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Luzern

Mit dem Personal-Trainer auf die Skipiste: Neu gibt es Mentoren für ambitionierte Skifahrer

Ein Personal Trainer für ambitionierte Skifahrer? Das gibt es jetzt – für Leute mit langem Atem und genügend Geld.
Ein Skilehrer hilft einer Skischülerin, sich richtig auf den Brettern zu bewegen. (Bild: Getty)

Natalie Ehrenzweig

In einer total fliessenden Bewegung den frischverschneiten Hang hinuntergleiten, mühelos die Carving-Kurven ziehen und das Momentum der Ski perfekt nutzen. Etwa so stellen sich Hobbyskifahrer ihre Skifahr-Erlebnisse vor. Um sein Niveau zu verbessern, könnte man sich Privatstunden bei einer Skischule organisieren. «Das Problem ist aber, dass man selten über eine längere Zeit den gleichen Skilehrer hat. So kann man auch nicht an einem Prozess arbeiten, sondern hat einfach immer wieder einen kurzen Input. Das ist bei Skiers accredited anders», erklärt Alex Singenberger, der bei der etwas anderen Skischule als Mentor arbeitet – so nennen sich dort die Skilehrer.

Alex Singenberger ist in Emmetten aufgewachsen und hat viele Jahre auf der FIS-Tour verbracht. Als Synchro-Ski-Weltmeister und Renncoach bringt er viel Erfahrung mit. So oder ähnlich lesen sich die Profile ­aller Mentoren. «Das Zielpublikum sind denn auch Skifahrer, die bereits gut fahren, aber sich weiterentwickeln wollen», erklärt Nina Öqvist, Managerin von Skiers accredited in der Schweiz. Mit einem Mentor auf der Piste unterwegs ist beispielsweise Stefan Gratzer (50) aus Pfäffikon. «Ich habe Nina per Zufall auf der Skipiste angetroffen. In der Gondel kamen wir ins Gespräch und sie erzählte mir von ihrem Job», erzählt der Banker. Der gebürtige Österreicher fährt schon Ski seit er drei Jahre alt ist: «Ich war an einem Punkt, an dem ich mich nicht mehr weiterentwickelte. Seit 2016 habe ich intensiv mit Skiers accredited gearbeitet. Ich konnte dabei mein Level allgemein verbessern. Nun habe ich wieder viel mehr Spass am Fahren.»

Mitgliederbeitrag kostet 16'200 Franken

Wer sich für Skiers accredited interessiert, bucht eine Schnupperstunde. «Dabei schauen wir uns an, wie die Person fährt, bringen in Erfahrung, was ihr Ziel und ihre Motivation ist, und sie erlebt, wie wir arbeiten», erklärt Nina Öqvist. Der Mitgliederbeitrag sprengt mit 16'200 Franken das Budget der meisten Normalverdienenden. Er gilt lebenslang und kann in Raten beglichen werden. Zurzeit zählt Skiers accredited etwa 400 Mitglieder aus zehn Ländern. Dennoch hält das Unternehmen den Mitgliederbeitrag für gerechtfertigt: «Bei uns bezahlt man nicht für eine Anzahl Stunden, sondern für den ganzen nachhaltigen Prozess, den wir in drei Schritte aufteilen. Jeder braucht so lange, wie er halt braucht. Ein Schritt besteht aus drei Tagen intensiver Betreuung», erläutert die Managerin. Dazwischen könnten Mitglieder an zweistündigen so genannten Checkpoints teilnehmen, bei denen geschaut werde, ob die Entwicklung wie gewünscht verlaufe.

Skischulen: «Keine Konkurrenz»

Die Mitglieder hätten ganz unterschiedliche Ziele, sagt Alex Singenberger. «Aber allgemein lässt sich sagen: 80 Prozent derjenigen, die Carvingski fahren, nützen den Ski nicht optimal. Zum Beispiel carvt nur der eine Ski, der andere nicht. Deshalb geht es darum, wahrzunehmen, wie genau die Bewegung abläuft.» Allerdings sei das oberste Ziel, Spass zu haben, das Skifahren noch mehr zu geniessen und Chef über die Ski zu sein.

Soweit, so exklusiv. Doch auch bei den traditionellen Schweizer Skischulen hat sich in den letzten Jahren etwas getan: An Orten wie St.Moritz, Gstaad oder Zermatt werde der Privatunterricht in einer umfassenderen Palette angeboten, um so das Bedürfnis der Gäste abzudecken, betont Gaby Mumenthaler, Vizedirektorin von Swiss Snowsports. «Auch für gute Schneesportler, die sich weiterentwickeln wollen, bieten wir Produkte an.» Die Alternative von Skiers accredited wird bei den Schweizer Skischulen eher als Ergänzung denn als Konkurrenz gesehen: «Entsprechend sind einige unserer Schweizer Experten, welche in einer Skischule arbeiten, auch als Mentoren tätig», sagt Mumenthaler und ergänzt: «Skiers accredited spricht ein exklusives Kundensegment an, dementsprechend sind auch die Kosten.»

Und wie wird das Angebot aus touristischer Warte betrachtet? Sibylle Gerardi, Mediensprecherin von Luzern Tourismus, kennt die Firma. Sie wisse, dass Engelberg mit Skiers accredited in Kontakt stehe: «Möglicherweise wäre dies auch für andere Skigebiete spannend. Für uns als Destination, die auch ein sehr breites und qualitativ gutes Angebot an Skigebieten hat, wäre es sicherlich erfreulich, mit ein, zwei Destinationen bei Skiers accredited präsent zu sein.»

Zurück zu Kunde Stefan Gratzer. «Ich will mich entwickeln, mich verbessern. Im Job, auf dem Golfplatz, beim Tennis und auch auf der Skipiste», betont er. Während seine Kinder in Klosters in die Skischule gehen, arbeitet er an seinem Ziel. «Ich habe viel gelernt. Ich setze heute die Kanten bewusster ein, habe eine bessere Balance, setze die Stöcke richtig ein. Fahren im Tiefschnee macht mir mehr Spass.» Da er über einen längeren Zeitraum von seinem Mentor begleitet werde, sei der Leistungsgewinn dauerhaft. «Klar, ich hätte mir einen Privatlehrer suchen können. Doch hier bekomme ich ein fertiges Paket.»

HINWEIS
Weitere Infos: www.skiersaccredited.com, www.swiss-ski-school.ch

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