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Luzern

Nachfolge von Konrad Graber: Die CVP-Frauen bringen sich in Stellung

Nach der Rücktrittsankündigung von Konrad Graber (CVP, 60) beginnt die Suche nach Kandidaten. SVP und SP geben sich angriffslustig. Einiges spricht dafür, dass nach 2011 wieder eine Frau den Kanton Luzern im Stöckli vertritt.
«Ein reizvolles Amt»: Die Luzerner CVP-Nationalrätin Andrea Gmür über das Ständeratsamt. (Archivbild Manuela Jans- Koch)


Christian Glaus

2019 endet die politische Karriere eines Schwergewichts: CVP-Ständerat Konrad Graber hat am Mittwoch überraschend angekündigt, sich aus der Politik zurückzuziehen. Damit hat er das Rennen um einen der beiden Ständeratssitze eröffnet. Als Nachfolger wünscht er sich jemanden, der mindestens zwei Legislaturen im Ständerat politisiert.

Wer könnte in seine Fussstapfen treten? Gute Chancen dürften Politikerinnen haben. Nicht nur aufgrund ihres Geschlechts oder der Tatsache, dass seit Helen Leumann (1995-2011 für die FDP im Ständerat) keine Frau mehr für Luzern im Stöckli sass. Im Kanton sind einige Frauen politisch aktiv, die über die nötige Erfahrung und das Format verfügen, um Luzern würdig zu vertreten.

«Bei der Suche werde ich sicher mithelfen.»

Ida Glanzmann, CVP-Nationalrätin

Die CVP-Frauen seien nun in der Pflicht, Kandidatinnen vorzuschlagen, sagt Nationalrätin Ida Glanzmann. Sie selber will nächstes Jahr nochmals für den Nationalrat kandidieren. Es wäre ihre letzte Legislatur in Bern. Eine Kandidatur als Ständerätin schliesst sie aus, sagt aber: «Bei der Suche werde ich sicher mithelfen.» Namen will Glanzmann zwar nicht nennen. Klar ist aber, dass sie unter anderem jenen von Nationalrätin Andrea Gmür im Hinterkopf hat, die 2015 mit 30 583 Stimmen gewählt wurde. «Ich kann nicht für sie sprechen, aber sie muss sich sicher überlegen, was sie machen will», sagt Glanzmann. Es gebe zudem Kantonsrätinnen, die sie sich für dieses Amt vorstellen könne. Wahrscheinlich ist, dass sie auf Yvonne Hunkeler, Vizepräsidentin der CVP Luzern, und Claudia Bernasconi, Präsidentin der CVP-Frauen Luzern, anspielt. Als Kantonsrat mit politischen Ambitionen gilt zudem Fraktionschef Ludwig Peyer.

Gmür: Geschlecht ist nicht ausschlaggebend

Angesprochen auf eine mögliche Kandidatur gibt sich Andrea Gmür zurückhaltend. Es sei am Tag nach Grabers Rücktrittsankündigung zu früh, um über die Nachfolge zu reden. Schliesslich lässt sie sich folgende Aussage entlocken: «Es ist grundsätzlich ein reizvolles Amt.» Und: «Ich freue mich, wenn mein Name genannt wird.» Eine Absage ist das nicht. Gmür ist überzeugt, dass eine Frau im Ständerat der CVP gut tun würde. Ausschlaggebend müsse aber die Qualität der Arbeit sein. Bisher sassen erst zwei Luzernerinnen im Ständerat. Vor Helen Leumann war dies Josi Meier (CVP) von 1983 bis 1995. Sie war zudem 1991/1992 die erste Ständeratspräsidentin.

Alle Optionen offen hält sich CVP-Regierungsrat Guido Graf. Der 60-Jährige sagte an der Delegiertenversammlung, er konzentriere sich auf seine Wiederwahl im kommenden Frühling. An dieser Aussage hielt er gestern fest. Das schliesst eine Kandidatur als Ständerat nicht aus. Wäre es aus seiner Sicht tabu, kurz nach der allfälligen Wiederwahl für ein neues Amt zu kandidieren? Diese Frage liess Graf unbeantwortet.

«Alle Interessierten haben die gleichen Chancen.»

Angela Lüthold, SVP-Präsidentin


Die Luzerner Ständeratssitze sind seit jeher fest in den Händen von CVP und FDP, respektive der Liberalen und der Katholisch-Konservativen. Dies will die SVP ändern. Bei den Nationalratswahlen 2015 löste sie die CVP als wählerstärkste Partei ab. Es steht ausser Frage, dass die SVP einen neuen Anlauf starten wird. «Mit dem Rücktritt von Konrad Graber stehen unsere Chancen gut», sagt Präsidentin Angela Lüthold. Bei der SVP stechen als mögliche Kandidaten zwei Personen hervor: Yvette Estermann, Nationalrätin und Krienser Einwohnerrätin, sowie Nationalrat Franz Grüter. «Das Rennen ist eröffnet und alle Interessierten haben die gleichen Chancen. Das letzte Wort hat die Partei», sagt Lüthold.

Estermann und Grüter haben Vorbehalte

Estermann erzielte 2015 bei den Nationalratswahlen mit 44 237 Stimmen das zweitbeste Resultat im Kanton. Bei den Ständeratswahlen landete sie knapp hinter Prisca Birrer-Heimo (SP) auf Platz vier. Estermann zeigt Interesse am Ständerat, obwohl sie Vorbehalte hat. Spannen FDP und CVP mit gemeinsamen Listen wieder zusammen, werde sie nicht antreten. «Es ist nicht in meinem Sinn, ein zweites Mal zuschauen zu müssen, wie CVP und FDP das Rennen unter sich ausmachen.» Franz Grüter sagt, er sei stark beschäftigt, etwa durch das Verwaltungsratspräsidium beim Internetdienstleister Green oder das Verwaltungsratsmandat bei der Luzerner Kantonalbank. «Das Amt als Ständerat wäre ein zusätzliches grosses Engagement. Das müsste und würde ich mir gut überlegen, wenn mich die Partei anfragen würde.»

«Ich müsste einige Jahre über das AHV-Alter hinaus politisch aktiv bleiben.»

Prisca Birrer-Heimo, SP-Nationalrätin


Prominentester Kopf bei der Luzerner SP ist Nationalrätin und Konsumentenschützerin Prisca Birrer-Heimo. Für sie stehe der Nationalrat im Vordergrund, sagt sie auf Anfrage. Birrer ist Konstanz im Stöckli wichtig. Ein Ständerat sollte mindestens zwei Legislaturen im Amt bleiben. «Somit müsste ich einige Jahre über das AHV-Alter hinaus politisch aktiv bleiben.» Es sei aber wichtig, dass die SP zur Ständeratswahl antrete, hält Birrer fest. Da mangle es nicht an geeigneten Kandidaten. SP-Vizepräsidentin Priska Lorenz erachtet Grabers Rücktritt als Chance für ihre Partei. Dass die SP zur Ständeratswahl antritt, ist unbestritten. Derzeit laufen die Vornominationen, die Stadtluzerner Sektion schlägt Parteipräsident David Roth vor. Definitiv nominiert wird an der Delegiertenversammlung am 22. November.

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