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Uri

Chirurg muss nach KZ-Vergleich gehen – Regierungsrat Christian Arnold versteht den «unternehmerischen Entscheid»

Das Kantonsspital Uri beendet die Zusammenarbeit mit einem Chirurgen, nachdem dieser online ein neues Impfzentrum mit dem KZ Theresienstadt verglichen hat. Die Urner Gesundheitsdirektion wusste vom Fall, mischte sich aber nicht in den Entscheid ein.
Das Kantonsspital Uri und der Belegarzt gehen in Zukunft getrennte Wege. (Bild: Urs Hanhart)
Das neue Impfzentrum in der Messe Zürich öffnet am 6. April. Bis zu 4000 Personen können hier täglich geimpft werden. (Bild: KEYSTONE (Oerlikon, 9. März 2021))
Gesundheitsdirektor Christian Arnold versteht den Entscheid des Kantonsspitals Uri. (Bild: PD)

Anian Heierli

Anian Heierli

Anian Heierli

Es war wohl nicht das erste Mal, dass es zwischen der Leitung des Kantonsspitals Uri (KSU) und einem Belegarzt* zu Unstimmigkeiten in Sachen Kommunikation nach aussen gekommen ist. Das Spital hatte dem Neurochirurgen schon früher klare Grenzen gesetzt. Es dürfe keinen Zusammenhang geben zwischen privaten Meinungsäusserungen und dem KSU, war vereinbart worden. Nun brachten die jüngsten Aussagen des Mediziners auf sozialen Medien das Fass zum Überlaufen.

Auf der Business-Plattform Linkedin verglich der Arzt Fotos des neuen Corona-Impfzentrums in der Messehalle Zürich Oerlikon mit dem Zweit-Weltkriegs-Konzentrationslager Theresienstadt (wir berichteten). Mit seinem Klarnamen und der Berufsbezeichnung Doktor der Medizin kommentiert er: «Schlichte Eleganz und funktionaler Purismus. So ähnlich sieht es in Theresienstadt auch aus!» In weiteren derben Kommentaren spielte er auf das DDR-Regime und dessen Zusammenbruch an. Das Linkedin-Profil des Mediziners wurde mittlerweile gelöscht.

Nach neun Jahren wird die Zusammenarbeit beendet

Das Kantonsspital Uri distanzierte sich bereits am vergangenen Freitag in aller Form von diesen Äusserungen. Heute geht man einen Schritt weiter. In einer aktuellen Mitteilung schreibt das KSU: «Die Spitalführung hat entschieden, die seit neun Jahren dauernde Zusammenarbeit mit dem Belegarzt nicht weiterzuführen.» Nach den Kontroversen um verschiedene Posts in den sozialen Medien sei die Spitalführung zum Schluss gekommen, dass die Basis für eine gemeinsame Zusammenarbeit mit dem Mediziner nicht mehr gegeben sei.

Demnach wird der Zusammenarbeitsvertrag unter Berücksichtigung der vertraglich festgehaltenen Kündigungsfrist auf den 31. Dezember 2021 aufgelöst. «Dadurch ist sichergestellt, dass die laufenden Behandlungen und Therapien im Sinne der Patientinnen und Patienten abgeschlossen werden können», so das Spital. Man habe die fachliche Arbeit des Arzts stet geschätzt und diesbezüglich gäbe es keinen Zusammenhang mit der Vertragsauflösung.

In Zukunft will das Spital aber am Angebot der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie festhalten. «Zusammen mit externen Partnern suchen wir nach einem Ersatzangebot auf diesem Spezialgebiet», erklärt Spitaldirektor Fortunat von Planta. Die Zuweiser und die Öffentlichkeit will man rechtzeitig informieren.

Gesundheitsdirektion kann den Entscheid nachvollziehen

Auch die Urner Gesundheitsdirektion beschäftigte sich mit dem Fall. Diese nimmt ihre aufsichtsrechtlichen Aufgaben wahr. Gemäss Gesundheitsdirektor Christian Arnold (SVP) liegt keine Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht vor. «Die Auflösung der Zusammenarbeit mit dem Arzt war ein Entscheid des Spitalrats», so Arnold. «Letztlich ist das ein unternehmerischer Entscheid, den ich unterstütze und auch nachvollziehen kann.»

Ihm ist bewusst, dass es eine Herausforderung ist, einen neuen Arzt für den Kanton Uri zu finden, der die Wirbelsäulen- und Neurochirurgie am KSU weiterführt. Arnold dazu: «Der Anspruch ist da. Wir sind zuversichtlich, dass es eine Lösung geben wird.»

* Hinweis: Der Arzt verlangt auf seine Namensnennung im Zusammenhang mit dem Vorfall zu verzichten.

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