notifications
Uri

Nach 450 Jahren das Aus – der «Adler» in Bürglen fällt Corona zum Opfer

Für Cornelia und Stefan Imhof platzt ein Traum. Sie hören als Gastwirte des «Adlers» in Bürglen auf. Zu gross ist der finanzielle Druck, der wegen der Pandemie auf ihnen lastet. Für das Traditionshaus wird ein neuer Pächter gesucht.
Sie ziehen die Reissleine: Das Wirtepaar Cornelia und Stefan Imhof vom «Adler» in Bürglen hört auf. Zu stark setzt Corona den motivierten Köchen zu. (Bild: Anian Heierli (Bürglen, 11. Februar 2021))
Bis auf weiteres bleibt es still im historischen Gasthaus Adler. 1574 wurde das Lokal erstmals grundbuchamtlich als solches eingetragen, 2018 wurde es umfassend saniert.  (Bild: Anian Heierli
(11. Februar 2021))
Nach gut zwei Jahren müssen die beiden Wirten ihren Traum beerdigen. Doch es gibt Hoffnung: Die Besitzer suchen einen neuen Pächter.  (Bild: Anian Heierli
(11. Februar 2021))

Anian Heierli

Anian Heierli

Anian Heierli

Der Entscheid schmerzt, es tut den beiden leid für ihre Mitarbeiter und die Gäste. Doch das Wirtepaar Cornelia und Stefan Imhof vom «Adler» in Bürglen kann nicht mehr. Die gelernten Köche geben auf. «Wir ziehen die Reissleine, bevor es zu spät ist», sagen sie im Gespräch mit der «Urner Zeitung». Für sie ist das der einzig richtige Schritt. Nur so können die Gastronomen den sich anbahnenden Konkurs noch rechtzeitig abwenden, ohne sich gross zu verschulden.

1574 erstmals als Gasthaus eingetragen

Nach fast 450 Jahren Essen, Freude, Tanz und Volksmusik bleibt es im Lokal deshalb bis auf weiteres still. Corona zwingt das Traditionshaus in die Knie. So gilt der «Adler» als einer der ältesten Landgasthöfe im Kanton Uri. 1574 wurde das Lokal erstmals grundbuchamtlich als solches eingetragen. Es steht mitten im Dorfzentrum direkt neben dem national bekannten Tellmuseum. Eigentlich wäre das der ideale Ort, um Gäste mit gutbürgerlicher Küche zu bewirtschaften.

Zumindest die Infrastruktur ist vorhanden. Erst 2018 wurde der «Adler» umfassend saniert, für rund 1 Million Franken. Das Geld floss in die Küche, die sanitären Anlagen und in den Erhalt des historischen Ambiente. Im September 2018 übernahmen Cornelia und Stefan Imhof das Restaurant dann als neue Pächter. Zuerst lief alles gut. Die Gäste kamen zahlreich und für die beiden ging «ein Traum in Erfüllung».

Selbst der Erlass der Miete half nicht

Damals ahnten sie noch nichts von der bevorstehenden Pandemie. «Als junges Unternehmen haben wir wenig Reserven», sagen sie heute. Deshalb überbrückten sie bereits den ersten Lockdown im März 2020 mit einem Kredit. Auch die Besitzer des Lokals kamen den Wirten entgegen. Mitinhaber Hans-Ueli Imholz sagt:

«Wir strichen die Miete für vier Monate.»

So gehört das Lokal zu 75 Prozent der einheimischen Familie Imholz und zu 25 Prozent einem Weinhändler.

Auch jetzt kommt man den Pächtern entgegen: Mit der Miete und dem Vertrag. Denn dieser läuft eigentlich auf zehn Jahre. «Die frühzeitige Auflösung ermöglichen wir aber ohne Diskussion», sagt Hans-Ueli Imholz. Für ihn ist klar: «Das Wichtigste ist, dass wir im Frieden auseinandergehen und dass es den Pächtern bald wieder besser geht.»

Denn die ganze Situation setzte vor allem Gastgeber Stefan Imhof gesundheitlich zu. «Der Druck war sehr gross», sagt er. «Der Entscheid, aufzuhören, schmerzt. Doch es ist auch eine Erleichterung.» 15 Mitarbeiter sind betroffen. Der Grossteil arbeitete auf Stundenbasis. Ihre Kündigung auf Ende März haben sie bereits erhalten.

Zwar bekamen die Imhofs für den momentanen «Lockdown light» eine Härtefallentschädigung. Doch das sei halt nur ein Tropfen auf den heissen Stein gewesen. Denn normalerweise wären gerade der Herbst und Winter eine umsatzstarke Zeit. Die «Sennenchilbi», die Weihnachts- und Vereinsessen oder die Ländlermusik-Konzerte fielen der Pandemie zum Opfer. Cornelia Imhof sagt:

«Zwischen Mitte September bis Ende Dezember wurden 1200 Anmeldungen wieder abgesagt.»

Das entspreche Umsätzen in sechsstelliger Höhe. Danach kam zum zweiten Mal die staatlich verordnete Schliessung. Und noch immer ist unklar, wann die Gastronomie wieder aufmachen soll. Ein Lockdown-Ende im März ist alles andere als sicher. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt sich zurückhaltend.

«Diese fehlende Planungssicherheit ist für uns Gastronomen extrem schwierig», so Wirt Imhof. Er rechnet deshalb mit weiteren Gastrobetrieben, die bald aufgeben müssen. Dennoch wollen er und seine Frau der Branche treu bleiben. Die beiden Köche suchen eine Anstellung. «Auch, um wieder Struktur im Alltag zu erhalten.»

Trotz schlechter Nachricht gibt es einen Hoffnungsschimmer. Die Besitzer des «Adlers» wollen am Restaurant festhalten. «Wir suchen einen neuen Pächter», sagt Hans-Ueli Imholz.

«Für uns ist es von Bedeutung, dass der Betrieb wieder öffnet. Das ist nicht nur für uns wichtig, sondern auch für das Dorfleben in Bürglen.»

Trotz Krise hofft er, jemanden zu finden. Aus diesen Gründen bereut er rückblickend auch nicht, dass der Betrieb erst eineinhalb Jahre vor der Pandemie saniert wurde: «Solche historischen Häuser gibt es nicht mehr viele.» Für ihn steht fest: «Zu unserem ‹Adler› müssen wir Sorge tragen.»

Kommentare (0)