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Uri

Neue Plattform bietet traumhafte Aussicht

Die Aussichtsplattform im Turm von Hospental ist eröffnet: ein Highlight für Einheimische und eine touristische Aufwertung des Urserntals.
Rundblick vom Turm: Talammann Beat Schmid (rechts) im Gespräch mit Raphael Krucker, CEO von Andermatt Swiss Alps. (Bild: Christof Hirtler (Hospental, 21. Mai 2022))
Diakon Edi Imhof weiht das Aussichtsplateau ein. (Bild: Christof Hirtler (Hospental, 21. Mai 2022))
Ausstellung im Treppenturm. (Bild: Christof Hirtler (Hospental, 21. Mai 2022))

Christof Hirtler

 

«Als Kinder sind wir immer auf dem Turm herumgeklettert, wir hatten dort unser Geheim­versteck, haben heimlich geraucht», erzählte Franco Cattaneo, Bauer und Verwalter der Korporation Ursern und lacht. «Ganz oben auf dem Turm waren wir nur einmal, ein Bergführer hatte Haken in die Wand geschlagen und wir haben uns am Seil hochgehangelt. Aber das war viel zu gefährlich.»

Nun, viele Jahre später, wird sein Traum und der vieler Urschnerinnen und Urschner wahr. «Die Korporation Ursern hat nach einjähriger Bauzeit und mithilfe von Geldgebern wie dem Kanton Uri, der Otto Gamma Stiftung, der Dätwyler-Stiftung, der Urner Kantonalbank und anderen das Wahrzeichen des Urserntals begehbar gemacht», sagte Talammann Beat Schmid am Samstag bei der Einweihung. «Da der Turm ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung ist, durfte die Treppenkonstruktion im Turminnern weder am Gemäuer befestigt, noch von aussen sichtbar sein.»

Die Besucherinnen und Besucher gelangen über einen filigranen Treppenturm aus Stahl, eingebaut im Innern des historischen Turms über vier Zwischenpodeste bis zum Aussichtsplateau. Der Einbau der vorfabrizierten 15 Tonnen schweren und 17 Meter hohen Stahlkonstruktion dauerte nur wenige Tage. Die Einzelteile wurden dazu mit dem Helikopter eingeflogen.

Archäologische Grabungen

«Bei der archäologischen Notgrabung, in Auftrag gegeben von der Denkmalpflege des Kantons Uri, liessen sich die bis zu 1,3 Meter breite Umfassungsmauer, die mit dem Turm erbaut wurde, sowie Bau-, Nutzungs- und Abbruchschichten nachweisen», erläuterte der Archäologe Christian Auf der Maur. Bei den Grabungen fanden die Archäologen eine Armbrustspitze aus Eisen aus der Zeit um das Jahr 1300. Zudem stellten die Archäologen fest, dass der Hügelsporn im 8. Jahrhundert gerodet wurde, wie ein verkohltes Astfragment aus der ältesten Nutzungsschicht belegt. Bereits vor dem Bau der Burganlage hatte eine gemauerte Struktur existiert. «Wahrscheinlich war der Turm nur im Sommer bewohnt», erklärte Christian Auf der Maur. Der Turm wurde mit vier Vollgeschossen mit Lagerraum, Wohnräumen und Wachstube realisiert. Eine hölzerne Wehrlaube umfasste das oberste Stockwerk und bot beste Übersicht.

Geschichte erlebbar machen

Das Urserntal besitzt mit den West-Ost-Verbindung Furka-Oberalp und der Nord-Süd-Verbindung über den Gotthardpass und der Erschliessung der Schöllenen eine wichtige strategische Bedeutung. Um 1240 übertrug Kaiser Friedrich II. die Reichsvogtei über das Tal an die Grafen von Rapperswil, die um 1277 an herausragender Stelle den Wohnturm in Hospental erbauen liess. Als erster Besitzer sind 1285 die Herren von Hospental erwähnt, 1317 ging die Burg an die Familie von Moos. Zwischen 1399 und 1425 wechselte die Burg nochmals den Besitzer, war aber zu dieser Zeit kaum mehr bewohnt. Die Umfassungsmauer soll 1705 als Steinbruch für die neue Kirche gedient haben. Der Turm blieb erhalten und stand Jahrhunderte lang leer. Nun sind der Turm von Hospental und die Aussichtsplattform ab sofort frei zugänglich.

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