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Luzern

Neubau Spital Sursee: Einer von drei Standorten ist ausgeschieden

Der Regierungsrat und der Spitalrat des Luzerner Kantonsspitals lassen sich nicht in die Karten blicken, wo das neue Spital hinkommt. Eine Analyse der drei möglichen Standorte lässt aber eine Vermutung zu.
Das Spital Sursee am heutigen Standort an der Spitalstrasse. Womöglich wird der Neubau hier realisiert. (Bild: Pius Amrein, 4. Juni 2018)

Yasmin Kunz und Ernesto Piazza

Yasmin Kunz und Ernesto Piazza

Wo kommt das neue Spital Sursee – ein Aussenstandort des Luzerner Kantonsspitals (Luks) – zu stehen? Dieses Geheimnis müsste in den nächsten Wochen gelüftet werden. Aus den anfänglich 23 Varianten, welche in die Evaluation gelangten, sind noch drei übrig. In Sursee sind das der jetzige Standort an der Spitalstrasse und die Sandgruebe, auf Schenkoner Boden die Schwyzermatte.

Im November 2017 hiess es, der Standort werde Ende 2018 beschlossene Sache sein. Der Spitalrat hat vor Weihnachten die Evaluationsergebnisse vom Projektteam erhalten. Dieser Tage wird nun der Regierungsrat darüber informiert. Zeitnah sollen dann der Stadtrat Sursee und der Gemeinderat Schenkon über das weitere Vorgehen in Kenntnis gesetzt werden.

Delegation der Regierung besucht Klausurtagung

Weder die Gesundheitsdirektion mit Guido Graf (CVP) an der Spitze noch Luks-Spitalratspräsident Ulrich Fricker wollen sich zum aktuellen Stand äussern. Der Entscheid sei noch nicht gefallen, heisst es. Auch Roger Wicki, Co-Geschäftsleiter beim Pflegezentrum Seeblick in Sursee, weiss noch nicht, wo das neue Spital hinkommt. Das Haus für Pflege und Betreuung ist unmittelbarer Nachbar des heutigen Standorts. Die beiden Institutionen nützen gegenseitig Synergien. Doch der «Seeblick» muss sich eine neue Bleibe suchen – unbesehen davon, wo die Klinik gebaut wird. Die Frage ist nur, wie viel Zeit Wicki für die Planung bleibt. Wird das Spital am bestehenden Standort gebaut, muss er den Umzug innert sechs bis acht Jahren vollziehen. Wicki wünscht sich, dass der Entscheid demnächst gefällt und kommuniziert wird, wie er auf Anfrage sagt.

Nicht nur bei ihm ist die Standortsuche des Luks ein Thema. Ende Januar hatte der Stadtrat Sursee das Geschäft an seiner Klausurtagung auf dem Menzberg traktandiert. Mit dabei war eine Delegation des Regierungsrats, bestehend aus Marcel Schwerzmann (parteilos) und Paul Winiker (SVP).

Die drei möglichen Spitalstandorte haben unterschiedliche Vor- und Nachteile (siehe Grafik unten). Eine Auslegeordnung durch unsere Zeitung zeigt aber, dass der Standort Sandgruebe in Sursee am wenigsten punkten kann:

Alter Standort: Politisch schneller umsetzbar

Das Spital Sursee wurde vor mehr als 40 Jahren gebaut. Aktuell werden laufend provisorische Investitionen getätigt. Im Jahr 2013 hat das Spital ein neues Parkhaus und eine neue Notfallstation erhalten. Kostenpunkt: 8 Millionen Franken. Derzeit zählt Sursee rund 130 Betten. Das Areal misst total 33'000 Quadratmeter. Darin eingeschlossen sind Landreserven in Richtung See. Diese gehören dem Kanton. Darauf stehen auch zwei Personalhäuser. Würde hier investiert, bräuchte es weder einen Umzonungsentscheid durch die Gemeindeversammlung, noch müsste das Geschäft zur Behandlung in den Kantonsrat.

Denn das Areal befindet sich bereits in der öffentlichen Zone. Erschwerend dürfte sich hingegen die Situation auswirken, dass das Spital während Jahren eine Grossbaustelle vor dem Haus hätte. Vis à vis des jetzigen Spitalgebäudes gäbe es in Richtung Altstadt hingegen eine Entwicklungsmöglichkeit. Dort befinden sich vier Grundstücke im Besitz der Stadt Sursee sowie des Kantons. Mit zu diesem Komplex gehören auch zwei Flächen, welche einem Zuger Unternehmen gehören. Diese Firma zeigte sich daran interessiert, Synergien zu nutzen und koordiniert mit dem Land, welches der öffentlichen Hand gehört, eine Überbauung zu realisieren.

Doch bis der Standortentscheid gefallen ist, will der Stadtrat abwarten und solche Pläne nicht weiter verfolgen. Die Surseer Exekutive hat die Projektverantwortlichen des Spitalneubaus auch über mögliche Reserveflächen im besagten Gebiet informiert.

Standort Sandgruebe: Grosses Verkehrsnadelöhr

Bei der Sandgruebe spricht man von ungefähr 25'000 Quadratmetern. Diese Fläche ist als sogenannte Mischzone (Wohnen und Arbeit) registriert. Für die Überführung in eine öffentliche Zone braucht es also einen Beschluss der Gemeindeversammlung. Der zentrumsnahe Standort ist mehrheitlich von Wohnbauten umgeben. Zudem würde die Sandgruebe als Variante dem gängigen Standard widersprechen, wonach ein Spital gegen Süden ausgerichtet werden soll.

Ferner ist eine langfristige Erweiterung unsicher. Die 15'600 Quadratmeter Landwirtschaftsland im anliegenden Gebiet Zällgrund bedürften der Zustimmung der Grundeigentümer. Dazu wäre auch eine Umzonung notwendig. Verkehrstechnisch liegt die Sandgruebe direkt an der Geuenseerstrasse. Täglich befahren rund 22'000 Fahrzeuge das Verkehrsnadelöhr. Daher kommt dieser Standort aufgrund der Kantonalen Störfallverordnung kaum in Frage. Diese zeigt auf, inwiefern ein Betrieb durch äussere Einflüsse gefährdet wäre. Ein Spitalprojekt bei der Sandgruebe würde bei der kantonale Dienststelle Raum und Wirtschaft kaum auf Zustimmung stossen.

Schwyzermatte: Grosse Flexibilität dank «grüner Wiese»

Völlig unproblematisch bezüglich Flächenbedarf ist die Schwyzermatte Schenkon – und zwar sowohl für eine erste als auch für eine zweite Etappe. Bei dieser Variante stünden insgesamt 36'600 Quadratmeter auf der «grünen Wiese» zur Verfügung. Die Grundeigentümer – eine Erbengemeinschaft – sind offenbar interessiert, das Gebiet, welches sich in der Landwirtschaftszone befindet, zu veräussern. Erste Gespräche mit dem Kanton haben stattgefunden. Kommt der Deal zu Stande, muss die Fläche durch einen Gemeindeversammlungsbeschluss in eine Spezialzone (öffentliche Zone) überführt werden.

Verkehrstechnisch lässt sich der Standort gut erschliessen. Eine «grüne Wiese» gäbe den Verantwortlichen grosse Flexibilität beim Neubau. Fällt der Entscheid auf den Standort Schwyzermatte, will der Gemeinderat alles daran setzen, eine schnelle Projektumsetzung zu ermöglichen. So hat er dieses Gebiet bei der laufenden Ortsplanungsrevision explizit ausgeklammert.

In Schenkon müsste Land kompensiert werden

Der Standort Schwyzermatte bedarf allerdings der Zustimmung des Kantonsrats. Denn Schenkon gilt heute nicht als Spitalstandort. Der Kantonsrat müsste die Errichtung eines neuen Standorts per Dekret beschliessen. Dagegen könnte das Referendum ergriffen werden. Käme das Spital in der Schwyzermatte zu stehen, müsste die Gemeinde das ehemalige Landwirtschaftsland aufgrund der Fruchtfolgeflächen-Thematik anderweitig kompensieren. In dem Zusammenhang hat Schenkon vom Kanton die Zusicherung, Ersatz zu erhalten.

Die Gemeinde will sich die Weiterentwicklung mit dem Projekt nicht verbauen. Ein Politikum oder Frage der Wirtschaftlichkeit? Bei einem Spitalneubau in Schenkon oder Sursee geht man von einer Kapazität von 172 Betten aus. Der Baustart soll 2026 erfolgen. Der Bezug ist auf 2028 terminiert.

Es ist eine Frage der Gewichtung

Beim Standortentscheid werden die Verantwortlichen abwägen müssen, ob sie die politische Tragweite oder die betriebswirtschaftliche Sichtweise höher gewichten wollen. Die Version Sandgruebe dürfte aufgrund der jetzigen Erkenntnisse chancenlos sein. Betrachtet man die Wirtschaftlichkeit, könnte für die Entscheidungsträger ein Neubau auf der Schwyzermatte – und somit auf Schenkoner Boden – ein gewichtiges Argument sein. Beim aktuellen Standort spielt die Politik eine wichtige Rolle. Für den jetzigen Standort legt sich nicht nur der Stadtrat Sursee ins Zeug. Die CVP-Gruppe «IG Spital-Region Luzerner Landschaft» hat bereits im Mai 2017 eine Petition mit 5550 Unterschriften beim Kanton deponiert. Diese fordert vom Regierungsrat, sich bei der Standortfrage für den jetzigen Ort einzusetzen.

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