Fabienne Mühlemann
0 von 35 Punkten: In einer vom WWF veröffentlichten Studie zur Nachhaltigkeit an Schweizer Hochschulen schneidet die Universität Luzern äusserst schlecht ab. Sie findet sich im Rating auf dem letzten Platz und ist unter dem Prädikat «Untätige und Intransparente» zu finden. Die Hochschule Luzern schafft es immerhin zum «Nachzügler», welcher die zweitletzte Kategorie von insgesamt sechs darstellt.
Die zehn Kriterien der vom Forschungsbüro B, S, S. Basel erstellten Studie betrafen die Nachhaltigkeitsstrategien, Prozesse und personellen Strukturen der Universitäten und Hochschulen. Die Datenerhebung basiert auf Angaben der Schulen selber. Für das Rating wurden aber nur sieben Kriterien berücksichtigt. Drei Kriterien stellen das zusätzliche Engagement dar, welches nur bedingt zwischen den Hochschulen vergleichbar ist.
Wie sich herausstellt, hat die Uni Luzern nicht an der Befragung teilgenommen und deshalb null Punkte erhalten.
«Daraus den Schluss zu ziehen, dass die Universität Luzern auf dem Gebiet untätig ist, ist schlicht falsch»
, sagt der Kommunikationsbeauftragte Lukas Portmann. Die verwendeten Daten des Ratings für die Universität Luzern seien nicht von ihnen verifiziert worden. Die Uni beteilige sich ausschliesslich an hochschulspezifischen Ratings. Portmann hält fest, dass Nachhaltigkeit an der Uni Luzern in Forschung und Lehre fest verankert sei und auch im Alltag gelebt werde. Als Beispiele verweist er etwa auf das Energieleitsystem, welches den Stromverbrauch stark vermindere. «Ausserdem erfolgt der Bezug von Wärme und Kälte über Seewasser und der Verkehrsmix der Uniangehörigen hat einen sehr hohen Anteil an ÖV. Es gibt keine Parkplätze für Uniangehörige», so Portmann.
Hochschule prüft eigene Anlaufstelle
Die Hochschule Luzern erhielt immerhin 11,25 Punkte. Sie erfüllte die Kriterien «Verankerung in der Hochschulleitung» und «Überprüfbare Ziele» mit der höchsten Punktzahl. «Die Hochschule Luzern hat sich zwar Ziele gesteckt, aber keine Massnahmen zur Umsetzung in die Wege geleitet», sagt Simon Zysset, Verantwortlicher Bildungspartnerschaften beim WWF Schweiz. Wie die Medienstelle der Hochschule Luzern auf Anfrage erklärt, seien viele dieser Massnahmen und Ziele für die kommende Strategieperiode 2020-2023 definiert. Deswegen wurden sie in der Studie des WWF noch nicht berücksichtigt. Einige Massnahmen seien schon umgesetzt worden, wie zum Beispiel die Reduzierung des Papierverbrauchs. Zudem sei die Hochschule dabei, eine eigene Anlaufstelle für nachhaltige Entwicklung einzurichten.
Allgemein schnitten die Schweizer Hochschulen im Rating nicht gerade glanzvoll ab. Die oberste Stufe – den «Vorreiter» – erreichte keine der 20 akkreditierten Hochschulen. Das liege vielleicht auch daran, dass die Skala relativ streng angelegt war, meint Zysset. Trotzdem hält er fest: Bei der Studie hätten mindestens zwei Universitäten in Deutschland das Prädikat «Vorreiter» erhalten. «Im Durchschnitt wären die Schweizer Hochschulen aber besser gewesen», so Zysset. Trotz der Fortschritte in den letzten zwei Jahren bestehe bei den Schweizer Hochschulen im Bereich Nachhaltigkeit Handlungsbedarf. Oft fehle ein überzeugendes und konsequentes Engagement der verantwortlichen Leitungspersonen und Gremien für die nachhaltige Entwicklung.
Leistungsaufträge ohne Ziele zur Nachhaltigkeit
Der Bundesrat hat die «Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016-2019» als Leitdokument vorgegeben. Demnach ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil des Schweizer Systems von Bildung, Forschung und Innovation (BFI). «Leider erfuhren diese Vorgaben bisher kaum eine Konkretisierung in der BFI-Botschaft des Bundesrates, bei der Schweizerischen Hochschulkonferenz (SHK) oder beim Gremium der Hochschulrektoren», heisst es in der Studie. Der WWF fordert die Hochschulträger daher auf, klare Vorgaben und Ziele zur nachhaltigen Entwicklung in die Leistungsaufträge der Hochschulen zu integrieren.
Der Kanton Luzern hat in seinen Leistungsaufträgen an die Hochschulen keine Ziele zur nachhaltigen Entwicklung aufgeführt. Karin Pauleweit von der kantonalen Dienststelle Hochschulbildung und Kultur verweist aber auf die sogenannten Eignerstrategien, die der Kanton zu allen Institutionen, an denen er mehrheitlich beteiligt ist, definiert. «In dieser drückt der Kanton auch seine Erwartung aus, dass die jeweilige Hochschule eine ökologische und nachhaltige Energieversorgung und Abfallbewirtschaftung anstrebt», so Pauleweit. In den Leistungsaufträgen werde dann wiederum summarisch auf die Eignerstrategie Bezug genommen. Deshalb sei das Thema dort nicht nochmals explizit aufgeführt.
Zysset ist überzeugt, dass bei der nächsten Erhebung in zwei Jahren bessere Resultate erzielt werden. «Der Druck auf die Hochschulen, wie zum Beispiel durch die Klimastreiks, ist gross.» Und auch die überarbeiteten Akkreditierungsvorgaben, bei denen die Nachhaltigkeit ein Qualitätsmerkmal stellt, werde den Hochschulen einen neuen Impuls geben.
Hinweis
Die ganze Studie finden Sie unter www.wwf.ch