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Obwalden

Nach 20 Jahren beim Kanton Obwalden: Tony Pflegers «inneres Feuer» erlischt auch im Ruhestand nicht

Der frühere Vorsteher des Sozialamts Obwalden befindet sich seit Mitte August in seinem Camper auf der «Grand Tour of Switzerland». Er nimmt damit von seinem bewegten Berufsleben Abstand, spricht vom Ruhestand und neuen Aufgaben.
Regierungrat Christoph Amstad (links) verabschiedet Tony Pfleger, Vorsteher des Sozialamtes des Kantons Obwalden. (Bild: PD)

Primus Camenzind

Als Anton (Tony) Pfleger den Anruf unserer Zeitung entgegennahm, waren er und seine Frau Claudia bereits auf Achse: «Wir sind jetzt den zweiten Tag unterwegs, zurzeit in Schaffhausen. Ich war heute Morgen schon frühzeitig schwimmen im Rhein, wunderbar!» Uns klangen sofort die Verabschiedungsworte von Pflegers ehemaligem Chef Christoph Amstad in den Ohren: «Ein ausgeprägter Morgenmensch; er war oft schon vor 6 Uhr im Büro.» Auch das Element Feuer sei für Tony prägend, meinte der Regierungsrat: «He is on fire!» Und so habe er in den letzten 20 Jahren beim Kanton vieles bewegt.

Pfleger widerspricht Amstads Charakterisierung nicht: Ihn fasziniere die Umwelt, auf der «Grand Tour» vorerst die Schweiz, ihre Regionen und ihre Menschen. Bei der Abschiedsfeier in Engelberg wurden seine Kinder gefragt, ob sie denn ihren Vater als Rentner gleich erleben würden wie früher. Ohne zu überlegen, kam ihr Ja. Das heisst im Klartext, ich sei auch im Privatleben «on fire».

Jetzt schwimmt er im Rhein, irgendwann geht's in den Norden

Der Besitzer eines Campers plant mittelfristig. Irgendwann wollen seine Frau Claudia und er mit ihrem Mobil in den Norden Europas. «Aber dafür sind die Voraussetzung der Gegenwart nicht optimal», meint er. Wenn Tony dann wieder dauerhaften Boden unter die Füsse bekommt, beginnt ausserdem eine neue Phase als Richter am Obwaldner Kantonsgericht. Dafür sei er bereits vereidigt worden; die Tätigkeit als Laienrichter fasziniere ihn schon seit Jahren. Es würden allerdings auch seine Hobbys zum Tragen kommen, lässt uns die «Stimme aus Schaffhausen» wissen.

Wie steht’s um die Herausforderung, dass Tony Pfleger in Zukunft mehr Zeit mit seiner Ehefrau verbringen wird? Er lächelt und relativiert die Situation: «Claudia ist jünger als ich und zu 70 Prozent berufstätig. Dass wir schon immer ausreichend Berührungspunkte hatten, ist unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass wir 32 Jahre verheiratet sind –und», lächelt nochmals, er in der Vergangenheit wöchentlich an vier Tagen das gemeinsame Mittagessen zubereitet habe. Ein Wechsel in den Ruhestand sei trotzdem immer auch eine Reise ins Ungewisse, lässt er uns wissen.

Auf die «Basisdemokratie» verzichtet

Zurück ins Jahr 2000: Pfleger wechselte nach 18 Jahren als Sozialdienstleiter von Engelberg beruflich nach Sarnen in die Kantonsverwaltung. «Dieser Abschied fiel mir alles andere als leicht», erinnert er sich. Er sei mit dem Klosterdorf in Beruf und Freizeit sehr verbunden gewesen und musste sich daran gewöhnen, dass im Kanton die Umsetzung von Projekten viel mehr Zeit erforderte. «Es reden im kantonalen Sozialamt natürlich auch viel mehr Leute auf verschiedenen politischen Stufen mit als noch im Dorf», gibt er zu bedenken. Seine Tätigkeit habe sich etwas von der Klientel weg, auf die strategische Ebene, bewegt. Der familienpolitische Bereich habe ihn persönlich stark gefordert. Namentlich erwähnt Tony «die ganze KESB-Geschichte». Die Umsetzung begann 2008 und sie sei ihm zuweilen doch recht «auf dem Magen gelegen». Als Mensch sei er die zwei Jahrzehnte im Sozialamt wohl der gleiche geblieben. Er sagt: «Gleichwohl habe ich viel gelernt.»

Regierungsrat Amstad beurteilt den scheidenden Sozialamtsleiter als «offen, direkt, loyal, ausdauern, temperamentvoll», aber auch als «hartnäckig». Damit kann Tony Pfleger gut leben. Es habe halt entscheidende Punkte gegeben, bei denen ich entscheiden musste: «Ich will das so oder so, auch wenn die Belegschaft sich dagegen zu wehren schien», bekräftigt er. Um sich in seinem Laden auf eine verlässliche Struktur stützen zu können, habe er auf die sogenannte «Basisdemokratie» verzichten müssen. Das habe ihn jedoch nicht daran gehindert, einen eher kollegialen Führungsstil zu pflegen.

Er habe grosse Spuren hinterlassen, billigt Amstad dem verabschiedeten Chefbeamten zu. Pfleger nimmt diese Formulierung dankend zur Kenntnis, sieht jedoch in der Selbstbeurteilung einen etwas anderen Ansatz: «Alles, was ich gemacht habe, war nur durch die Unterstützung meines Teams und das Vertrauen der Politik zu Stande. «Mein Abschied setzt mich nur kurz ins Rampenlicht.» Das sei auch gut so.

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