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Luzern

MParc-Zukunft: Die spannendste Abstimmung in Ebikon seit Jahren

Sollen die Ebikoner Stimmberechtigten am 10. Februar der Migros den Weg ebnen zu ihrem Grossprojekt? Ein Pro- und ein Nein-Komitee bringen sich in Stellung. Dabei zeigt sich: In praktisch allen Parteien gibt es Befürworter und Gegner.
Blick ins Qube-Quartier – so der Name des Projekts –, wie es dereinst aussehen könnte. (Visualisierung: Migros Luzern)

Roman Hodel

Es wird spannend am 10. Februar: Die Ebikoner befinden über den Bebauungsplan und die Teilzonenplanänderung Weichle. Beide Vorlagen sind nötig, damit die Migros ihr brachliegendes MParc-Areal zu einem Quartier mit 340 Wohnungen umnutzen kann (wir berichteten). So denn die Ebikoner Ja dazu sagen werden.

Pro-Komitee: Die bauliche Entwicklung nicht den Nachbargemeinden überlassen

Zumindest das überparteiliche Ja-Komitee «Ebikon vorwärts bringen!» will dafür sorgen, dass die Ebikoner Ja sagen. Dessen Co-Präsidium gehören Vorstandsmitglieder von FDP und GLP, CVP-Mitglieder und Parteilose an. «Das geplante Quartier ist mit dem ÖV bestens erschlossen und deshalb am richtigen Ort und hat mit der Migros zudem die richtige Partnerin», sagte CVP-Mitglied Kurt Steiner am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Laut dem Komitee würde die Siedlung das Bahnhofgebiet und das Höfli-Quartier aufwerten. «Die Quartierbewohner freuen sich darauf», weiss Steiner.

Weiter nähme aus Sicht der Befürworter der Verkehr nicht zu, weil pro Wohnung nur 0,6 Parkplätze vorgesehen sind. Und finanziell wäre die Siedlung aus Sicht des Komitees ohnehin lukrativ für die Gemeinde. Zum einen spült die Mehrwertabgabe rund 3,5 Millionen Franken in die Kasse – für das finanziell nicht auf Rosen gebettete Ebikon ein Segen, findet das Ja-Komitee. «Und die vielen neuen Bewohner sorgen für mehr Steuereinnahmen, die wir auch benötigen, um die Infrastruktur wie etwa Schulhäuser zu bauen», sagte FDP-Präsident René Friedrich. Bauen würde die Migros mit den noch zu bestimmenden Investoren «marktorientiert», wie das Komitee betont. Will heissen: Nur wenn die Nachfrage da ist. Deshalb hält Friedrich die Angst vor hohem Leerwohnungsbestand für unbegründet – auch wenn dieser aktuell schon hoch ist: «Der Grossteil der heute leerstehenden Wohnungen ist alt, der Rest teils schlicht zu wenig attraktiv.»

Das Projekt Weichle hingegen werde attraktiv sein, «von hoher Qualität», sagte GLP-Mitglied Stefan Gassmann: «Der Park zwischen den Häusern brächte Luft ins Quartier und das Hochhaus würde einen städtebaulichen Akzent im langgezogenen Ebikon setzen.» Bezüglich des kritisierten Schattenwurfs sagte er: «Dieser würde im Winter primär auf den teils von einem Glasdach überdeckten Park fallen.» Und er erinnerte daran, dass diese bauliche Verdichtung im Rontal von der Bevölkerung gewollt sei – im Rahmen des Raumplanungsgesetzes und des Richtplans.

«Ein solches Stadtquartier macht manchen Leuten Angst, das ist verständlich. Doch wollen wir nostalgisch ein Dorf erhalten, dass es so schon lange nicht mehr gibt, oder ermöglichen wir die Entwicklung am richtigen Ort?», fragte Kurt Steiner und fügte an: «Leider geht es vielen Ebikonern gar nicht so sehr um dieses Projekt, sondern sie wollen generell weniger Wachstum und sie nutzen dafür nun diese Abstimmung.» Dabei werde bei einem Nein einfach woanders gebaut – in den Nachbargemeinden. «Diese können dann die Steuern senken – und wir erhöhen», sagte Friedrich. Für das Ja-Komitee wäre ein Nein fatal, weil gemäss Steiner auch die Alternative fehlt: «Der MParc würde wohl über Jahre als Lager dienen mit entsprechend viel Verkehr. Es wäre für das Image von Ebikon nicht förderlich.»

Nein-Komitee: Lebendiges Dorf statt Ebikon mit diesem «Monsterprojekt» zubauen

Für die Gegner der Vorlage streuen die Initianten den Ebikonern Sand in die Augen. «Vieles wird versprochen und schöngeredet – das weckt ungute Erinnerungen», schreibt das erst kürzlich gegründete, überparteiliche Nein-Komitee «Ebikon denkt weiter» in einer Mitteilung und spielt damit auf die Mall-Abstimmung an. Die Ebikoner sagten damals Ja zum Projekt, gerade wegen des Erlebnisbades, welches nie realisiert wurde.

Dem Co-Präsidium des Nein-Komitees gehören auffällig viele CVP-Politiker an. Zudem SVPler, Parteilose und Exponenten der FDP. Letztere hat als erste Partei die Ja-Parole beschlossen. Vorstandsmitglied Silvia Illi engagiert sich dennoch im Co-Präsidium des Nein-Komitees. Sie sagt auf Anfrage: «Ich war von Anfang an dagegen, weil unser Höfli-Quartier etwas Besseres verdient.» Das «Monsterprojekt», wie es vom Komitee bezeichnet wird, sei viel zu gross. «Wir haben heute schon einen hohen Leerwohnungsbestand, dieser würde sich durch das Qube-Projekt massiv erhöhen.» Auch würden Leerstände keine Steuereinnahmen generieren. «Letztere wären aber nötig, denn wegen der vielen Neuzuzüger – in Ebikon sind rund 1000 Wohnungen geplant – muss die Infrastruktur ausgebaut werden», sagt Illi. Die publizierten 3,5 Millionen Franken, die die Gemeinde mit der Realisierung des Projektes letztlich als Mehrwertabgabe erhielte, würden hierfür laut Illi bei weitem nicht ausreichen.

Vom Projekt selber hält das Nein-Komitee ohnehin wenig. Illi fragt sich beispielsweise, wer mit Kindern schon zwischen Bahngleisen und Hauptstrasse wohnen wolle: «Zumal die Schulhäuser alle auf der anderen Seite der Hauptstrasse liegen und die Gemeinde dann womöglich eine teure Überführung bauen muss.» Weiter würden die Visualisierungen grosszügige Aussenräume, versprechen, «dabei wird mit einer Ausnützungsziffer von 1,8 extrem verdichtet». Ein Dorn im Auge ist auch das Hochhaus und dessen Schattenwurf auf die anderen Häuser des Areals, was die Wohnqualität beträchtlich mindere. «Solche Wohnungen sind nicht attraktiv», sagt sie. Und dass man den Bewohnern mit Blick auf die 0,6 Parkplätze pro Wohnung vorschreibe, quasi autoarm zu leben, sei eine Bevormundung. Ganz zu schweigen vom Umstand, dass der Investor auch noch nicht feststehe.

Vor allem ginge aus Sicht des Nein-Komitees mit der Umzonung eine der letzten Landreserven fürs Gewerbe verloren. Und den Abriss des erst 20-jährigen MParc-Gebäudes bezeichnet das Komitee im Argumentarium gar als «ökologischen und ökonomischen Unsinn».

Dem Nein-Komitee geht es letztlich um etwas Grundsätzliches. Die Mitglieder sehen die Entwicklung von Ebikon skeptisch. «Mit solchen Grossprojekten wird Ebikon zur Schlafstadt – wir aber möchten ein lebendiges Dorf bleiben», sagt Illi. «Das erreichen wir nur mit einem massvollen und qualitativen Wachstum und nicht, in dem wir alles verbauen.»

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