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Luzern

Mike Müller über das Bestatter-Business: «Luc Conrad ist halt unorthodox»

Der Kabarettist, Autor und Schauspieler Mike Müller hielt während sechs Staffeln die Hauptrolle des SRF-Bestatters Luc Conrad inne.
So kennt man den «Bestatter»: Mike Müller (55) als Luc Conrad. (Bild: SRF/Sava Hlavacek)

Interview Chiara Zgraggen

Mike Müller, welche Frage von Journalisten können Sie nicht mehr hören?

Es gibt manchmal Interviews, die einander sehr ähnlich sind. Wenn man dann drei gleiche Interviews hintereinander hat, kommt einem nichts Neues mehr in den Sinn. Immer wieder taucht die Frage auf, was ich eigentlich gegen die SVP hätte. Sie ist halt die grösste Partei, ich kann auch nichts dafür. Private Fragen beantworte ich auch nicht sehr gerne.

Wie viel Mike Müller steckt eigentlich in Luc Conrad?

Grundsätzlich füllt man die Rolle immer damit aus, was einem zur Verfügung steht. Insofern steckt sehr viel von mir in dieser Figur, aber wiederum auch nicht. Ich war ja nie Polizist oder Bestatter.

Wie qualifiziert man sich eigentlich für die Rolle des Bestatters? Braucht man hierzu wie in Ihrem Fall 27 Semester Philosophiestudium?

Nein, die braucht es nicht. Sie müssten diese Frage den Verantwortlichen stellen. Ich weiss, dass auch zwei, drei andere Schauspieler im Gespräch waren. Ich weiss aber nicht wer. Letztlich war es ein künstlerischer Entscheid, der mit Vertrauen und der Einschätzung eines Potenzials zu tun hat. Der Produzent Markus Fischer sagte von Beginn weg, dass er mich gerne hätte.

Laut dem echten Bestatter Rolf Arnold sind viele Situationen in der Serie realitätsfremd (siehe folgenden Link). So etwa der Assistent, der durch dunkle Kleidung und schwarz geschminkte Augen auffällt.

Einerseits gibt es zu Bestattungsangelegenheiten verschiedene Haltungen. Es gibt beispielsweise Bestatter, die sich bei uns beschweren, dass wir ohne Handschuhe arbeiten. Ich weiss aber, dass einige Bestatter auch ohne Handschuhe arbeiten. Klar, dass man den Pullman (Bestatter-Wagen, Anm. d. Redaktion) nimmt, um Leute zu transportieren, ist eher ungewöhnlich. Auch ein Goth als Bestattungsassistent und späterer Partner ist eher heikel bei einem Bestattungsunternehmen, das sehr auf Diskretion und Seriosität schaut. Aber auch auf Polizeiebene birgt die Serie massive Fehler. Wir sind uns dessen bewusst, das ist bei jeder Serie so.

Können Sie das etwas ausführen?

Beispielsweise sieht man kaum einen Staatsanwalt, obwohl dieser in echt eine entscheidende Rolle spielt. So zum Beispiel wenn es darum geht, überhaupt Ermittlungen aufzunehmen. Auch die Verhörsituation machen sehr oft Staatsanwälte und sowieso werden Befragungen nie im Alleingang gemacht. Da sind immer mehrere Leute beteiligt. Es ist auch so, dass je höher die Anzahl Ermittler ist, desto eher wird ein Fall aufgeklärt. Deshalb gibt es auch eine grosse Diskrepanz zwischen der Aufklärungsrate auf dem Land und in der Stadt.

Welche Fehler sind denn ärgerlich?

Wenn Schreiber beispielsweise nicht wissen, was eine Totenstarre ist und wann diese eintritt. Man muss aber auch sagen, dass gewisse Handlungen zu Gunsten der Fiktion getätigt werden. Letztlich sind wir ein Unterhaltungsmedium. In der Realität ist der Tod alles andere als ein Unterhaltungselement, sondern es ist das ultimative Schiefgehen des Lebens. Ich finde, gewisse Dinge sollte man sich als Produktionsteam da einfach rausnehmen. Essen im Bestattungswagen finde ich da noch nicht so schlimm. Luc Conrad ist halt ein unorthodoxer Bestatter. Er hat ja auch schon Lebendige transportiert in den Särgen. So lange man die Glaubwürdigkeit nicht total verletzt, kann man solche Dinge schon machen.

Wie der Bestatter Arnold berichtet, hat die Serie das Image der Branche erheblich verbessert. Freut Sie das als Schauspieler?

Das freut natürlich sehr, wir haben auch vielfach ähnliche Rückmeldungen erhalten. Das Bestattungswesen ist eine Dienstleistung, die sorgfältig ausgeführt werden soll und Leuten in schwierigen Lebenssituationen helfen kann. Ein Bestatter betritt stets eine Situation, die schwer ist. Fälle wie wenn Kinder versterben, sind natürlich das schlimmste für Bestatter oder auch Notärzte. Wenn also diese Berufsgattung durch die Serie mehr Wertschätzung erhält, freut mich das natürlich sehr.

Ab dem kommenden Frühjahr gehen Sie mit Viktor Giacobbo und dem Zirkus Knie auf Tournee. Haben Sie Ihren ehemaligen Partner derart vermisst?

Nein, wir sind ja befreundet und waren immer wieder zusammen auf der Bühne und auch privat in Kontakt. Das Zirkusprojekt ist nun ein spannendes und grosses Projekt.

Sie waren bereits zwei Mal in der Sendung von Roger Schawinski, zuletzt im März 2015. Dort sagten Sie, der Bestatter werde nicht mehr ewig weitergehen. Gab es damals insgeheim bereits Gespräche zum Ende?

Mit Sicherheit. Aber ich weiss nicht mehr, auf welchem Stand wir waren. Ich fand immer, eine moderne Serie hat eine Halbwertszeit und die Geschichte ist irgendwann erzählt. Wenn ich so etwas am Horizont schimmern sehe, muss definitiv übers Ende gesprochen werden. Man sollte dann aufhören, wenn alles noch in Ordnung ist.

Bei der No-Billag-Initiative wurde immer damit geworben, dass es den Bestatter bei einer Abschaffung der Gebühren nicht mehr gäbe. Kurz darauf wurde dennoch das Ende der Serie bekannt gegeben. Das ist doch unfair.

Ja, das hat man mir ein wenig zu recht vorgeworfen. Das Ende des Bestatters war aber schon klar, als das Abstimmungsdatum noch nicht einmal bekannt war. Ich fand einfach, das Ende oder Nicht-Ende lassen wir uns sicher nicht von libertären Jungfreisinnigen, die wenig Ahnung vom Fernsehgeschäft haben, vorschreiben.

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