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Nidwalden

Neuer Präsident der Nidwaldner Bauern: «Loh-Sepp» gibt sich kämpferisch

Der Ennetbürger Landwirt Sepp Odermatt übernimmt das Präsidium des Nidwaldner Bauernverbandes. Er versteht sich als Gewerkschafter.
Dani Blättler, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nidwalden, übergibt dem neuen Präsident Sepp Odermatt die ersten Dossier. (Bild: Richard Greuter (Ennetbürgen, 13. Mai 2020))

Richard Greuter

Eine würdige Amtsübergabe konnte der Pankratius nicht verhindern. Aber der Eisheilige sorgte am Mittwochmorgen für nasskalte Witterung. Dies war auf dem Hof Loh hoch über Ennetbürgen auf 700 Metern über Meer deutlich zu spüren, wo der frisch gewählte Bauernpräsident Sepp Odermatt einige Gäste und auch seinen Vorgänger empfing.

Aufgrund der Corona-Krise fand die Generalversammlung des Nidwaldner Bauernverbandes auf schriftlichen Wegen statt. Von insgesamt 434 Mitgliedern antworteten deren 216 und genehmigten sämtliche Traktanden. Mit insgesamt 209 Stimmen wählten die Nidwaldner Bauern den 55-jährigen Sepp Odermatt, vielen bekannt als Loh-Sepp, zu ihrem neuen Präsidenten. «Es ist in der Geschichte des Nidwaldner Bauernverbandes noch nie vorgekommen, dass ein Präsident mit so hohem Ja-Stimmenanteil gewählt wurde», bemerkte Geschäftsführer Daniel Blättler, bevor er ihm die ersten Dossiers überreichte. Zudem wurde Ruedi Odermatt neues Mitglied der Landwirtschaftskammer des Schweizer Bauernverbandes.

Von seinem Vorgänger Hansueli Keiser, der den Verband während fünf Jahren führte, erhielt Odermatt einen Berg-Pickel. Es sei ein Symbol und bei grösseren Touren ein wertvolles Hilfsmittel, sagte Hansueli Keiser bei der Übergabe. Sepp Odermatt erkannten den Wink und meinte zu seinen Vorstandskollegen, dass vorne gepickelt und hinten geschaufelt wird. «Zusammen werden wir es schaffen,» so Odermatt.

Konsumenten wünschen mehr Einheimisches

In einem kurzen Gespräch verwies der vierfache Familienvater auf das vermehrte Interesse der Konsumenten an einheimischen Lebensmitteln. «Der Stellenwert unserer Produkte hat aufgewertet», sagt Odermatt. Und mit Blick auf die Politik fügte er an: «Es muss das Ziel sein, dass wir eine genügende Eigenversorgung produzieren können. Da soll auch eine angemessene Ökologie Platz haben.» Für ihn sei der Bauernverband die Gewerkschaft der Bauernfamilien. Als ehemaliger Landrat und CVP-Präsident sei er gewohnt, zu kämpfen. «Es ist Aufgabe des Verbandes, sich kämpferisch für seine Mitglieder einzusetzen», so sein Fazit.

Im Vordergrund stehen neben den üblichen Verbandsaufgaben auch die Bekämpfung der Trinkwasser- und der Pestizidinitiative. Weiter sei die Annahme des neuen Jagdgesetzes notwendig, welches den Schutz für Wölfe lockert. Doch auch in Nidwalden liege einiges im Argen. Wegen einer illegal erstellten Trockenmauer ob Ennetbürgen geriet das Amt für Raumplanung Nidwalden ins Schussfeld der Kritik. Bauernfamilien, die in den vergangenen Jahren Bauvorhaben ausserhalb der Bauzonen tätigten, beklagten sich schon länger. «Der eine kann, der andere nicht», sagte Sepp Odermatt bereits vor einem Jahr an einer Bauernveranstaltung.

Damals schilderte er die Erfahrung beim Ersatzbau seines eigenen Hauses. Als krasses Beispiel nannte er ein Hobbyraum, wo die kantonalen Richtlinien eine gewisse Fenstergrösse erlaubte. Um eine kleinere Fenstergrösse durchzusetzen, habe das Amt für Raumplanung willkürlich die Richtlinien geändert, berichtete Sepp Odermatt.

Als weiteres Ärgernis nannte er eine windgeschützte Aussentreppe, die bei ihm nicht bewilligt, an einem andern Ort aber genehmigt worden sei. «Wir hätten gerne eine Raumplanung, die das Bundesgesetz vollzieht, aber die Richtlinien mit Vernunft auslegt», verlangt der neu Bauernpräsident.

Milchbauer mit Leib und Seele

Trotz anhaltend schlechten Milchpreisen sind die Familie Vreni und Sepp Odermatt nach wie vor begeisterte Milchproduzenten. Nach verschiedenen Mandaten beim Nidwaldner und Zentralschweizer Milchproduzentenverband ist Odermatt seit acht Jahren Delegierter der Zentralschweizer Milchproduzenten. Dies hat zweifellos mit seiner Liebe zum Beruf zu tun: «Das Schönste ist die Zusammenarbeit mit meinen Tieren und der Natur. Dies übertrifft oft die schlechte Einkommenssituation.»

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