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Luzern

Nach 100 Tagen im Amt: Viel Wohlwollen, hohe Belastung – so startete der Krienser Stadtrat

Der neue Krienser Stadtrat ist seit 100 Tagen im Amt. Stadtpräsidentin Christine Kaufmann zieht eine erste Bilanz.
Die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann (CVP) im Pilatussaal im Erdgeschoss des Stadthauses, in dem jeweils auch der Einwohnerrat tagt.  (Nadia Schärli (Kriens, 9. Dezember 2020))
Der neue Krienser Stadtrat an seiner ersten gemeinsamen Sitzung im September. Zu sehen sind (von links) Bildungsvorsteher Marco Frauenknecht (SVP), Sozialvorsteher Cla Büchi (SP), Bauvorsteher Maurus Frey (Grüne), Stadtpräsidentin Christine Kaufmann (CVP), Finanzvorsteher Roger Erni (FDP) und Stadtschreiber Guido Solari.
(Bild: Dominik Wunderli (2. September 2020)
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Stefan Dähler

Stefan Dähler

Seit dem 1. September ist die Krienser Exekutive völlig neu zusammengesetzt. Seither ist schon einiges passiert: Das Budget 2021 mit Steuererhöhung wurde präsentiert. Es gab intensive, emotionale Abstimmungskämpfe. Gegen den Willen des Stadtrats wurde die Initiative für ein Einzonungsmoratorium angenommen und die Einzonung des Weinhalde-Areals abgelehnt. Die Pilatus-Arena schaffte das Volksmehr nur knapp. Stadtpräsidentin Christine Kaufmann (CVP, 53) zieht eine erste Bilanz.

Wie intensiv waren die ersten Wochen für den neuen Stadtrat?Christine Kaufmann: Die Arbeit war und ist immer noch sehr intensiv, aber auch sehr spannend. Wir mussten uns im Stadtrat, in der Verwaltung und in externen Gremien einarbeiten. Beeindruckt hat mich die Vielfältigkeit der Aufgaben. Der schnelle Wechsel der Themen erfordert eine gute Organisation und viel Zeitmanagement.Am Anfang war im Stadtrat eine grosse Aufbruchstimmung und Motivation spürbar. Wie ist es heute?Das ist immer noch so. Mich beeindruckt auch das Wohlwollen der Bevölkerung. Es kommen auch heute noch Leute auf mich zu, die sich für den Mut und das Engagement für Kriens bedanken. Dabei werden oft auch respektvoll die enormen Herausforderungen angesprochen. Dieses Wohlwollen bestärkt mich in meiner Arbeit.Fast alle Geschäfte, die der neue Stadtrat bis jetzt vertreten musste, wurden noch vom Vorgängergremium vorbereitet. Welche eigenen Akzente konnten Sie setzen?Ja, bisher konnten wir inhaltlich noch keine eigenen Akzente setzen. Nach wie vor müssen pendente Geschäfte im Einwohnerrat abgearbeitet werden. Daneben haben wir noch andere Aufgaben, bei denen wir bereits Akzente setzen konnten. Unsere Verwaltung ist gut aufgestellt, die Prozesse sind klar und strukturiert. Gleichzeitig wollen wir die Gunst der Stunde nutzen. Wo neue Köpfe mitdenken, kommen auch neue Sichtweisen ins Spiel. Wir hüten uns aber vor Aktivismus und gehen allfällige Anpassungen mit Sorgfalt an, schliesslich sollen sie nur dann umgesetzt werden, wenn sie einen Mehrwert für die Bevölkerung, aber auch den Arbeitsalltag der Verwaltung bringen.Ein neuer Schwerpunkt scheint die Kommunikation zu sein. Es gibt das neue Gesprächsformat «Stadtgespräche», bei der die Bevölkerung mit dem Gesamtstadtrat in Kontakt treten kann. Weiter soll die Bevölkerung bei Bauprojekten stärker einbezogen werden. Wieso setzen Sie hier den Hebel an?Es bereitet mir Sorgen, wie die letzten Abstimmungen gelaufen sind. Es wurden Unwahrheiten verbreitet und es gab viel Gehässigkeit. Da frage ich mich schon, wie das weitergehen soll.

Wir wollen daher die Bevölkerung sowie das Parlament früher einbeziehen und schneller informieren. Kritische Fragen sollen behandelt werden, so spüren wir früher, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Mir ist wichtig, das Vertrauen der Bevölkerung und des Parlaments zu gewinnen. Dieses Vertrauen muss erarbeitet werden, dafür werde ich mich einsetzen.Gibt es weitere Bereiche, in denen der Stadtrat eine offensivere Kommunikation anstrebt?Wichtig ist mir der Ausbau meines Netzwerks: Kontakte mit anderen Gemeinden, Verbänden, Organisationen und Mitgliedern des Kantonsrats. Weiter habe ich in den ersten Wochen die Kontakte zu bereits ansässigen Firmen intensiviert. Es ist elementar, dass wir ein guter, verlässlicher und innovativer Partner für Firmen sind. Dies soll ausstrahlen auf Unternehmen, die sich einen Umzug nach Kriens überlegen. Ein grosser Wunsch meinerseits ist letztlich, dass unsere Stadt künftig wieder vermehrt mit positiven Meldungen von sich reden macht.Auf kantonaler Ebene konnte Kriens kürzlich einen Erfolg feiern: Der Kantonsrat hat die Abschaffung der Billettsteuer verworfen. Wie kann Kriens seinen Einfluss beim Kanton sichern?Wir informieren die Krienser Kantonsräte, zeigen ihnen auf, welche Haltung der Stadtrat hat und warum. Die erwähnte Motion hat aber auch eindrücklich gezeigt, wie wichtig es ist, dass Krienser Stadträte selbst im Kantonsrat vertreten sind (Anmerkung der Redaktion: Derzeit ist das bei Christine Kaufmann und Bauvorsteher Maurus Frey der Fall). Der Vorstoss konnte mittels intensiver Aufklärungsgespräche in den Fraktionen abgewehrt werden.

Ohne unsere Argumentation bei den direkten Gesprächen hätten wir das nicht geschafft.

Neben der Arbeit als Stadträtin kommt aber eine weitere zeitliche Belastung hinzu.Die Belastung ist grenzwertig, die Arbeit absorbiert viel Zeit, auch am Wochenende. Wir sind jedoch der Meinung, dass der direkte Zugang zur kantonalen Politik sehr wichtig ist. Das gilt auch für die Vertretung in überkommunalen Gremien. Die Synergien, die sich für Kriens daraus ergeben, rechtfertigen den Mehraufwand.Das Budget 2021 wurde im Einwohnerrat nur knapp angenommen. Am 24. Januar folgt die Volksabstimmung. In Ebikon sagte die Bevölkerung kürzlich Nein zu einer Steuererhöhung. Wie wollen Sie die Krienser Bevölkerung überzeugen?Wir müssen aufzeigen, wofür der Steuerfranken eingesetzt wird und dass wir auf das Budget angewiesen sind. Wir müssen aufzeigen, was ein Nein bedeuten würde: Es gäbe weitere Verschärfungen bei den Sparmassnahmen, auch ein Eingreifen des Regierungsrats wie 2018 in Emmen wäre möglich. Grundsätzlich üben wir in diesem Thema den finanzpolitischen Spagat: Wir müssen den Gürtel enger schnallen, um den angestrebten Schuldenabbau realisieren zu können. Gleichzeitig wollen wir die Zukunft von Kriens gestalten. Dafür braucht es eine sorgfältige und umsichtige Planung. Ich hoffe deshalb, dass uns das Stimmvolk sein Vertrauen schenkt.Ein Ziel des neuen Stadtrats ist, strategischer tätig zu sein. Doch die Verwaltung steht unter Spardruck. Kann der Stadtrat so auf der operativen Ebene genügend entlastet werden?Der zunehmende Anstieg bei den Aufgaben und deren Komplexität setzt die Verwaltung tatsächlich unter Druck. Die meisten Arbeiten des Stadtrats bewegen sich trotzdem auf der strategischen Ebene. Wie erwähnt wirken wir Stadtratsmitglieder neben der eigentlichen Tätigkeit in den Departementen zusätzlich für die Stadt in verschiedenen Gremien mit. Das macht unsere Aufgabe noch spannender – und intensiviert den Alltag zusätzlich. Dadurch können wir gar nicht mehr auf der operativen Ebene tätig sein, dazu reicht die Zeit nicht.
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