Christian Tschümperlin
Die Erde ist nicht genug: Heute Donnerstagabend um 21.38 Uhr tritt die Marsmission 2020 der Nasa mit einem Tempo von 19'500 Kilometern pro Stunde in die Marsatmosphäre ein. Mit an Bord sind der Rover Perseverance und ein kleiner Helikopter Ingenuity, die mit Motoren der Firma Maxon aus Sachseln betrieben werden. «Das grösste Risiko stellt die Landung dar. Man hat dies erst einmal so gemacht mit der Vorgängermission Curiosity», sagt Robin Phillips, Head of Space-Lab. Die Überschallfallschirme seien ein technisches Meisterwerk, und das Raketenlandesystem, das anschliessend zum Einsatz kommt, lenkt sich eigenständig – dank eines Radars. Während der Landung macht die Sonde Aufnahmen und benützt diese, um autonom zum Landepunkt zu navigieren. Die Landezeit ist bekannt als die «sieben Minuten des Terrors». In diesen sieben Minuten entscheidet sich, ob die Sonde zerschellt oder heil am Boden ankommt. «Wenn die Mission unten ist, können wir alle wieder atmen», scherzt Phillips.
Der Rover wird sich auf die Spuren früheren Lebens auf dem Mars machen und die Bodenproben so deponieren, dass sie von einer späteren Mission abgeholt werden können. «Die späteren Missionen müssen plus/minus zirka zehn Kilometer genau landen, damit die Proben der jetzigen Sonde abgeholt werden können. Deshalb ist das autonome Navigieren diesmal mit eingebaut», so Phillips.
Maxon-Motoren arbeiten unter extremsten Bedingungen
Sorgen, dass die Maxon-Motoren nicht funktionieren könnten, macht sich Phillips nicht allzu sehr. «Bei uns arbeiten nur Leute, die Weltspitze sind.» Im Team sind neben Phillips, der ursprünglich aus England stammt, eine Amerikanerin, eine Schweizerin, ein Deutscher und eine Portugiesin tätig. Jeder einzelne Arbeitsschritt erfolgte im Vier-Augen-Prinzip, alles wurde ausführlich getestet. So hat Maxon im Labor eine Anlage, mit der die Bedingungen auf dem Mars am Tag und in der Nacht simuliert werden können – also bei minus 130 oder auch plus 50 Grad. «Als Projektleiter unterschreibe ich, dass wir wie versprochen geliefert haben. Das kann ich guten Gewissens tun, weil ich Vertrauen in mein Team habe», sagt Phillips.
Die kritischen Anwendungen von Maxon bei der Marsmission helfen dem Unternehmen auch bei anderen Produkten weiter. «Wir arbeiten mit den besten Organisationen der Welt zusammen.» Die grosse Kunst sei es, alle Fehler aus einem Motor rauszukriegen. «Da hat die Weltraumindustrie 50 Jahre Erfahrung. Wir können von ihr lernen, unsere Motoren auch in den anspruchsvollsten Medizinalanwendungen zu verbessern – etwa bei Motoren, die in den menschlichen Körper implantiert werden, um das Herz zu unterstützen oder die Blase zu kontrollieren.» Das sei das, was erfolgreiche Schweizer Firmen können müssten. «Wir können nur dort die besten Produkte herstellen, wo der Preis eine Nebenrolle spielt.»
Hinweis: Heute Donnerstag um 21.38 Uhr wird die Marssonde samt Rover mit einem Tempo von 19'500 Kilometern pro Stunde in die Atmosphäre des Mars eintreten. Verfolgen Sie die Landung hier im Livestream.