Alexander von Däniken
Alexander von Däniken
«Reiss dich zusammen!» Oder: «Das wird schon wieder.» Solche Sätze bewirken im besten Fall nichts, im schlimmsten Fall das Gegenteil des Gewünschten. Denn Menschen mit psychischen Problemen fühlen sich dadurch noch stärker unter Druck gesetzt, sagt Jacqueline Holzer. Sie ist Psychologin und Instruktorin von Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit.
Die Kurse gibt es in der Zentralschweiz seit diesem Monat, in der Schweiz seit diesem Jahr. Die Stiftung Pro Mente Sana hat mit Unterstützung der Beisheim-Stiftung ein Programm aus Australien importiert und es Ensa getauft, was auf einer Sprache der australischen Ureinwohner Antwort bedeutet. In Übersee läuft es unter dem Namen «Mental Health First Aid» seit 19 Jahren erfolgreich.
«Laien sollen besser helfen können»
Jacqueline Holzer sagt zum Ziel der Kurse: «Laien sollen besser helfen können, wenn bei nahestehenden Personen psychische Schwierigkeiten auftreten.» Genauso wichtig sei, das Stigma abzubauen, das noch immer an psychischen Krankheiten haftet. «Beim Nothelferkurs lernt man ja auch, was bei einem Beinbruch gemacht werden muss. Nur weil psychische Probleme nicht sichtbar sind, heisst es nicht, dass sie nicht da sind.»
Im Kurs lernen Interessierte in vier Modulen zu je drei Stunden, wie Depressionen, Angststörungen, Psychosen oder Suchterkrankungen erkannt werden – und wie man damit umgeht. «Es geht nicht darum, Psychologen oder Psychotherapeuten auszubilden, sondern um die Betroffenen in einer ersten Phase richtig zu begleiten», sagt Holzer.
Auch werden Adressen zu Institutionen und Fachleuten in der Region abgegeben. Die Kurse können unter der Woche abends oder an zwei Wochenendtagen besucht werden. Ein Kurs kostet 380 Franken pro Person; inklusive Kursmaterial, Zertifikat und Ausweis.
Kurse verbessern Wissen über psychische Gesundheit
Jacqueline Holzer ist vor 27 Jahren in Luzern geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Masterstudium in Psychologie machte sie eine Kommilitonin auf den Ensa-Instruktoren-Kurs aufmerksam.
Holzer sagt dazu: «Die wissenschaftlich anerkannten Inhalte haben mich angesprochen. Studien belegen, dass die Erste-Hilfe-Kurse das Wissen der Teilnehmenden bezüglich psychischer Gesundheit verbessern, Stigmatisierung abbauen und das Vertrauen in sich als Helfer und in die eigene psychische Gesundheit stärken.» Gleichzeitig findet es Holzer generell wichtig, ein solches Angebot zu unterstützen, weil in der Schweiz jeder Zweite einmal im Leben eine psychische Erkrankung erleidet.
Der nächste Kurs in der Stadt Luzern startet am 16. Oktober bei der Spitex, am 19. Oktober gibt es einen Kurs im Ayurveda-Haus in Rain. Das Angebot richtet sich an alle Interessierten ab 18 Jahren und Firmen.
Hinweis: Weitere Informationen: www.ensa.swiss