffene.

«Wir ziehen eine positive Bilanz. Seit der Eröffnung im Juni haben wir einen wachsenden Zuspruch erlebt», sagt Mina Dello Buono, Kommunikationsleiterin von Tischlein deck dich. Derzeit kommen wöchentlich rund 25 Familien an die Abgabestelle Unterägeri und beziehen Lebensmittel für etwa 70 Personen. «Die Abgabestelle in Baar, die im Sommer 2003 eröffnet wurde, ist sehr gut ausgelastet, weshalb wir nach einer neuen Möglichkeit suchten», erklärt Dello Buono. In Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug (GGZ) unterhält Tischlein deck dich in Baar beim GGZ@Work-Recycling ein Logistiklager mit eigenen Lager- und Kühlräumen.

Weniger Food Waste und mehr Direkthilfe

Die Abgabestelle bleibt auf unbestimmte Zeit bestehen. «Sie funktioniert im Sinne eines temporären Ladens, der jeweils nur während einer Stunde die Woche geöffnet ist. In Unterägeri ist das jeden Freitag von 10 bis 11 Uhr», erläutert Dello Buono weiter. Bei den verteilten Lebensmitteln handelt es sich um Produktspenden, die aus Überproduktionen oder Fehldispositionen stammen, leichte Verpackungsschäden oder eine kurze Resthaltbarkeit aufweisen oder kleine ästhetische Mängel haben, qualitativ aber einwandfrei sind. So wird Food Waste vermieden und Armutsbetroffene erhalten eine Direkthilfe.

Leiter der Abgabestelle in Unterägeri ist Markus Burri, der auf Kantonsebene für die katholische Kirche arbeitet. Er wird von einem 23-köpfigen Freiwilligenteam unterstützt. Da er in Unterägeri wohnt und im Teilzeitpensum arbeitet, ergriff er diese Möglichkeit, zu helfen. Tischlein deck dich gelangte an die Gemeinde mit der Bitte, einen geeigneten Raum für die Ausgabestelle zur Verfügung zu stellen. Nach längerem Suchen bot die Pfadi Unterägeri eine helfende Hand. «Ich bin der Pfadi und der Gemeinde dankbar für diesen Raum. Er liegt wohl etwas abseits, doch für unsere Aufgabe ist er ideal», so Burri.

Regelmässige Kontrollen vom Lebensmittelinspektorat

Für Burri sei es erstaunlich und erfreulich, wie vielfältig das Angebot der Lebensmittel, die abgegeben werden, sei. Von Frischprodukten wie Gemüse, Früchte, Joghurt oder Käse über Teigwaren und Kartoffeln bis zu Süssigkeiten wie Schoggi, Guetzli oder Glace sei alles dabei. «Darum werden wir geschult, die Lebensmittel fachgerecht zu behandeln, zu kontrollieren und, wenn nötig, zu kühlen», erklärt Burri. Die Ausgabestellen werden auch regelmässig durch das Lebensmittelinspektorat überprüft.

Die Waren werden jeweils auf Tischen ausgebreitet und nach Kategorien sortiert. Bevor die Herausgabe beginnt, werden die einzelnen Produkte gezählt und es wird ausgerechnet, welche Menge pro Person bezogen werden kann. «Im Schnitt dürfen Einzelpersonen Lebensmittel auswählen, die in etwa zwei Einkaufstaschen füllen. Es wird entsprechend mehr, wenn es grössere Familien sind», führt Burri weiter aus. Der Lebensmittelbezug bei Tischlein deck dich ersetze jedoch keinen Wocheneinkauf.

Schweizerinnen und Schweizer genieren sich für den Bezug

Wer bei Tischlein deck dich Lebensmittel beziehen möchte, braucht eine Kundenkarte, die von regionalen Sozialfachstellen abgegeben wird. «Auf der Kundenkarte ist angegeben, ob es eine Einzelperson ist oder ob es sich um eine mehrköpfige Familie handelt», so Burri weiter. Dabei seien junge und alte Menschen, sowohl Schweizerinnen und Migranten als auch Familien und Einzelpersonen bei der Kundschaft vertreten.

Besonders bei Schweizern und Schweizerinnen sei zu merken, dass sie sich teilweise für den Bezug der Lebensmittel genieren. «Darum ist es sehr wichtig, dass wir die Bezüger und Bezügerinnen mit Freundlichkeit und Respekt behandeln. Sie müssen beim Eintreten zuerst einen Franken bezahlen. Dieser symbolische Beitrag hilft ihnen dabei, sich als normale Kundschaft zu fühlen», weiss Burri.

Produkte werden gespendet und nicht eingekauft

Bei den Lebensmitteln handelt es sich ausschliesslich um Produktspenden. Tischlein deck dich kauft keine Produkte zur Sortimentsvervollständigung hinzu. «Einige lokale Geschäfte übergeben uns regelmässig Waren, bei anderen werde ich noch anklopfen», verrät Markus Burri. Zuerst wolle er noch abwarten, wie die Abgabestelle weiter anläuft. Ziel sei es, am Ende der Abgabezeit alles übergeben zu haben. Bei der wöchentlichen Durchführung sind die freiwilligen Helfer jeweils zu fünft.

Die Abgabestelle wird nicht von der katholischen Kirche geleitet. Abschliessend sagt Burri: «Ich leite die Stelle als Freiwilliger, weil ich von der Aktion persönlich überzeugt bin. So sind auch die anderen Freiwilligen aus unterschiedlichen Motiven mit Begeisterung dabei.»

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