Roman Hodel
Das Luzerner Nachtleben ist praktisch tot. Seit Monaten gibt's weder Partys noch Konzerte, ja nicht einmal einen Absacker. Zumindest nicht legal. Die Coronapandemie trifft vor allem Bars, Clubs und Konzertlokale hart – und zeigt auch, dass diese kaum eine Lobby haben etwa in der Politik.
Immerhin etwas Positives hat die Krise: Viele Kulturbetriebe sind näher zusammengerückt und sie wollen nun ein Sprachrohr schaffen. In Luzern wird Mitte März eine Bar- und Clubkommission nach dem Vorbild von Bern, Basel und Zürich gegründet. «Damit wollen wir die kulturpolitischen Interessen der Nachtkultur gegenüber von Behörden und der Öffentlichkeit vertreten und ihren Stellenwert stärken», sagte Gianluca Pardini, Geschäftsleitung IG Kultur Luzern, am Mittwoch vor den Medien.
- Plattform bieten für die Anliegen der Bars, Clubs und Gastrobetriebe im Nachtleben
- Interessen bündeln
- Sensibilisierung von Behörden, Politik und Öffentlichkeit und ihnen den kulturellen sowie wirtschaftlichen Wert aufzeigen
- Förderung der gesunden Nachtkultur
- Sich schweizweit vernetzen, den Austausch fördern mit der Bar- und Clubkommission Schweiz und dort auch Trendentwicklungen aufnehmen
Es ist nicht so, dass das Nachtleben bislang gar keine Stimme hatte. Seit 2008 existiert in Luzern der Verein Safer Clubbing, der nun aber aufgelöst wird. Ist die BCKL bloss alter Wein in neuen Schläuchen? «Nein», sagte Felix Wahrenberger von Akzent Prävention und Suchttherapie. Safer Clubbing sei ein schweizweit etabliertes Label, das sich vor allem der Gewalt- und Drogenprävention in Clubs verschrieben habe. Man habe sich zwar auch um die Gäste und das Personal gekümmert und sei im Austausch mit Behörden gestanden. Wahrenberger:
«Doch in letzter Zeit hat sich das Ausgehverhalten verändert, von den grossen Clubs hin zu den Bars, und dem wollen wir Rechnung tragen.»
Dies bestätigte Roman Amstutz, ehemaliger Präsident von Safer Clubbing: «Unser Verein war bislang eher auf Clubbing ausgerichtet – jetzt öffnen wir uns für kleinere Betriebe und Bars.» Mit der Kommission steigen auch die Anforderungen, alles werde professioneller. Laut Amstutz besteht der Wunsch nach einer solchen Kommission schon seit zwei, drei Jahren – die Coronapandemie habe das Ganze nun beschleunigt.
Über 20 Bars und Clubs wollen mitmachen
Mit der BCKL will die Nachtkultur nicht zuletzt ihre Kräfte bündeln. Denn bisher gab es Betriebe, die zwar beim Verein Safer Clubbing dabei waren, nicht aber bei der IG Kultur Luzern und umgekehrt. Für die konstituierende Sitzung vom 16. März liegen laut Gianluca Pardini von über 20 Betrieben die Zusagen vor. Formell wird die Kommission unter dem Dach der IG Kultur Luzern geführt und verwaltet. Ein Kommissionsvorsitz wird jeweils für eine Amtsdauer von einem Jahr durch die BCKL-Mitglieder gewählt.
Einer der Betriebe, die zugesagt haben, ist der Rok Klub. Dessen Geschäftsführer Philipp Kathriner, hier fotografiert in seinem verwaisten Lokal,...
...hat einige Erwartungen an die BCKL, wie er auf Anfrage sagt:
«Weil wir künftig viel mehr Mitglieder sind, erhoffen wir uns, mehr politischen Druck erzeugen zu können.»
Zudem hätten viele Bar- und Clubbetreiber wegen der Pandemie die gleichen Probleme und Fragen. Als Beispiel nennt er die mit Erfolg von der IG Kultur Luzern und Safer Clubbing im letzten Sommer lancierte Checkin-App. «Die Kommission wird all das künftig zusammenführen», so Kathriner.
Vom Verein Safer Clubbing wird die BCKL die Round Tables mit den Behörden und die Präventionsarbeit etwa im Drogenbereich übernehmen, zudem auch Projekte wie «Luisa» – jenes Codewort, das Frauen vor sexuellen Übergriffen schützen soll. Und dann soll die BCKL möglichst bald wichtige Diskussionen anstossen. Eine wichtige zu klärende Frage ist laut Pardini: «Wie soll die Kulturförderung mit der Nachtkultur umgehen?» Bislang gebe es keine Möglichkeiten für Projektunterstützung.
In Zürich tauschen sich Kommission und Parlament aus
Dass eine Bar- und Clubkommission etwas bewirken kann, zeigt der Blick nach Zürich. Dank ihr existiert dort zum Beispiel ein regelmässiger Austausch mit einer Gruppe von Mitgliedern des Zürcher Stadtparlaments aller Parteien. Dabei konnte die Kommission schon mehrfach Themen aufs politische Parkett bringen wie etwa die «mediterranen Nächte», bei denen Gartenbeizen im Sommer länger offen sein sollen – was allerdings nicht überall gut ankommt. Zudem hat die Kommission einen eigenen Fonds ins Leben gerufen, um etwa DJ’s in der Coronapandemie finanziell zu unterstützen. Alex Bücheli, Geschäftsführer der Bar- und Clubkommission Zürich, der beim Aufbau der Luzerner Kommission involviert ist, sagt:
«Unsere Erfahrungen in Zürich zeigen, dass eine solche Kommission der Nachtkultur ein Gesicht gibt, Einfluss ermöglicht und Gemeinsamkeit schafft, denn auch innerhalb der Nachtkultur gibt es ganz unterschiedliche Player, die aber ein gemeinsames Interesse haben.»