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Nidwalden

Mountainbiker erhalten mit neuem Verein mehr Einfluss

Ende März dieses Jahres wurde der Verein Mountainbike Nidwalden gegründet. Am Montag fand der erste offizielle Vereinsanlass statt. Dort stellte sich auch Regierungsrat Joe Christen den Fragen des Publikums.
Der Vorstand des Vereins Mountainbike Nidwalden mit Regierungsrat Joe Christen (von links): Thomy Vetterli, Alex Denier, Raffael Blättler, Joe Christen, Nora-Lina Burch, Toni Odermatt, Alexander Schuler und Valentino Tramonti. (Bild: André A. Niederberger (Beckenried, 11. April 2022))
Landwirtschafts- und Umweltdirektor Joe Christen präsentiert den politischen Fahrplan des Mountainbike-Konzepts Nidwalden. (Bild: Kristina Gysi (Beckenried, 11. April 2022))

Kristina Gysi

Ob «Flow-Gates» oder «Shape-Days»: Regierungsrat Joe Christen ist nicht unbedingt ein Verfechter von Anglizismen. Von diesen gab es im Rahmen der Gründungs- und Informationsveranstaltung des im März entstandenen Vereins Mountainbike Nidwalden jedoch einige. Gründungsmitglied Thomy Vetterli hat volle Arbeit geleistet: Christen ist der erste Zentralschweizer Regierungsrat, der bei der offiziellen Gründung eines kantonsweiten Mountainbike-Vereins mit dabei war – und gleich selbst das Wort an die anwesenden Gäste richtete.

Rund 70 Menschen waren es, die am Montagabend im Saal des Restaurants Seerausch in Beckenried den Ausführungen der Referentinnen und Referenten lauschten. In der anschliessenden Fragerunde, bei der auch Landwirtschafts- und Umweltdirektor Christen bereitwillig Rede und Antwort stand, konnten zudem einige Unklarheiten beseitigt werden. So erwies sich der hohe Besuch als sehr nützlich, denn es wurde aufgezeigt, wie der Kanton künftig mit den Mountainbikerinnen und Mountainbikern zusammenarbeiten könnte.

Es ist eines der Ziele des neuen Mountainbike-Vereins: Bald soll auch diese Interessensgruppe – gemeinsam mit Vertretenden etwa aus der Landwirtschaft oder der Wandersektion – am Verhandlungstisch sitzen und mitreden können. Dies hat auch für den Kanton einen klaren Vorteil, wie Christen auf Anfrage sagt: «Bisher hatten wir keine wirkliche Ansprechperson aus der Mountainbike-Community, aber die Forderungen kamen trotzdem.»

Nun sei man organisiert und wisse gegenseitig, an wen man sich wenden könne. «Jetzt kann der Dialog offiziell und ordentlich stattfinden», so Christen.

Der Zeitplan ist sportlich

Ebenfalls stellte Christen den politischen Fahrplan des Mountainbike-Konzepts Nidwalden vor, das seit Februar dieses Jahres erarbeitet wird. Dessen finale Umsetzung solle von 2025 bis 2030 erfolgen. Was sich für Laien wie eine halbe Ewigkeit anhören dürfte, ist in Wahrheit ein politischer Schnellzug. Das Konzept unterliegt teilweise dem kantonalen Fuss- und Wanderweggesetz und muss partiell angepasst werden. «Wenn man sehr schnell unterwegs ist, geht eine Gesetzesrevision zwei bis drei Jahre», erklärt Christen. «Wir haben uns also ein grosses Ziel gesetzt.»

Ein zentraler Punkt des neuen Konzepts müsse auch sein, dass alle involvierten Interessensgruppen davon profitieren können, so Christen. «Es darf nur Gewinner und keine Verlierer geben», sagt er. Doch wie realistisch ist das? «Sehr realistisch», sagt Joe Christen im Gespräch. So würden Bergbahnen vom zunehmenden Mountainbike-Boom profitieren. Oder man könne die Strecken teilweise so planen, dass sie an einem Hofladen vorbeiführen. «Ziel ist es, dass Velotouristen am Abend mit einem volleren Rucksack nach Hause fahren als sie ihn morgens mitgenommen haben», so Christen. Nur wenn alle Involvierten am selben Strick ziehen, sei es möglich, ein gesamtheitlich vertretbares Konzept zu erarbeiten.

Zur Veranstaltung in Beckenried waren jedoch nur Mountainbike-Befürwortende geladen. Dies sei bewusst so geschehen, wie Mitorganisator Vetterli im Vorhinein klarstellte. Es gehe primär darum, aufzuzeigen, wie sich die Mountainbike-Community aufstellen und sich künftig einbringen wolle. Alle anderen Organisationen und Institutionen wie etwa Tourismus, Umwelt und Forstwirtschaft würden vom Kanton an einem anderen Tag an den runden Tisch gebeten.

Ressourcen aus dem Verein sollen auch in Fachfragen genutzt werden

Die Möglichkeit, dem anwesenden Regierungsrat Fragen stellen zu können, wurde rege genutzt. «Für mich wäre die schlimmste Vorstellung, wenn ich in zehn bis zwanzig Jahren nur noch vordefinierte und präparierte Trails nutzen und die Wanderwege nicht mehr befahren darf», meldet sich eine Stimme aus dem Publikum. Wie hier die Tendenz sei, will sie wissen. Joe Christen antwortet, dass die Grundidee des Kantons sei, die Co-Existenz von Wandernden und Mountainbike-Fahrenden zu fördern. Man müsse herausfinden, auf welchen Streckenabschnitten sich diese problemlos kreuzen können und wo nicht. «Hierbei kann man sich aber nicht auf den superwilden Mountainbiker konzentrieren, sondern muss für die grosse Masse arbeiten.»

Auch hier kann der neu gegründete Verein Mountainbike Nidwalden Abhilfe schaffen, ist sich Vetterli sicher. Zwar lege der Kanton die Rahmenbedingungen fest, jedoch sei die Umsetzung Sache der Gemeinde. «Nun hat der zuständige Gemeinderat Ansprechpartner aus unserer Community, die in entsprechenden Fragen mit Fachwissen helfen können.» Dies bedinge jedoch auch das Engagement und die Bereitwilligkeit der Vereinsmitglieder.

Mit der Gründung des Vereins Mountainbike Nidwalden und somit auch einer Kontaktstelle für Kanton, Gemeinden und andere Interessensgruppen ist ein weiterer Schritt in der umstrittenen Thematik getan. Ziel ist es schliesslich, nicht nur problematische Wander- und Bikestrecken zu entflechten, sondern eben auch die Gemüter der Nutzerinnen und Nutzern.

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