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Luzern

Nach Hitzesommer: Luzerner Bauern freuen sich über üppige Ernte

Der trockene Sommer hat vielen Landwirten Sorgen bereitet. Nun aber trägt der Herbst in Luzern so reiche Früchte wie schon lange nicht mehr. Der Regen im August fiel gerade rechtzeitig – doch leider nicht überall.
Dieses Jahr sind sie besonders gross, süss und zahlreich: die Äpfel in Luzern. Im Bild Sigu Meier bei der Apfelernte in Gelfingen. (Bild: Manuela Jans-Koch, 2. Oktober 2018)
Markus Thali, Präsident des Obstbauvereins Luzern, freut sich über eine herausragende Apfelernte. (Bild: Manuela Jans-Koch, 2. Oktober 2018)
Die Kartoffel ist 2018 in der Schweiz gut gediehen – mit lokal starken Schwankungen. (Bild: Jakob Ineichen, 9. Juli 2018)

Simon Mathis

Simon Mathis

Simon Mathis

Simon Mathis

Die Tage werden kühler und kürzer, der Regen lässt sich häufiger blicken: Der Herbst hat Einzug gehalten. Für viele Bauern in der Schweiz heisst das Erntezeit. Und die Ernte fällt heuer reicher aus, als es der trockene Sommer befürchten liess. Bei den Kartoffeln etwa steht die Schweiz im Vergleich zu Europa glänzend da (wir berichteten am 18. September 2018).

Auch in Sachen Obst kann sich dieser Herbst sehen lassen. «Schweizweit fiel die herbstliche Obsternte schon lange nicht mehr so üppig aus», berichtet Hubert Zufferey vom Schweizer Obstverband. Die Menge an Zwetschgen etwa war 30 Prozent höher als erwartet, nämlich 4600 Tonnen. «Nach dem trockenen Sommer hat uns das überrascht», sagt Zufferey.

Beim Kernobst zeichnen sich ebenfalls hohe Zahlen ab. 160'000 Tonnen Tafeläpfel werden in diesem Herbst voraussichtlich gepflückt – das übertrifft den Mittelwert ungefähr um 20'000 Tonnen. Die Birnenernte schätzt der Verband auf rund 26'000 Tonnen.

Fünfmal mehr Luzerner Most

Nicht nur die Erntehelfer haben derzeit viel zu tun, sondern auch diejenigen, die die Früchte weiter verarbeiten. «Bei den Mostereien stehen die Luzerner Landwirte derzeit Schlange», sagt Beat Felder, zuständig für die Bereiche Weinbau und Obstverarbeitung beim Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) in Hohenrain.
Satte 11’000 Tonnen Mostobst liefern Luzerner Bauern dieses Jahr – das ist fünf Mal so viel wie im Vorjahr. Seit sieben Jahren war die Menge nicht mehr so hoch. Die trockene Witterung hatte laut Beat Felder auch ihre gute Seiten: Sie hielt den schädlichen Schorfpilz fern.

«Wir nehmen riesige Mengen Mostobst ab», bestätigt Karl Schmid, Mostobst-Produzent aus Emmen und Zentralschweizer Vertreter des Produktezentrums Mostobst. «Wir können froh sein, dass wir leere Lager haben.» Schmid geht davon aus, dass man einen Grossteil der Ernte verwerten könne – nicht zuletzt als Reserve fürs nächste Jahr.

Freuen dürfen sich auch die Weinliebhaber. «Im Rebbau brechen wir dieses Jahr wohl sämtliche Rekorde», sagt Beat Felder vom BBZN. Erste Schätzungen rechnen mit über 500 Tonnen geernteten Trauben – für Luzern eine bisher unerreichte Menge. Auch die Qualität überzeugt laut Beat Felder: «Durch die gute Reife, die gesunden Beeren, die erfreulich hohen Säuregehalte und die kühlen Nächte ist von einmalig tollen Weinen auszugehen.»

Nach dem Frost die grosse Ernte

Der Grund für die rekordverdächtigen Obst-Mengen liegt aber nicht nur beim ungewöhnlich heissen Sommer. «Bedingt durch den letztjährigen Frost war der Blütenansatz dieses Jahr geradezu bombastisch», sagt Markus Hunkeler, Obstexperte beim BBZN. Zudem bescherte der Frühling mildes bis warmes Wetter – gute Bedingungen für eine erfolgreiche Ernte. Dafür könnte es im nächsten Jahr weniger Ertrag geben, sagt Hunkeler. Denn nach einem so prächtigen Blühen gebe es im Nachfolgejahr tendenziell weniger Blütenknospen.

Trotz der guten Ausgangslage im Frühling, sagt Markus Thali, Präsident des Obstbauvereins: «Die Trockenheit im Juli hat uns schon etwas Sorgen gemacht.» Sie habe das Wachstum ausgebremst. Glücklicherweise kam der Regen dann im August: Er liess das Obst weiterwachsen.

Die Birnenernte ist bereits abgeschlossen, Äpfel werden zurzeit abgenommen. «Der Konsument kann sich auf eine gute Qualität freuen», sagt Thali. «Dass im ganzen Jahr oft die Sonne schien, merkt man dem Obst an.» Denn die Sonneneinstrahlung lässt das Obst Zucker bilden. Deshalb seien Äpfel und Birnen dieses Jahr besonders süss, so Thali.

Hitze lässt Kartoffeln unter der Erde kochen

Bei den Kartoffeln, die dieses Jahr schweizweit eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben, sieht es in Luzern unbeständiger aus. Dieses Jahr gebe es starke Schwankungen bei der Ernte, sagt der Kottwiler Kartoffelproduzent Markus Schmid. In manchen Gebieten laufe die Kartoffelernte sehr gut, in anderen eher schlecht – so etwa im Surental, wo es so gut wie nie geregnet habe. Zwischen Juni und September seien lediglich 50 Liter in den Boden gelangt; in anderen Jahren war es das fünffache.

«Im Sommer war es so heiss und trocken, dass die Kartoffeln teilweise schon unter der Erde geschwellt sind», berichtet Schmid. Die Qualität habe stark gelitten, die Knollen seien kleiner als sonst und missförmig. Der Ertrag in trockenen Gebieten sei unterdurchschnittlich. Auch für die Erntearbeit sei die Trockenheit schädlich. Obwohl es in letzter Zeit immer wieder geregnet habe, sei der Boden noch zu trocken. Erdklumpen wirken wie Steine, welche die Kartoffeln im Boden beschädigen können», sagt Schmid. Deshalb müsse man die Erntemaschine besonders fein einstellen, um den «Härdöpfel» nicht zu verletzen.

Immerhin: Für Rindvieh fehlt es an Futter und deklassierte Kartoffeln sind gesucht. «Die eine oder andere Anfrage ist schon eingegangen», so Schmid. Das ist allerdings ein geringer Trost, weil die Futterkartoffeln so gut wie nichts wert sind. Aus der Ruhe bringen lässt sich Markus Schmid dadurch nicht: «Die Kartoffel ist nun einmal ein Naturprodukt.»

Nicht alles lässt sich einlagern

Die reiche Ernte hat nicht nur Vorteile. «Wenn es zu viele Äpfel gibt, könnte das den Preis der Schweizer Produkte nach unten drücken», sagt Hubert Zufferey vom Schweizer Obstverband. Zurzeit ist es laut Verband nicht möglich, die gesamte Menge als Tafeläpfel zu vermarkten. Es werden vermehrt Früchte für die Apfelsaftproduktion verwendet – oder in die industrielle Verarbeitung gegeben.

Marie-Therese Lütolf, Leiterin der Obsthalle Sursee bei der Fenaco-Genossenschaft, nennt die Vermarktung von Kernobst zurzeit «herausfordernd». Denn: «Viele Konsumentinnen und Konsumenten verfügen über gute eigene Ernten aus ihren Hausgärten.» Fenaco verfüge über genügend Lagerkapazitäten, um die Produkte später zu vermarkten.

Aber nicht alles lässt sich einlagern: Zwetschgen etwa halten sich weniger lange als Kernobst. Die Fenaco führe überschüssige Zwetschgen in die Brennerei. «Es wird keinerlei Ware weggeworfen», versichert Lütolf.

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