notifications
Berufs-WM

«Natürlich will ich Weltmeister werden!» – Obwaldner fährt an Abdichter-WM

Der 26-jährige Dachdecker Simon Amrein aus Giswil nimmt demnächst an den Berufsweltmeisterschaften der Gebäudehülle-Branche teil – und macht keinen Hehl daraus, dass er in St.Gallen Gold gewinnen will.

Simon Amrein aus Giswil, hier bei einem kürzlichen Auftrag in Hergiswil, will in St.Gallen Weltmeister der Abdichter werden.
Bild: Bild: Apimedia

An den Swiss Skills 2018 in Bern wurde Simon Amrein bei den Abdichtern Zweiter. Das berechtigte den Giswiler zur Teilnahme an den Weltmeisterschaften 2020 in Peking – im Duo mit Schweizer Meister Dominik Schwab aus Ins (BE). Daraus wurde aber nichts. Die WM musste coronabedingt abgesagt werden. Eine riesige Enttäuschung.

Diesen Frühling – Amrein hatte die WM-Teilnahme längst abgeschrieben – kam dann die erfreuliche Nachricht, dass die WM vom 9. bis 11. November in St.Gallen nachgeholt wird. Klar, dass die beiden sofort wieder der Ehrgeiz packte. Seit Anfang September trafen sie sich jede zweite Woche von Donnerstag bis Sonntagmittag in der Berufsfachschule in Uzwil (SG), wo sie ideale Trainingsbedingungen vorfanden. Schliesslich geht es ihnen nicht nur ums Erlebnis. Amrein sagt deutlich, dass er Weltmeister werden will:

«Die Schweizer Abdichter haben dreimal in Folge Gold gewonnen. Jetzt wollen wir natürlich den Titel verteidigen.»

Seit der Lehre ein eingespieltes Team

Dass die WM nun auf dem Olma-Gelände in St.Gallen stattfindet, kommt dem Schweizer Duo entgegen. «China wäre wohl nicht so mein Ding gewesen», sagt der inzwischen 26-jährige Obwaldner, der in der Freizeit am liebsten die Ruhe geniesst und fischen geht. Kommt hinzu, dass man mit den Materialien, die in der Schweiz verwendet werden, bestens vertraut ist.

Keine Frage, die Zuversicht vor dem Wettkampf ist gross. Auch, weil Amrein und Schwab ein eingespieltes Team sind. Sie kennen sich seit der Lehre, als sie zusammen die Berufsfachschule besuchten. Vom Typ her sind sie allerdings komplett unterschiedlich, wie Amrein erklärt: «Im Gegensatz zu mir ist Dominik sehr ruhig. Bevor er mit der Arbeit beginnt, trinkt er sein Red Bull und überlegt sich sorgfältig die ersten Arbeitsschritte.» Und was im Training ebenfalls auffällt: Die beiden wechseln kaum ein Wort miteinander. «Jeder weiss, was zu tun ist», sagt der Giswiler. «Zeit mit Besprechungen zu verlieren, liegt nicht drin.» Zumal der Faktor Zeit bei grossen Meisterschaften – neben der Präzision – erfahrungsgemäss matchentscheidend ist.

Von einem Weltmeister ausgebildet

Ursprünglich wollte Amrein Bauer werden. Sein Vater riet ihm aber, zuerst eine andere Lehre zu machen, auf die er später jederzeit zurückgreifen kann. Als die Firma Bedachungen Rohrer gerade mit der Fassade von Amreins Wohnhaus beschäftigt war, half Amrein in den Ferien mit. Die Arbeit faszinierte ihn. So kam es, dass er zuerst die Lehre zum Polybauer EFZ, Fachrichtung Steildach, absolvierte, dann noch die Zusatzlehre mit Fachrichtung Abdichter.

Simon Amrein vor seinem grossen Auftritt bei den Swiss Skills 2018 auf dem Dach einer Baustelle in Sachseln.
Bild: Bild: Corinne Glanzmann (Sachseln, 25. Juli 2018)

Sein damaliger Berufsbildner war kein geringerer als Florian Rohrer, seines Zeichens Weltmeister im Bereich Steildach. «Er war ein sehr strenger Chef», sagt Amrein. «Aber nur dank ihm bin ich heute hier und habe die Möglichkeit, selber Weltmeister zu werden.»

Nach den Lehrjahren bildete sich Amrein dann zum Gruppenleiter und Objektleiter weiter und arbeitet seit zwei Jahren bei der Odermatt Bedachungen und Spenglerei AG in Dallenwil. Auch heute noch ist er begeistert von seiner Arbeit. Dennoch denkt er schon etwas weiter, spielt mit dem Gedanken, früher oder später die Weiterbildung zum Bauführer Gebäudehülle zu absolvieren. Schliesslich möchte er «nicht bis 65 auf Dächern herumkraxeln», wie er selber sagt.

Zurück zur Aktualität: An Unterstützung wird es Simon in St.Gallen nicht fehlen, haben doch seine Eltern, seine Freundin, diverse Arbeitskollegen und Freunde ihr Kommen angekündigt. Die Präsenz des «Fanclubs» bringt ihn aber nicht aus der Ruhe, sagt Amrein:

«Wenn ich in die Aufgabe vertieft bin, werde ich das kaum realisieren.»

Kommentare (0)