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Luzern

Modeberatung online? Eine der ältesten Boutiquen in Luzern macht's vor

Angelina Bucheli (66) führt eine Kleiderboutique, die es schon 50 Jahre gibt. Während des Lockdowns hatte sie alle Hände voll zu tun. Denn vor dem Bildschirm sind die Kundinnen besonders anspruchsvoll.
Angelina Bucheli vor ihrer Boutique an der Hirschmattstrasse. (Bilder: Pius Amrein (Luzern, 4. März 2021))
Jetzt kann man wieder im Laden einkaufen. Blick in den MC Store.

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

«Das tut gut!», sagte Angelina Bucheli (66). Sie ist seit Januar 1991 Geschäftsführerin der Modeboutique MC Store. Sie und ihr Team sind erleichtert, dass seit Anfang März der direkte Verkauf wieder erlaubt ist. «Der persönliche Kontakt zu den Kundinnen hat uns sehr gefehlt. Kleider müssen angezogen, angefasst werden können. Es geht ums Einkleiden, nicht einfach ums Verkaufen», schildert sie mit Begeisterung das, was sie seit über 35 Jahren macht. Kurz: Die Frau brennt für Menschen und Mode, für Farbe und Form.

Mit der erzwungenen Ladenschliessung habe es nicht etwa weniger Arbeit, sondern fast doppelt so viel gegeben. Anstatt dass eine Kundin den Laden betritt und die neuesten Teile in echt probieren und anfassen kann, ging die Kundinnenberatung online über die Kanäle von Facebook, Instagram, E-Mail oder auch telefonisch.

Die Kundinnen hatten im Homeoffice wohl viel Zeit

Da konnten schon mal sieben Kontakte für ein Kleidungsstück von 80 Franken stattfinden, und wo möglich wechselte die Kundin auch noch den Kanal. Angelina Bucheli erzählt:

«Ich musste eine Liste führen, um genau zu wissen, wo und auf welchem Kanal wir beim letzten Kontakt stecken blieben.»

Die Anfragen gingen stark ins Detail. Bucheli hat die Vermutung, dass einige viel zu viel Zeit hatten im Homeoffice – und sich am Ende dann doch nicht entscheiden konnten.

Alles begann auf 18 Quadratmetern

Die Geschichte von MC Store fing 1970 mit Maya Roos an, und zwar in der Luzerner Altstadt an der Furrengasse 7. Das Lokal hatte 18 Quadratmeter und angeboten wurden Damen- wie Herrenmode. Mitte der 80er-Jahre fing dann Angelina Bucheli an im MC Store zu arbeiten und 1991 übernahm sie das Geschäft.

Bereits als Jugendliche hat sich Angelina Bucheli ihr Outfit selber genäht. Als sie dann als Au-pair nach England ging, um die Sprache zu lernen, gab es eine schicksalshafte Wendung. Weil sie sich mit der Gastfamilie nicht verstand, musste sie sich einen Job suchen. «Ich hatte Glück. Im ersten Laden, in dem ich nach Arbeit fragte, konnte ich schon Tage später anfangen. Der Verkauf von Kleidern begeistert mich bis heute», erzählt sie.

Die Hirschmattstrasse ist jetzt die zweite Adresse in den 50 Jahren MC Store. Die ersten zwei Buchstaben stehen übrigens für «Mens Collection». Obwohl sich die Ladenfläche auf 70 Quadratmeter erhöht hat, wird hier keine Männermode mehr angeboten. Bucheli erklärt:

«Wir haben nur ein Schaufenster. Ist dort ein Rock ausgestellt, kommt kein Mann in den Laden.»

Ihr Sortiment hält sie bewusst im mittleren Preissegment und deckt zwei Saisons und Zwischenkollektionen ab. Ihre Kundinnen tragen Kleidergrössen von 32 bis 44, sind zwischen 1,55 und 1,87 Meter gross, die älteste Kundin ist 100 Jahre alt. Ihre Treffsicherheit beschert ihr eine äusserst treue Kundschaft aus der Stadt und vom Land – und dies zum Teil seit über 30 Jahren.

«Mein modisches Flair hat nicht das Ziel, den Frauen Kleider zu verkaufen, die sie jung machen», sagt sie und erklärt:

«So würde ich Vintage-Mode Frauen, die bereits im Vintage-Alter sind, nicht empfehlen.»

Ihre eigene Garderobe wählt sie am Morgen spontan aus, das gehe schnell und sie brauche weniger Zeit als etwa vor dem Spiegel. Und wie sieht sie die Zukunft? «Es wäre schön, eine Nachfolgerin zu finden. Ich würde mich freuen, diese Person eine gewisse Zeit zu begleiten.»

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