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Zug

Neue Fachkräfte erfüllen Zulassungsbedingungen nicht: Gemeinschaftspraxis Centramed in Zug muss dicht machen

Der Centramed-Standort in Zug sollte nach der Kündigungswelle letztes Jahr aufrechterhalten bleiben. Da die Gesundheitsdirektion Zug die notwendigen Bewilligungen aber nicht erteilt, muss die Praxis schliessen.

Die Gemeinschaftspraxis Centramed in Zug machte bereits im September des letzten Jahres Schlagzeilen, als die Mehrheit des Personals auf einen Schlag kündigte und Vorwürfe gegen den Verwaltungsrat laut wurden. Per 1. Februar hat das ehemalige Centramed-Personal nun eine neue Gruppenpraxis an der Poststrasse 20 in Zug eröffnet. Derweil hat sich bei Centramed ein neues Team an Ärztinnen und Ärzten finden lassen. Sie wollten den bisherigen Standort an der Baarerstrasse aufrechterhalten. Daraus wird nun aber nichts.

«Leider hat die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug unseren neuen Ärzten, die den Fortbestand der Centramed Zug an ihrem langjährigen Standort gesichert hätten, die notwendige Bewilligung nicht erteilt», lautet die erste Zeile eines Informationsschreibens an Patientinnen und Patienten der Gemeinschaftspraxis. «Im Kanton Zug herrsche gemäss Angaben der Gesundheitsdirektion Zug keine Unterversorgung im Gebiet Allgemeinmedizin.»

Das bedeutet: Per sofort können keine Termine bei Fachärztinnen und Fachärzten der Allgemeinen Inneren Medizin, der Gynäkologie und der Dermatologie mehr angeboten werden. Und die Patientinnen und Patienten werden auf die Suche geschickt:

«Bitte wenden Sie sich an eine neue Arztpraxis.»

Zuletzt wird im Schreiben bedauert, keinen besseren Bescheid geben zu können: «Bis zuletzt haben wir gehofft, die notwendige Bewilligung zu erhalten.» Unterzeichnet ist der Brief von Meconex-CEO Heidi Zbinden und COO Angela Sgura. Die Meconex AG aus Basel betreibt elf Centramed-Gemeinschaftspraxen in der Deutschschweiz – wobei es jetzt nur noch zehn sind.

Fachkräfte erfüllen die Bedingungen nicht

Nun drängt sich die Frage auf: Warum enthält die Gesundheitsdirektion Zug einer Praxis eine Bewilligung vor, welche bereits mehrere Jahre in Betrieb war? Wie sich herausstellt, liegt das Problem nicht bei der Praxis, sondern bei den neuen Fachkräften. Der Kommunikationsbeauftragte der Gesundheitsdirektion, Julien Duc, antwortet auf Anfrage per E-Mail: Der Kanton steuert – wie vom Gesetzgeber vorgesehen – die Zulassungen von Ärztinnen und Ärzten, um «eine kostentreibende Überversorgung zu verhindern». Dieser Zulassungssteuerung unterliegen Fachkräfte nur, wenn sie nicht mindestens drei Jahre an einer schweizerischen Bildungsstätte tätig waren. Duc schreibt:

«Die von der Besitzerin der Centramed gemeldeten Medizinalpersonen erfüllen die Zulassungsbedingungen nicht.»

Dies sei der Grund, warum sie im Kanton Zug nicht zur Tätigkeit zulasten Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) zugelassen werden können. Ausnahmen würden nur gemacht, wenn eine Unterversorgung besteht – wenn es im Kanton also zu wenige Fachkräfte im Bereich der Allgemeinen Medizin gäbe. Dies sei aber gemäss Duc weder im Kanton noch in der Stadt Zug der Fall.

Er betont indes, dass alle Ärztinnen und Ärzte, die zuvor in der Centramed-Praxis tätig waren, weiterhin im Kanton Zug arbeiten. Das Angebot für Patientinnen und Patienten sei also nicht geschrumpft.

Heidi Zbinden, CEO von Meconex, sagt auf Anfrage, dass es zur jetzigen Situation gekommen ist, sei eine Folge der unerwarteten Kündigungen im September und dem Wechsel der Mitarbeitenden zur Konkurrenz:

«Wir waren völlig überrascht von diesem Vorgehen und sind plötzlich und unverschuldet in die heutige Situation geraten.»

In den vergangenen Monaten habe sich Meconex intensiv nach neuen Ärztinnen und Ärzten für das Zentrum in Zug umgesehen und auch welche gefunden, schreibt Zbinden weiter. Der Übergang wäre per 1. Februar vorgesehen gewesen. Die neuen Fachkräfte hätten aber nun ihre Berufsausübungsbewilligung nicht erhalten – auf Basis welcher Zahlen und Fakten die Gesundheitsdirektion allerdings ihre Entscheide fällt, entziehe sich Zbindens Kenntnis.

Psychiater darf bleiben

Meconex-CEO Heidi Zbinden sagt, sie hätten in den «letzten Monaten intensiv und wiederholt» mit der Zuger Gesundheitsdirektion Kontakt gehabt und verhandelt. Der Entscheid wurde gemäss Julien Duc von der Gesundheitsdirektion «innert weniger Wochen» getroffen. Das Gesuch wurde im dafür vorgesehenen Verfahren geprüft.

Wenn auch alles in Asche zu liegen scheint – auf der Website von Centramed Zug ist immerhin noch ein Psychiater aufgeschaltet. Seine Berufsausübungsbewilligung sei nach wie vor vorhanden, heisst es sowohl von Seiten der Meconex als auch von der Gesundheitsdirektion. Zbinden sagt: «Der für uns tätige Psychiater darf bis auf weiteres in den Räumlichkeiten der Centramed Zug tätig bleiben. Es ist aber vorgesehen, dass er in absehbarer Zeit in unsere Praxis in Zürich wechselt.» Der Empfang am Standort in Zug werde noch ein paar Monate geöffnet sein. Wer sein Patientendossier abholen wolle, könne dies in dieser Zeit noch erledigen.

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