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Zug

Neue Erlebnisführung in der Burg

Das Burg Zug Museum hat eine neue Erlebnisführung für Kinder. Bauern und Nonnen erzählen spannende Anekdoten aus der Geschichte. Am Sonntag sorgte die Premiere für grosse Augen bei den Kleinen.
Museumsführern Regula Hauser (links im Bild) führte die Kinder zu den einzelnen historischen Figuren. (Bild: Werner Schelbert (Zug, 26. August 2018))

Lionel Hausheer

Zwei Handvoll quirlige Knirpse und zirka halb soviel Erwachsene warten am Sonntagnachmittag in der Burg Zug auf eine ganz besondere Führung. Die einen wühlen sich durch Bilderbücher mit Rittergeschichten oder wirbeln zwischen den Café-Tischchen herum, die anderen versuchen das Wühlen und Wirbeln in dem Rahmen entsprechenden Grenzen zu halten. Regula Hauser, die Museumsführerin, bittet dann um Aufmerksamkeit und bekommt sie prompt. «Herzlich willkommen zur Erlebnisführung für Kinder ab fünf Jahren. Bitte nichts anfassen, leise sein und nicht rumspringen.» Dann geht es los.

Es ist eine Premiere diese Kinder-Erlebnisführung. Zwar nicht konzeptuell, erklärt Regula Hauser später, sondern inhaltlich. «Solche Erlebnisführungen hat bereits meine Vorgängerin eingeführt. Aber ich sehe sehr viel Potenzial darin, wir werden dieses Konzept sicher noch weiterführen», prophezeit sie. Auch passe es perfekt zu den Räumlichkeiten der Burg Zug, meint Regula Hauser. «Man kommt richtig in einen Flow.»

Anhand der Figuren wird Geschichte lebendig

Flow? Ein ungewöhnliches Wort um eine Museumsführung zu beschreiben. Wer aber dabei war, versteht, was gemeint ist. Die Erlebnisführung arbeitet mit verschiedenen Figuren, anhand denen Geschichte lebendig werden soll. Die Museumsführerin übernimmt dabei die Rolle einer Moderation, die quer durch die Burg führt, von Figur zu Figur, von Geschichte zu Geschichte. Diesen Figuren leiht Theaterpädagogin Jitka Nussbaum Weber ihre Stimme und Erscheinung. Gleich zu beginn treffen die Kinder auf die erste Figur. Es ist eine düstere Erscheinung: In rotem Licht steht ein blechköpfig behelmter Ritter und schweigt grimmig. Ein kleines Mädchen tastet nach der Hand ihrer Mama, ohne die Augen von der merkwürdigen Figur abzuwenden. Aber aus dem vermeintlichen Ritter spricht bloss Bauer Emil Villiger, der im Winter 1944/45 in Hünenberg die Burg ausgraben wollte. Er erzählt von Ritter Peter, aus der Zeit als sie in Hünenberg noch richtige Ritterhemden gefunden hätten, sogar der Turnverein habe geholfen zu graben und ein richtiges Siegel sei da auch noch aufgetaucht.

Die Kinder hängen mit grossen Augen an den Lippen des grobschlächtigen Bauern. «Der Bauer ist meine Lieblingsfigur», erzählt die Schauspielerin Jitka Nussbaum Weber später. «Es ist auch wichtig, dass ich selber die Figuren spannend finde», so sei das Ganze überzeugender. Und eben mehr im Flow.

Eine Barocktapete entwerfen

Wichtig sei, dass die Informationen gerade für Kinder interessant sind, haben sich Regula Hauser und Jitka Nussbaum Weber überlegt. Sie haben gemeinsam die Führung zusammengestellt. Dabei hat Regula Hauser vor allem inhaltlich gedacht: Sie hat die Figuren vorgeschlagen, basierend auf den Räumen der Burg Zug und interessanten Geschichten aus der Zuger Vergangenheit. Jitka Nussbaum Weber hat sich dann die Figuren angeeignet und mit Kostümen, Stimmen und erzählerischem Geschick den Kindern das namensgebende Erlebnis hingezaubert.

So treffen die Besucher nicht nur auf Bauern mit archäologischen Anwandlungen. Sondern auch auf eine Nonne, die erklärt, wieso früher Neugeborene möglichst so eingewickelt wurden, dass sie sich nicht mehr bewegen können; eine Schuhmachersnichte, die in Erinnerung ruft, nichts anzufassen, oder einen Innendekorateur, der staunend nach neuer Inspiration bei den alten Tapeten sucht. Zum Abschluss durften die Kinder noch per Touchscreen eine eigene Barock-Tapete entwerfen. Denn mit Malstiften auf den Museumswänden wäre dann vielleicht doch etwas zu viel Erlebnis.

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