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Luzern

Neue Stadtführung rückt das Wirken von Frauen in den Fokus

Luzern Tourismus lanciert die neue Themenführung «Frauen, die Luzern bewegten». Höhepunkt ist ein Besuch in einem selten zugänglichen Denkmal.
Tourismusdirektor Marcel Perren eröffnete beim KKL den Medienrundgang, an dem mit Ausnahme des Fotografen sonst nur Frauen teilnahmen. (Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 19. August 2021))
Vier Frauen führten die Medien durch die Stadt (von links): Claudia Lang, Hanny Felder, Sabine Schneitter und Heidi Muffler. (Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 19. August 2021))
Stadtführerin Hanny Felder erzählt beim Josi-J.-Meier-Platz von der bekannten Luzerner Politikerin. (Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 19. August 2021))

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Kennen Sie die Pfefferfrauen? Wissen Sie, dass die erste Ständeratspräsidentin eine Luzernerin war? Nein? Dann dürfte die Themenführung «Frauen, die Luzern bewegten» von Luzern Tourismus einen Besuch wert sein. Auf dem neuen Rundgang stehen Luzernerinnen im Vordergrund, die in der Stadt ihre Spuren hinterliessen.

«Man redet viel über das Schaffen und Wirken von Herren, aber weniger über jenes der Damen», befand Tourismusdirektor Marcel Perren zu Beginn des Medienrundgangs am Donnerstag. Er durfte als beinahe einziger Mann in der Runde die Führung eröffnen. Im Mittelpunkt standen jedoch vier Stadtführerinnen – das Team besteht aus sieben Frauen –, die einen Einblick in die neue Führung gewährten.

Wie Luzernerinnen den Pfefferspray erfanden

So berichtete etwa Sabine Schneitter von den Pfefferfrauen, die während des Bürgerkriegs in Luzern 1845 mit den liberalen Freischärlern sympathisierten. Am 3. Mai jenes Jahres hängten sie schwarze Tücher aus dem Fenster des Zurgilgenhauses am Kappelplatz – direkt neben dem Schiffsteg, wo die mit den Konservativen verbündeten Schwyzer Soldaten feierlich verabschiedet wurden. «Pfefferfrauen wurden sie genannt, weil sie den Feinden eine Mischung aus Pfeffer, Sand und Asche in die Augen warfen, um sie kampfunfähig zu machen.»

Gleich daneben befindet sich der Rosengart-Platz, benannt nach einer Zeitgenossin: Die heute 89-jährige Kunsthändlerin Angela Rosengart hat Luzern bekanntlich um ein Museum reicher gemacht. Bei der Kapellbrücke kommt die Führung auch zu einem Höhepunkt: dem Besuch des sonst selten zugänglichen Wasserturms. Hier waren Frauen unter anderem am Raub des Staatsschatzes Mitte des 18. Jahrhunderts beteiligt.

Und von hier aus hat man einen guten Blick auf die Hofkirche, wo laut Heidi Muffler im 16. Jahrhundert Skandalöses geschah: «Eine Frau folgte dem Pfarrer auf die Kanzel und unterbrach ihn, um das Wort an die Gemeinde zu richten.» Was die Frau sagte, gab Muffler den Medien nicht Preis. «Das erfahren nur jene, die an der richtigen Stadtführung teilnehmen», sagte sie augenzwinkernd.

Die Stadtführerinnen erzählen offensichtlich mit Freude die verschiedenen Anekdoten. Sie haben die neue Führung selbst entwickelt. Und sie stecken viel Vorbereitungszeit in jede einzelne Tour, wie Heidi Muffler erklärt: «Da wir viele verschiedene Führungen anbieten, müssen wir uns jeweils wieder ins Thema einarbeiten. Dazu gehört auch, dass wir Aktualitäten aufgreifen.» Wenn Gruppen eine Führung buchen, wird auch deren Hintergrund recherchiert und eingeflochten. Jede Tour wird dadurch einzigartig.

Ergänzung zum Frauenstadtrundgang

Als Zielgruppe sehen die Stadtführerinnen neben Frauen insbesondere Vereine oder Polterabende «und natürlich auch Männer, die etwas über die Geschichte von Luzerner Frauen erfahren wollen», betont Muffler. Die Idee für die neue Führung kam laut Hanny Felder in Zusammenhang mit dem Jubiläum zum Frauenstimmrecht auf. «Wir wollten aber nicht nur die Frauenbewegung thematisieren, sondern das Wirken von Frauen breiter und über einen grösseren Zeitraum beleuchten.» Natürlich kommt aber auch das Frauenstimmrecht zur Sprache, etwa beim Josi-J.-Meier-Platz, benannt nach der ersten Ständeratspräsidentin.

Führungen mit einer spezifisch weiblichen Perspektive bietet auch der Verein Frauenstadtrundgang Luzern an, etwa den neuen Rundgang «FörSIE!» über die Frauenbewegung. Will Luzern Tourismus mit dem Frauenstadtrundgang konkurrieren? «Wir sehen es eher als Ergänzung, denn inhaltlich unterscheidet sich unsere Führung von jenen des Frauenstadtrundgangs», sagt Claudia Lang.

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