Raphael Zemp
Draussen spielt das Wetter verrückt; ein Sturm fetter Schneeflocken hat Luzern fest im Griff. In der Bierbar «Bierliebe & Friends» indes geht es deutlich weniger chaotisch zu und her. Zwar wird hier am Rathausquai, zwischen Starbucks und Mostrose, noch ein letzter Kühlschrank unter der Bar installiert. Alles andere aber, Tresen, Tische und Stühle, ist schon da. Wie auch Raphael Kuhn (33), Gründer von «Bierliebe» und Alexandra Barreña (31), Geschäftsführerin der jüngsten Bierbar Luzerns. Die beiden Stadtluzerner erklären uns, wer ihr Bier geniessen soll und wie viel man dafür ausgeben muss.
Am Freitag gehts los: «Bierliebe & Friends» öffnet seine Tore. Gibt es zum Start nun feinstes Freibier bis in die Morgenstunden?Raphael Kuhn: Nein. Das können wir leider nicht bieten. Dafür aber die Möglichkeit, sich durch zwölf verschiedene Schweizer Biere zu probieren. Vom normalen Lager, über das malzige Amber Ale, das spritzige Citra Pale Ale bis hin zum Stout oder Sour Bier. Allesamt frisch gezapft, allesamt von unabhängigen Brauereien. Das gibt es sonst nirgends in Luzern.Das geht wohl mit entsprechend hohen Preisen einher?Kuhn: Klar müssen wir für unser Bier ein wenig mehr heuschen als für eine Stange einer Grossbrauerei. Trotzdem reissen unsere Preise keine Löcher ins Portemonnaie. Das billigste Herrgöttli ist für 3.50 Franken zu haben, 0.4 Liter des teuersten und exquisitesten Bier kosten aktuell 9.50 Franken.
Was heisst aktuell?Barreña: Wir passen unser Angebot laufend an. Sind die besorgten Anzahl Fässer eines bestimmten Biers ausgetrunken, wechseln wir es durch ein anderes aus. Nirgends ist die Brauereidichte so gross wie in der Schweiz. Hier soll man das im eigenen Gaumen erleben können.
Das heisst aber auch: Ein Bier, das mir besonders gefällt, ist womöglich schon beim nächsten Besuch nicht mehr erhältlich?Kuhn: Das kann sein. Wir bieten aber nicht nur Bier vom Fass, sondern auch in Flaschen an. Von besonders beliebten Bieren werden wir eine Flaschenreserve an Lager haben. Schliesslich wollen wir niemanden unnötig enttäuschen.
Ihr Laden liegt an einer stark frequentierten Touristenroute. Sind sie Ihr primäres Zielpublikum?Barreña: Nein. Wir streben einen guten Mix an. Klar ist es toll, dass besonders an schönen Tagen so viel potenzielle Kunden direkt an unserer Tür vorbeispazieren. Davon können und müssen auch wir profitieren. Aber wir wollen auch ein Ort sein, wo die Leute von hier sich treffen.
Kuhn: Davon sind wir fest überzeugt. Es stimmt, vieles ist für uns Neuland. Wir haben uns aber nicht blauäugig in dieses Abenteuer gestürzt, sondern von allen Seiten Rat und Unterstützung geholt. Ein gewisses Restrisiko aber bleibt immer – das gehört zum Unternehmertum dazu. Wir haben aber versucht, dies auf ein Minimum zu reduzieren.
Eine letzte Frage: Angenommen, ich mag kein Bier. Muss ich nun einen Bogen um Ihr Lokal machen?Barreña: Keine Sorge, auch Nichtbiertrinker kommen bei uns auf ihre Kosten. Wir bieten coole Drinks an, aber auch verschiedene Softdrinks. Zudem kann man bei uns auch essen. Neben Snacks bieten wir auch eine preiswerte Mittags- und Abendkarte mit regionalen Produkten an. Weil die Eröffnung heute doch etwas spezielles ist, wird wohl auch das eine oder andere Probiererli rumgereicht.